Krieg in Syrien Russische Kampfjets fliegen erstmals Angriffe von Iran aus

Russischer Kampfjet vom Typ TU22M3 (Archivbild)
Foto: MAXIM SHEMETOV/ REUTERSRussland hat erstmals Langstreckenbomber für den Einsatz im Syrienkrieg nach Iran verlegt. Diese hätten am Dienstag von der Luftwaffenbasis Hamadan aus Angriffe in Syrien geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Kampfjets sollen die Extremisten des "Islamischen Staats" (IS) und der Miliz Dschabhat Fatah al-Scham angreifen.
Bei den Angriffen sind dem Ministerium zufolge fünf Lager für Waffen und Treibstoff sowie mehrere Ausbildungslager zerstört worden. Außerdem seien drei Kommandozentralen getroffen worden, wobei zahlreiche Kämpfer getötet worden seien. Eingesetzt worden seien Flugzeuge vom Typ Tu-22M3 und Sukhoi-34.
Russland und Iran gelten als die engsten Verbündeten der syrischen Regierung unter Baschar al-Assad. Sie unterstützen sie militärisch, finanziell und politisch.
Die russische Militärintervention in dem Bürgerkriegsland begann am 30. September 2015. Als Ziel der Mission rief Präsident Wladimir Putin "die Stabilisierung der legitimen Macht in Syrien und Schaffung der Voraussetzungen für einen politischen Kompromiss" aus.
Das erste Ziel hat der Kreml erreicht: Assad sitzt heute fester im Sattel als vor einem Jahr, mithilfe der russischen Bombardements haben seine Truppen verlorene Gebiete zurückerobert. Das zweite von Putin ausgerufene Ziel der Militärintervention hat es in Wahrheit nie gegeben. Russland hat bislang kein Interesse an einem politischen Kompromiss gezeigt, sondern setzt weiterhin auf Assad.
Russische Bomben auf Krankenhäuser
Bei seinem Einsatz in Syrien nimmt Russland wenig Rücksicht auf Zivilisten. Moskau brüstet sich mit "chirurgischen Schlägen" gegen Terroristen, doch die Realität sieht anders aus. Menschenrechtler haben nachgewiesen, dass russische Bomben Märkte, Wohngebiete und Krankenhäuser getroffen haben. Human Rights Watch hat dokumentiert, dass die russische Armee mehrfach Streubomben eingesetzt hat. Zivile Helfer haben auch den Einsatz von russischen Brandbomben festgestellt. Der Einsatz dieser Waffen in der Nähe ziviler Infrastruktur ist laut Uno-Konvention verboten.
Heftig umkämpft ist zurzeit die Stadt Aleppo. Der Westen der Stadt wird von den von Russland unterstützen Regimetruppen gehalten. Den Osten Aleppos kontrollieren Aufständische.
Anfang Juli haben Truppen des Regimes die letzte Versorgungsroute in den Osten der Stadt gekappt. Bis zu 300.000 Menschen sind von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Menschen im Westen der Stadt, schätzungsweise 1,2 Millionen, hätten kaum noch Strom und ausreichend Trinkwasser, heißt es.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) richtete am Dienstag einen dramatischen Appell an die Konfliktparteien, die Kämpfe zu beenden. "Ständig gibt es Beschuss, mit Häusern, Schulen und Krankenhäusern in der Schusslinie. Menschen leben in einem Zustand der Angst. Kinder sind traumatisiert. Das Ausmaß des Leidens ist immens."
Moskau hatte vor einigen Tagen eine tägliche dreistündige Feuerpause angekündigt, um die Lieferung von Hilfsgütern für die eingeschlossenen Zivilisten zu ermöglichen. Die Bundesregierung bezeichnete das am Montag als "Zynismus" und forderte Russland auf, auf Assad einzuwirken, damit ungehindert Lebensmittel und medizinische Güter nach Aleppo gelangen könnten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier drängte bei einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow darauf, die Versorgung der Menschen mit humanitärer Hilfe zu ermöglichen.