Krach beim G-8-Gipfel Sarkozy drohte Bush mit vorzeitiger Abreise
Hamburg - Die Einigung zum Klimaschutz beim G-8-Gipfel in Heiligendamm ist erst nach einer heftigen Debatte zustande gekommen. Dabei habe Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush mit einer vorzeitigen Abreise gedroht, berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf ein geheimes Protokoll. Sie stützt sich dabei auf die Aufzeichnungen eines sogenannten Sherpas, eines hochrangigen Regierungsmitarbeiters, der die Debatte direkt verfolgte und Notizen für sein Team anfertigte.
Demnach kam Bush als Erster in der Runde zu Wort und sagte: "Unser größtes politisches Problem ist China." Alle Industriestaaten müssten sich fragen, wie sie auf Dauer mit China konkurrieren wollten. Protektionismus sei kein Ausweg. In diese "Falle" dürften die G-8-Staaten nicht tappen. Bush habe mehrfach betont, wie notwendig es daher sei, China in ein künftiges Klimaschutzabkommen einzubinden.
Der britische Premierminister Tony Blair bemühte sich laut Aufzeichnungen mehrfach, Bush dazu zu bewegen, nicht nur eine Rückkehr der USA in den Uno-Klimaprozess, sondern auch eine konkrete Zielmarke zu unterschreiben. Bush habe erwidert: "Ich akzeptiere unter keinen Umständen ein festgelegtes Klimaziel. Es ist mir egal, wenn das ein Fehlschlag wird." Verpflichtungen, die nicht auch für China gelten, werde er nicht unterschreiben.
Sarkozy soll daraufhin mit seiner Abreise gedroht haben. Er wolle lieber ohne eine Abmachung aus der Runde gehen als mit einer schlechten Abmachung, soll er gesagt haben.
Den Europäern habe es nicht ausgereicht, dass es im G-8-Abschlusspapier lediglich heißen sollte, die Halbierung des Treibhausgasausstoßes bis 2050 werde man "in Betracht ziehen". Bush selbst habe laut Protokoll am Ende vorgeschlagen, die Formulierung zu ändern in "ernsthaft in Betracht ziehen". Damit hätten sich die Europäer schließlich zufrieden gegeben.
kaz/dpa/ddp