Nach Offensive auf Tripolis
Libyscher Regierungschef bei Merkel
In Libyen eskalieren die Kämpfe zwischen den Truppen des abtrünnigen Generals Haftar und denen der international anerkannten Regierung von Fajes al-Sarraj. Der bat nun in Berlin um Unterstützung.
Symbolischer Handschlag: Libyens Regierungschef Fajes al-Sarraj bat bei Angela Merkel um Hilfe.
Foto: Michele Tantussi/Getty Images
Angela Merkel hat den libyschen Regierungschef Fajes al-Sarraj im Kanzleramt empfangen. Ein Schwerpunkt des Treffens, an dem auch Außenminister Heiko Maas teilnahm, war die Lage in dem nordafrikanischen Krisenstaat. Außenminister Heiko Maas forderte nach dem Meinungsaustausch einen "sofortigen Waffenstillstand" in Libyen und Merkel eine Rückkehr zu einem politischen Prozess unter dem Schirm der Vereinten Nationen.
Al-Sarraj war nach Europa gereist, weil der Konflikt in Libyen zwischen Truppen des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar und der international anerkannten Regierung zunehmend eskaliert. Seit dem Sturz des Dikators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in Libyen Chaos, die Regierung hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle.
Konflikt in Libyen
Anfang April hatte Haftar eine Offensive auf die libysche Hauptstadt und den Regierungssitz Tripolis gestartet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bei den Kämpfen bisher fast 400 Menschen getötet worden. Mehr als 40.000 seien nach Angaben der Uno vertrieben worden. Die Kanzlerin appellierte an beide Seiten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
"Das Leid der Bevölkerung muss ein Ende haben", zitierte der Twitteraccount des Auswärtigen Amts Maas nach dem Treffen. "Es kommt jetzt darauf an, eine weitere Eskalation der Gewalt in Libyen zu verhindern und den Boden für die Rückkehr zum politischen Prozess zu ebnen."
Treffen mit Italiens Regierungschef
Zuvor hatte al-Sarraj in Italien bereits den italienischen Regierungschef Giuseppe Conte getroffen. Conte erklärte, dass es "keine militärische Lösung" gebe, die die Stabilisierung Libyens garantieren könne. Eine solche "würde in jedem Fall auf Kosten von Menschenleben gehen", warnte er. Der italienische Regierungschef hatte jedoch deutlich gemacht, dass er demnächst auch Haftar treffen wolle.
Vor dem Treffen mit Merkel hatte al-Sarraj bereits Italiens Regierungschef Conte getroffen.