Explosionskatastrophe von Beirut
Libanons Regierungschef und drei Minister angeklagt
Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat ein Richter Anklage gegen Libanons Premierminister Diab und drei weitere ranghohe Politiker erhoben. Ob sie tatsächlich vor Gericht müssen, steht aber noch nicht fest.
Mehr als vier Monate nach der Explosionskatastrophe von Beirut hat ein libanesischer Ermittlungsrichter Anklage gegen den amtierenden Regierungschef Hassan Diab und drei frühere Minister erhoben. Das berichteten Nachrichtenagenturen übereinstimmend unter Berufung auf Justizkreise.
Ihnen werde Fahrlässigkeit und Mitschuld an der großen Zahl der Opfer gegeben, hieß es. Die Verantwortlichen hätten »nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen«, obwohl sie in »mehreren schriftlichen Mitteilungen vor einem weiteren Aufschub der Entsorgung des Ammoniumnitrats gewarnt worden« sein sollen.
Die vier Beschuldigten sollen nächste Woche zu den Vorwürfen befragt werden. Danach fällt die Entscheidung, ob sie vor Gericht müssen. Das Büro des Regierungschefs teilte indes mit, Diab habe ein »reines Gewissen«. Er sei überzeugt, dass seine Hände sauber seien und er verantwortungsvoll gehandelt habe. Diab hatte erst sieben Monate vor der Explosion ein Kabinett bilden können.
Die Explosion im Hafen von Beirut führte im August zu massiven Zerstörungen in weiten Teilen der Stadt
Foto: ALKIS KONSTANTINIDIS / REUTERS
Neben Diab wurde die Anklage auch gegen den früheren Finanzminister Ali Hassan Chalil sowie zwei ehemalige Minister für Öffentliche Arbeiten erhoben.
Diab und seine Regierung hatten kurz nach der Explosion ihren Rücktritt erklärt und sind nur noch geschäftsführend im Amt. Dem mit der Regierungsbildung beauftragten Politiker Saad Hariri ist es bislang wegen interner Machtkämpfe nicht gelungen, ein neues Kabinett zu bilden.