
Wahl in Liberia Ex-Weltfußballer Weah will Staatschef werden
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Die "eiserne Lady" geht. Ellen Johnson-Sirleaf, 74, Präsidentin Liberias, ist heute wie 2,2 Millionen Mitbürger aufgerufen, einen neuen Staatschef zu wählen - und damit einen Nachfolger für das Amt, das sie seit 2006 bekleidet.
Johnson-Sirleaf war die erste Frau im Präsidentensessel in Afrika. 2011, im Jahr ihrer Wiederwahl, erhielt sie für den Wiederaufbau ihres vom Bürgerkrieg zerrütteten Landes in Westafrika den Friedensnobelpreis.
Anders als viele afrikanische Amtskollegen klammerte sich Johnson-Sirleaf nicht an ihren Posten. Während in vielen Ländern des Kontinents Amtszeitenbegrenzungen gekippt wurden, um Langzeitpräsidenten zu installieren (unter anderem Uganda, Ruanda, Burundi), hat sie früh erklärt, dass bei ihr nach zwei Amtszeiten Schluss ist - und sie hielt sich daran.
Hat Weah Kontakt zu Kriegsverbrecher Charles Taylor?
Liberia liegt nach der Ebola-Krise, die 2014 begann, wirtschaftlich am Boden. Durch die Krankheit starben 4800 Menschen, erst Anfang 2016 konnte Liberia Ebola-frei erklärt werden. Auch die Folgen des Bürgerkriegs von 1989 bis 2003 sind noch spürbar. Es ist viel Aufbauarbeit zu leisten, eine starke politische Führung wird also dringend gebraucht.
Johnson-Sirleafs Nachfolger könnte nun Joseph Boakai werden, 72 Jahre alt und seit Beginn der Sirleaf-Jahre als Vizepräsident im Amt. Er ist Spitzenkandidat der Unity Party, für die auch Sirleaf angetreten war. Boakai führt laut aktueller Umfragen, doch seine Konkurrenz ist stark.
Aussichtsreich ist auch der ehemalige Weltfußballer George Weah, 51. Seine Partei, der Kongress für demokratischen Wandel, war bei der Stichwahl 2011 nur knapp gegen Johnson-Sirleaf unterlegen. Ende 2014 hatte Weah bei der Senatswahl im Bezirk Montserrado den Präsidentinnensohn Robert Sirleaf klar geschlagen. Nun tritt er erstmals bei Präsidentschaftswahlen an.
Weah steht wegen Kontakten zum verurteilten Kriegsverbrecher Charles Taylor in der Kritik. Der frühere Militärmachthaber verbüßt wegen des Einsatzes von Kindersoldaten und besonderer Grausamkeit eine 50-jährige Haftstrafe in einem britischen Gefängnis.
Von dort aus soll der Kriegsverbrecher Taylor mit dem Kandidaten Weah telefoniert haben, was der Ex-Weltfußballer bestreitet. Eine gewisse Nähe zu Taylor ist nicht unwahrscheinlich: Gemeinsam mit Weah kandidiert die Ex-Frau Taylors, Jewel Howard-Taylor, um die Vizepräsidentschaft. Und Weahs Wahl zum Weltfußballer fiel 1995 in die Amtszeit des berüchtigten Warlords.
Ein weiterer Kandidat, den eine Umfrage im September sogar noch vor Weah sah, ist Charles W. Brumskine, der für die Liberalen antritt. 2011 noch weit abgeschlagen, hat Brumskine diesmal Chancen, Johnson-Sirleaf ins höchste Staatsamt zu folgen. Ein offizielles Ergebnis wird für den 25. Oktober erwartet. Eine Stichwahl gilt als wahrscheinlich, weil keinem der drei Führenden auf Anhieb 50 Prozent zugetraut werden.
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Sie war Afrikas erste Präsidentin: Ellen Johnson-Sirleaf, 74, kann nach zwei Amtszeiten als Staatschefin nicht mehr antreten. Jetzt suchen die Liberianer einen Nachfolger.
Alles bereit für den Urnengang: Erwartet wird ein knappes Rennen, ein Endergebnis für den ersten Wahlgang wird für 25. Oktober erwartet.
Joseph Boakai ist Spitzenkandidat der Unity Partei, er war zwei Amtszeiten lang Johnson-Sirleafs Vize.
Stärkster Konkurrent ist der ehemalige Weltfußballer George Weah, 51. Seit Ende 2014 ist er Senator, nun will er Präsident werden und hat tatsächlich Chancen.
1995 gewann Weah den Ballon d'Or als Weltfußballer, hier spielt Weah 2005 für sein Heimatland gegen Frankreich.
In den Armenvierteln von Monrovia ist Weah, der Stolz Liberias aus der Zeit des blutigen Bürgerkriegs in den 1990ern, sehr beliebt.
Ungute Allianz: Charles Taylor war Präsident und Milizenführer in Liberia. Heute verbüßt er eine 50-jährige Haftstrafe in Großbritannien - und soll von dort aus mit Weah telefoniert haben.
Charles Taylor als Rebellenführer, 1990, mit Angehörigen seiner Kindertruppe. 1996 ließ er sich mit dem Slogan "Er hat meine Mama getötet, er hat meinen Papa getötet, aber ich wähle ihn" zum Präsidenten bestimmen.
Vizekandidatin Weahs ist - ausgerechnet - Taylors Ex-Frau Jewel Howard-Taylor, hier bei der Hochzeit mit Taylor 1997.
Nun tritt sie mit Weah (mit weißer Kappe) auf, als seine Vizekandidatin hier im blauen T-Shirt.
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