Krisenregion Darfur
Passagierflugzeug im Sudan entführt
Mitglieder einer sudanesischen Rebellenorganisation haben ein Passagierflugzeug in ihre Gewalt gebracht. Sie entführten die Maschine auf ihrem Flug aus der Krisenregion Darfur in die Hauptstadt Khartum. An Bord befinden sich mehr als 100 Menschen.
Karthum - Die Boeing 737 der Fluggesellschaft Sudan Air landete nach libyschen Angaben am Dienstag in der libyschen Wüstenstadt Kufra. Nach Angaben des Airline-Sicherheitschefs verhandelten libysche Vertreter mit den Highjackern. Die Hintergründe der Flugzeugentführung blieben zunächst unklar.
Die Maschine war am Nachmittag in Nyala, der größten Stadt der westsudanesischen Krisenregion Darfur, in Richtung der Hauptstadt Khartum gestartet. 20 Minuten nach dem Abheben meldete der Pilot nach Angaben der Fluggesellschaft die Entführung und berichtete, das Flugzeug befinde sich auf dem Weg in die lybische Hauptstadt Tripolis. Wegen Treibstoffmangels landete die Maschine nach lybischen Angaben schließlich auf einem Militärflughafen in der Oase Kufra, wo sie am Abend weiterhin auf dem Flugfeld stand. An Bord waren nach Angaben der Fluggesellschaft 95 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder.
Unter den Passagieren waren auch drei ranghohe Mitglieder einer früheren Rebellenorganisation aus Darfur, die 2006 ein Friedensabkommen mit der sudanesischen Regierung geschlossen hatte. Ein Sprecher der weiterhin aktiven Rebellenorganisation Sudanesische Befreiungsarmee (SLA) vermutete einen Zusammenhang zwischen der Flugzeugentführung und der Krise in Darfur. Es handele sich um eine "Konsequenz dessen, was die Regierung in Flüchtlingslagern in Nyala tut", sagte SLA-Führungsmitglied Ibrahim al-Hillo. Am Montag waren die sudanesische Sicherheitskräfte in das Flüchtlingslager Kalma nahe dem Flughafen von Nyala eingedrungen. Bei anschließenden Schießereien kamen mindestens 33 Menschen ums Leben.
In Darfur kämpfen seit 2003 Rebellenorganisationen gegen regierungsfreundliche arabische Reitermilizen und die sudanesischen Streitkräfte. Dabei kamen nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis zu 300.000 meist unbeteiligte Menschen durch Gewalt, Hungersnöte und Krankheiten ums Leben. Mehr als 2,2 Millionen Menschen mussten aus ihren Häusern flüchten.
hen/AFP
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