Krim-Krise Russland hält Militärmanöver nahe ukrainischer Grenze ab

Moskau lässt seine Truppen nahe der Grenze zur Ukraine üben - eine neue Provokation in der Krim-Krise. 8500 russische Soldaten sollen Manöver abhalten. Hunderte Fallschirmjäger sind bereits in der Region Rostow gelandet.
Russisches Militär in Vesyolaya Lopan nahe der ukrainischen Grenze: Provokantes Manöver

Russisches Militär in Vesyolaya Lopan nahe der ukrainischen Grenze: Provokantes Manöver

Foto: STRINGER/ REUTERS

Moskau - Kurz vor dem Referendum über einen Anschluss der Krim an Russland gibt es noch diplomatische Bemühungen, die Krise beizulegen. Doch zugleich verschärft sich der Ton. Kanzlerin Angela Merkel hat Moskau gerade mit härteren Sanktionen gedroht, sollte der Kreml nicht einlenken.

Die Ankündigung Russlands, ein Manöver nahe der ukrainischen Grenze abzuhalten, verschärft die Lage. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau werden an den Übungen 8500 Soldaten beteiligt sein. Zum Einsatz kämen Artillerie und Raketenwerfer. Ziel sei eine "Überprüfung des Zusammenhalts der Truppen" sowie eine Simulation "von Einsätzen in unbekanntem Gebiet und auf noch nicht getesteten Schießplätzen". Die Übungen sollten bis Ende März andauern, erklärte das Ministerium.

4000 Fallschirmjäger in der Region Rostow starteten bereits ein groß angelegtes Manöver, wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete. Das russische Staatsfernsehen zeigte Hunderte landender Fallschirmjäger.

Ein ranghoher russischer Parlamentarier hatte zuvor indirekt die Präsenz russischer Streitkräfte auf der Krim eingeräumt. Es gebe dort "einige Militäreinheiten, die Positionen für den Fall einer bewaffneten Aggression durch Kiew besetzen", sagte Leonid Sluzki am Mittwochabend dem Radiosender Moskauer Echo. Das Wort "russisch" benutzte er nicht, er antwortete aber auf die Frage einer Journalistin, ob Russlands Streitkräfte vor Ort seien. Es handle sich nicht um einen "groß angelegten Militäreinsatz", fuhr der Duma-Abgeordnete fort. Würde es angesichts des anstehenden Referendums zum Status der Krim zu einem von Kiew verursachten "Blutvergießen" kommen, würden die Soldaten aber möglicherweise aktiv werden.

Präsident Wladimir Putin hatte zuvor stets dementiert, dass es sich bei den uniformierten Einheiten auf der Krim um russische Soldaten handle und stattdessen von "örtlichen Selbstverteidigungskräften" gesprochen.

Die mehrheitlich russischsprachige Halbinsel Krim steht seit Tagen faktisch unter der Kontrolle Moskaus. Die dortige Bevölkerung soll am Sonntag über einen Beitritt zu Russland entscheiden. Der Westen hält das Referendum für illegal.

Die USA und die EU verhängten in der vergangenen Woche erste Sanktionen gegen Russland, denen weitere folgen könnten. Die nächste Stufe der EU-Sanktionen soll mit Konten- und Einreisesperren wesentlich schärfer ausfallen. Eine Liste mit möglichen Maßnahmen wollen europäische Beamte bis zum Treffen der EU-Außenminister am Montag vorlegen. In ihrer Regierungserklärung drohte Kanzlerin Merkel zudem mit einer dritten Sanktionsstufe: "Sie könnten in vielfältiger Weise die wirtschaftliche Zusammenarbeit beeinträchtigen." Das würde Russland auch "massiv ökonomisch und politisch schaden".

Grafik: Russische Truppen auf der Krim

Grafik: Russische Truppen auf der Krim

Foto: SPIEGEL ONLINE
kgp/Reuters/AFP
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