

Burma, Deutschland, Falklands, Irak, Afghanistan - wann immer die Briten in den vergangenen 200 Jahren in den Krieg zogen, marschierten die Gurkhas an vorderster Front. Mehrere zehntausend der nepalesischen Söldner haben seit 1815 im Dienste Ihrer Majestät das Leben gelassen. So geschätzt werden ihre Kampfkraft und Loyalität, dass Prinz Harry bei seinem Afghanistan-Einsatz 2010 einem Gurkha-Bataillon zur Obhut anvertraut wurde.
Doch scheinen die Tage der letzten verbliebenen Gurkha-Brigade in der britischen Armee gezählt. Ende Januar verkündete das Verteidigungsministerium, die Einheit von 3400 auf 2800 Mann zu verkleinern. Weitere Kürzungen werden in den kommenden Monaten und Jahren erwartet. Der Stellenabbau ist Teil einer großen Militärreform, infolge derer die britischen Streitkräfte bis 2020 von 100.000 auf 82.000 Soldaten reduziert werden.
Die Gurkhas sind nicht der einzige Truppenteil, der unter dem Sparprogramm zu leiden hat, doch nehmen die Männer mit den krummen Kukri-Messern einen besonderen Platz in der britischen Öffentlichkeit ein. Sie sind ein Relikt aus den glorreichen Zeiten des Empire und wecken besonders bei Konservativen nostalgische Gefühle.
Die Schrumpfung der Brigade sorgte daher für wütenden Protest. Von "militärischem Vandalismus" sprach Peter Carroll, Gründer der Gurkha Justice Campaign, die für die Gleichberechtigung der Söldner kämpft. Gurkha-Veteranenverbände brandmarkten die Entscheidung als "große Ungerechtigkeit".
Söldner sind teurer als früher
Die Gurkha-Vertreter können auf die Sympathie der Bevölkerung zählen. Vor drei Jahren gab es eine monatelange Debatte über die Gleichstellung der Söldner mit ihren britischen Kameraden. Nach einer groß angelegten Öffentlichkeitskampagne, die vom früheren Bond-Girl Joanna Lumley angeführt wurde, gewährte die Regierung allen Gurkha-Veteranen schließlich das Bleiberecht in Großbritannien.
Zuvor waren die Gurkhas stets nur als billige Gastarbeiter behandelt worden. Zwar wurde ihre Tapferkeit gepriesen, doch vor allem waren sie ein Schnäppchen für den britischen Steuerzahler: Sie verdienten weniger als ihre britischen Kameraden, bekamen nur eine Mini-Rente und gingen in der Regel nach ihrer 15-jährigen Dienstzeit zurück nach Nepal. Inzwischen sind sie zwar immer noch Soldaten zweiter Klasse, mit geringerem Sold und Rente, aber sie dürfen bis zu 22 Jahre dienen und haben nach vier Jahren Dienst ein Bleiberecht für ihre Familie. Die Gurkha-Community in Großbritannien wird daher immer größer.
Diese Entwicklung führt dazu, dass die Söldner insgesamt teurer werden - und verstärkt ins Visier der Sparkommissare der Regierung geraten. Zwar sind ihre Dienste weiterhin gefragt: Das zeigt schon die Tatsache, dass von allen Truppenteilen nur die Gurkhas seit 2006 in jeder britischen Brigade in Afghanistan vertreten waren. Auch werden weiterhin jährlich 176 junge Männer in Nepal für die Gurkha-Brigade rekrutiert.
Aber die Zahl der Söldner geht seit Jahrzehnten zurück, und in den Augen der Armeeführung ist die Brigade immer noch zu groß. Allen Gurkhas, die mehr als sechs Jahre dabei sind, droht daher nun die betriebsbedingte Kündigung. Freiwillig ist noch nie ein Gurkha vorzeitig ausgeschieden, deshalb können sie nur entlassen werden.
Der Exodus könnte der Anfang vom Ende der Gurkha-Brigade sein. Denn inzwischen gibt es auch erste Stimmen in Nepal, die dem Söldnertum ein Ende bereiten wollen. Ein Ausschuss des nepalesischen Parlaments empfahl kürzlich, die Tradition des Soldatenexports nach Großbritannien und Indien aufzugeben. "Die Gurkha-Rekrutierung gab den Jugendlichen eine Arbeitsgelegenheit, aber sie hat dazu geführt, dass das Land nicht immer mit erhobenem Kopf auftreten konnte", zitiert die "Asia Times Online" aus dem Ausschussbericht.
Ob die nepalesische Regierung sich diese Position zu eigen macht, bleibt abzuwarten. Schließlich sind die Überweisungen der Landsleute aus Großbritannien ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in den armen Dörfern des Himalaya-Staats. Und die Ausbildung in der britischen Armee ist bei jungen Nepalesen weiterhin begehrt.
Aber die Vereinbarung aus Kolonialzeiten wirkt reichlich anachronistisch. Auch in Großbritannien dürfte die Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Armee auf Dauer nicht haltbar sein.
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Das Kukri, ein gekrümmtes Messer, unterscheidet einen Gurkha von allen anderen britischen Soldaten. Er trägt die Traditionswaffe stets an seinem Gürtel - auch wenn sie heute nicht mehr zum Kämpfen gebraucht wird.
Die Gurkhas sind stolz auf ihren Ruf, die tapfersten Soldaten Ihrer Majestät zu sein. Ihr Motto lautet: "Lieber sterben als ein Feigling sein." Im Zuge des Sparkurses der britischen Regierung wird die Gurkha-Brigade nun jedoch verkleinert.
1982 zog das erste Bataillon der Gurkha Rifles in den Falkland-Krieg. In ihren zwei Wochen auf der Insel feuerten sie keinen einzigen Schuss. Ihr Ruf reichte als Abschreckung: Als sie einmal ausrückten, zogen die Argentinier sich aus Furcht zurück.
Seit 1815 haben die Gurkha-Regimenter in fast allen Kriegen der Briten eine Rolle gespielt - zuletzt auch im Irak...
...und in Afghanistan, wo sie in der umkämpften Provinz Helmand an vorderster Front die erstarkten Taliban zurückzudrängen versuchen.
Im Gurkha-Museum in Winchester, eine Stunde südwestlich von London, wird die Geschichte der nepalesischen Soldaten von Anfang an erzählt. Besondere Würdigung erfahren die 26 Gurkha-Soldaten, die die höchste militärische Auszeichnung, das Victoria-Kreuz, erhalten haben.
Die bekannteste Fürsprecherin der Gurkhas ist die britische Schauspielerin Joanna Lumley, ein früheres Bond-Girl. Ihr Vater war 30 Jahre lang Offizier eines Gurkha-Regiments. Die "Queen der Gurkhas", wie sie in britischen Medien genannt wird, setzt sich seit Jahren für die Gleichbehandlung der Söldner ein.
Die Zahl der lebenden Gurkha-Veteranen wird auf 36.000 geschätzt. Rund 8000 davon leben in Großbritannien.
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