Kampf gegen Separatisten Ukraine startet "Anti-Terror-Einsatz" in Slawjansk

Die Ukraine reagiert auf die Besetzungen von Gebäuden durch prorussische Separatisten in der Stadt Slawjansk: Innenminister Awakow wies Sicherheitskräfte aus dem ganzen Land an, gegen die Aktivisten vorzugehen.
Kampf gegen Separatisten: Ukraine startet "Anti-Terror-Einsatz" in Slawjansk

Kampf gegen Separatisten: Ukraine startet "Anti-Terror-Einsatz" in Slawjansk

Foto: STRINGER/ REUTERS

Slawjansk - Ukrainische Sicherheitskräfte haben in der Stadt Slawjansk im Osten des Landes damit begonnen, gegen prorussische Aktivisten vorzugehen. Der Einsatz werde vom Anti-Terror-Zentrum des Staatsschutzes geleitet, sagte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow laut Interfax. "Sicherheitskräfte von Einheiten aus dem ganzen Land wurden hinzugezogen." Im Internet wurde verschiedentlich über Schüsse in der Stadt berichtet, ohne dass es nähere Informationen über die Lage dort gab. Awakow wies die Bewohner von Slawjansk an, in ihren Wohnungen und den Fenstern fern zu bleiben.

Die Stadt befindet sich rund 150 Kilometer westlich der Grenze zu Russland. Am Samstag hatten prorussische Separatisten laut der Nachrichtenagentur Reuters Straßensperren und Kontrollposten errichtet. Dort sollen Flaggen in den Farben Russlands und der Separatisten wehen. Zuvor hatten bewaffnete Aktivisten bereits das Polizeipräsidium sowie die Zentrale des Geheimdienstes in der 100.000-Einwohner-Stadt Slawjansk gestürmt.

Lawrow weist US-Vorwürfe zurück

Rund ein Dutzend Frauen sollen nach Awakows Ankündigung aus dem Polizeipräsidium geholt und in Sicherheit gebracht worden sein. Vor dem Gebäude bekundeten laut Reuters rund hundert Zivilisten, darunter viele ältere Frauen, ihre Solidarität mit den prorussischen Besetzern. Sie forderten offenbar auch eine Volksabstimmung über den Status der Region.

Auch die USA reagierten auf die Zuspitzung der Lage in der Ostukraine. Außenminister John Kerry drohte nach Angaben eines hohen Beamten des Außenministeriums in einem Telefonat mit seinem Moskauer Amtskollegen Sergej Lawrow mit weiteren Konsequenzen, sollte er keine Schritte zur Deeskalation in der Region unternehmen. Kerry sprach demnach von "abgestimmten" Aktionen Militanter in der Ostukraine, die mit speziellen russischen Waffen ausgerüstet gewesen seien.

Lawrow wies die Vorwürfe in einem Telefonat mit seinem US-Kollegen John Kerry erneut zurück. Die schwere Krise sei von der "unfähigen" Regierung in Kiew hervorgerufen worden, sagte Lawrow der Agentur Itar-Tass zufolge. Die ukrainische Führung ignoriere die Rechte der russischsprachigen Bürger.

Seit Wochen fordern prorussische Gruppen eine Angliederung der Region an Russland nach dem Vorbild der Krim oder zumindest ein Referendum über mehr Autonomie der Region. Eine föderalistische Ukraine lehnt die Übergangsregierung in Kiew aber ab - sie fürchtet ein Auseinanderbrechen des Landes. Die Präsenz uniformierter, bewaffneter und offenkundig gut organisierter Gruppen schürt den Verdacht, dass es sich wie bereits auf der Krim um russische Militärangehörige handelt. Die massive russische Truppenpräsenz an der Grenze schürt zudem die Sorge vor einer Intervention.

Am Samstag waren in Krasny Liman Sicherheitskräfte nach Angaben von Innenminister Awakow mit Kalaschnikow-Sturmgewehren beschossen worden. In Kramatorsk soll es zu einem Schusswechsel zwischen der Miliz und unbekannten Angreifern gekommen sein, bei dem es mindestens einen Verletzten gegeben haben soll. Danach hätten Aktivisten die Polizeizentrale der Stadt besetzt, wie die Übergangsregierung in Kiew mitteilte.

Direkte Verhandlungen geplant

Das Weiße Haus warnte Moskau vor "weiterer militärischer Intervention". Die USA seien "sehr besorgt" über die "gezielte, offensichtlich von Russland unterstützte Kampagne" prorussischer Separatisten in der Region, erklärte Laura Lucas Magnuson, eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, am Samstag.

Am kommenden Donnerstag wollen die USA, Russland, die Ukraine und die Europäische Union in Genf erstmals direkt miteinander beraten. Ziel sei zunächst "Deeskalation", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. "Langfristiges Ziel muss sein, dass wir den politischen und wirtschaftlichen Kollaps der Ukraine verhindern und dafür sorgen, dass diese Ukraine als Land beieinanderbleibt. Das ist schwieriger, als sich viele vorstellen."

bim/dpa/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten