Neue Offensive des Regimes Tausende Zivilisten fliehen aus Ost-Aleppo

Truppen des syrischen Regimes rücken weiter in den von Rebellen kontrollierten östlichen Teil Aleppos vor. Tausende Bewohner der umkämpften Stadt sind am Wochenende geflohen.
Regierungstruppen in Aleppos Stadtviertel Masaken Hanano

Regierungstruppen in Aleppos Stadtviertel Masaken Hanano

Foto: GEORGE OURFALIAN/ AFP

Der Vormarsch der syrischen Regierungstruppen in Aleppo hat am Wochenende rund 10.000 Zivilisten in die Flucht getrieben: Diese Zahl nannte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntagabend. Rund 6000 Bewohner seien aus ihren Wohngebieten im Osten Aleppos in von Rebellen kontrollierte Zonen geflohen. Der Rest habe Zuflucht in Regierungsgebieten gesucht.

Am Sonntagnachmittag hatte die Beobachtungsstelle die Zahl der Geflohenen noch mit 4000 angegeben. Die in Großbritannien ansässige Organisation stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen, sie haben sich in der Vergangenheit aber häufig als richtig erwiesen.

Auch staatliche Medien berichteten über den Rückzug zahlreicher Bewohner aus dem Ostteil der Stadt. Demnach handelt es sich um die größte derartige Flucht seit Monaten.

Die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hatten vor knapp zwei Wochen eine neue Offensive zur vollständigen Eroberung Aleppos begonnen. Am Wochenende nahmen sie im Ostteil sechs Stadtviertel ein, wie Armee und Aktivisten übereinstimmend berichteten. Darunter sei auch der größte bisher von Rebellen gehaltene Stadtteil, Masaken Hanano.

Offensichtlich versucht das Regime, eine Schneise in die Rebellengebiete im Osten Aleppos zu schlagen. Damit wäre die Enklave der Aufständischen geteilt und könnte anschließend leichter eingenommen werden. Aleppo gilt als eines der wichtigsten Schlachtfelder in Syrien und als Symbol für das Bürgerkriegsland. Wenn das Regime den Ostteil der Stadt einnimmt, kontrolliert es wieder alle größeren Städte im Land.

Der Uno-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, hatte kürzlich erklärt, nach seinem Eindruck habe die syrische Regierung die "feste Absicht", in Aleppo eine militärische Entscheidung herbeizuführen. Wenn die Angriffe in dieser Intensität weitergingen, "wird es zu Weihnachten kein Ost-Aleppo mehr geben", sagte de Mistura der "Süddeutschen Zeitung" (alle Fakten zum Krieg in Syrien lesen Sie hier in unserem Erklärformat "Endlich verständlich").

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Die Zustände im Osten Aleppos sind verheerend. Nach heftigen Bombenangriffen in den vergangenen Wochen durch das syrische Regime und seine Verbündeten sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) acht von neun Krankenhäusern außer Betrieb. Das Internationale Rote Kreuz hatte zuletzt berichtet, dass in dem eingekesselten Gebiet die Nahrungsmittel zur Neige gehen. Dort sollen sich noch mehr als 250.000 Menschen aufhalten.

aar/dpa/AFP/Reuters
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