Libyen: Gaddafi-Sohn Saif al-Islam festgenommen
Foto: AFP/ Libya Al AhrarTripolis - Saif al-Islam al-Gaddafi ist gefasst: Er sei im Süden des Landes in der Wüste gestellt worden, teilte der designierte libysche Justizminister Mohammed al-Allagui am Samstag in Tripolis mit. Kämpfer aus Sintan nahmen ihn nahe des Ortes Ubari, rund 650 Kilometer südlich von Tripolis, fest. Der Gaddafi-Sohn soll nun in Sitan in Gewahrsam bleiben, bis er der Regierung übergeben wird, hieß es weiter.
Er soll nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dapd in Begleitung zweier Gefährten gewesen sein, die versucht hätten, ihn in das Nachbarland Niger zu schmuggeln. Auch Leibwächter sollen bei Saif al-Islam gewesen sein. Zuletzt hatte es geheißen, dass er sich an der Grenze zu Niger und Algerien aufhalte, um mit Hilfe eines gefälschten Passes das Land zu verlassen.
Indirekte Verhandlungen mit dem Strafgerichtshof
Gegen den 39-Jährigen wurde bereits im Oktober ein internationaler Haftbefehl erlassen. Der Internationale Strafgerichtshof sucht ihn wegen des Vorwurfs der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Saif al-Islam hatte bereits versucht, mit Den Haag zu verhandeln.
Der Internationale Strafgerichtshof bestätigte indirekte Kontakte zu ihm: Chefankläger Luis Moreno-Ocampo hatte erklärt, Islam wolle sich möglicherweise dem Strafgerichtshof stellen.
Seit August untergetaucht
Der Gaddafi-Sohn wurde lange als Nachfolger seines Vaters gehandelt. Der Ex-Diktator war am 20. Oktober in seiner Heimatstadt Sirt von Kämpfern des Übergangsrates aufgespürt und getötet worden.
Saif al-Islam ist sein zweitältester und bekanntester Sohn. Er hatte durch Entschädigungszahlungen an Terroropfer maßgeblich die erfolgreiche Annäherung Libyens an den Westen vorangetrieben. Nach dem Beginn des Aufstands in Libyen radikalisierte er sich und stellte sich demonstrativ an die Seite seines Vaters. Noch am Tag der Einnahme von Tripolis im August hatte er sich kämpferisch vor internationalen Kameras gezeigt, danach hatte sich seine Spur verloren.
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Saif al-Islam al-Gaddafi ist gefasst: Im Süden von Libyen wurde er nach Angaben der Übergangsregierung festgenommen. Erste Bilder des libyschen Fernsehens zeigen ihn mit einem Verband an der Hand.
Saif al-Islam al-Gaddafi war der Lieblingssohn seines Vaters.
Offenbar hatte er versucht, sich in den Niger mit Hilfe zweier Gefährten abzusetzen. Zuletzt war der 39-Jährige über Mittelsmänner im Gespräch mit dem Internationalen Strafgerichtshof.
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag und die Führung in Tripolis hatten sich gestritten, wer denn über Gaddafis Sohn Saif -hier ein Archivbild aus dem August dieses Jahres - überhaupt richten darf.
Ein Bild aus alten Tagen: 2002 besuchte Saif al-Islam den Wiener Opernball, hier zeigt er sich mit den mittlerweile verstorbenen Rechtspopulisten Jörg Haider.
2007 trafen sich Haider und Saif al-Islam am Wörthersee wieder.
Saif al-Islam galt als Nachfolger seines Vaters Muammar al-Gaddafi, auf dem Bild spricht er in Tripolis 2008, im Hintergrund ist das Konterfei des Ex-Diktators zu sehen.
Gaddafi-Anhänger zeigen das Bild des ehemaligen Machthabers in Uniform, links oben dessen Sohn Saif al-Islam, rechts Chamis al-Gaddafi. Sein Aufenthaltsort ist unklar.
Jubel der libyschen Rebellen im August: Sie haben Tripolis und Teile des Landes eingenommen.
Saif al-Islam verteidigte das Regime seines Vaters bis zum letzten Moment: Hier bei einer Ansprache an seine Truppe. Der TV-Sender, von dem das Bild stammt, gibt als Entstehungsdatum den 20. September an.
Am 20. Oktober wird der ehemalige Diktator in seiner Geburtstadt Sirt gestellt und getötet. Das TV-Bild zeigt ihn blutüberströmt.
Ein Kämpfer der Rebellen im Haus von Saif al-Islam: Whirpool und Meerblick inklusive
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