Fotostrecke

Angriff auf Gaddafi-Sohn: Der Libyen-Krieg eskaliert

Foto: ISMAIL ZETOUNI/ REUTERS

Libyen-Strategie US-Senator fordert Ausschaltung Gaddafis

Dieser Satz dürfte die Debatte über den Libyen-Krieg anheizen: US-Senator John McCain erklärte, es sei in Ordnung, wenn Muammar al-Gaddafi durch einen gezielten Luftangriff ermordet würde. Nato-Bomben hatten nach libyschen Angaben am Samstag einen Sohn des Diktators getötet.

Tripolis - Ist es ein weiterer Schritt der Eskalation oder kommen alle Beteiligten nun eher zur Besinnung? Bei einem Luftangriff am Samstagabend soll nach libyschen Medienberichten der Sohn des Machthabers, Saif al-Arab al-Gaddafi, getötet worden sein. Der Diktator selbst hat demnach überlebt.

Der republikanische US-Senator John McCain setzt darauf, dass die Nato nun nachlegt. In der CBS-Talkshow "Face the Nation" erklärte der ehemalige Präsidentschaftskandidat am Sonntag, es wäre in Ordnung, wenn Machthaber Gaddafi durch einen gezielten Nato-Luftangriff auf seine Kommandozentrale getötet werden würde. "Wir sollten sein Kommando und seine Kontrolle ausschalten, und wenn er dabei getötet oder verletzt wird, ist das gut", erklärte der ehemalige Jagdbomberpilot der US-Armee. Scharfe Kritik an dem Luftangriff kam unter anderem von der russischen Regierung.

McCain sagte weiter, ebenso wichtig sei aber auch eine Strategie, um die Rebellen darin zu unterstützen, Gaddafi und seine Gefolgsleute zu stürzen. Er kritisierte die Vorgehensweise von Präsident Barack Obama im Konflikt. Die USA beteiligten sich nicht aktiv genug und hätten dadurch eine "Rolle auf der Hinterbank".

Ob Gaddafis Sohn Saif al-Arab und drei Enkelkinder des Diktators bei dem Angriff tatsächlich ums Leben kamen, war auch einen Tag spät noch immer unklar. Die Nato und ein US-Regierungsbeamter bestätigten den Tod zunächst nicht.

Der apostolische Vikar von Tripolis, Giovanni Martinelli, tat dies jedoch gegenüber einem italienischen TV-Sender. "Der Sohn des (libyschen Machthabers) Muammar al-Gaddafi ist tot, auch das Fernsehen und das libysche Radio haben das festgestellt", erklärte Bischof Martinelli telefonisch.

Er sei zusammen mit Vertretern anderer Kirchen zu den Leichen gebracht worden, um zu beten. "Ein Imam hat dabei eine Rede gegen die Barbarei dieses Angriffs gehalten, der Unschuldige und Zivilisten getroffen hat", sagte Martinelli.

Am Sonntag wurden in Vergeltung für den Luftangriff vom Vorabend die britische und italienische Botschaft in Tripolis in Brand gesetzt. Daraufhin hat Großbritannien den libyschen Botschafter in London, Omar Dschelban, ausgewiesen. Außenminister William Hague sagte, er sei "persona non grata" ("unerwünschte Person") in Großbritannien. Er habe 24 Stunden, um das Land zu verlassen.

Am frühen Montagmorgen teilte Libyens Regierung mit, sie bedaure die Übergriffe auf die Botschaften. Die Polizei sei mit den Leuten überfordert gewesen, die wegen der Nato-Luftschläge aufgebracht gewesen seien. Libyens stellvertretender Außenminister Khaled Kaim sagte, das Land werde die Schäden reparieren.

Kämpfe an der tunesischen Grenze

Die Vereinten Nationen haben als Folge der Eskalation ihre internationalen Mitarbeiter aus der libyschen Hauptstadt Tripolis evakuiert. Zwölf Mitarbeiter hätten Libyen verlassen und befänden sich jetzt im benachbarten Tunesien, teilte eine Sprecherin mit. In der libyschen Rebellenhochburg Misurata im Osten des Landes befanden sich am Sonntag noch immer internationale Mitarbeiter der Vereinten Nationen.

Gaddafis Truppen haben den Hafen der Stadt unter heftigen Beschuss genommen. Nachdem die Hafenanlagen von Misurata bereits am Morgen beschossen worden waren, feuerten Regierungstruppen am frühen Abend Dutzende Raketen auf das von Aufständischen kontrollierte Gelände ab. Nach Augenzeugenberichten wurde der Haupteingang zerstört, wobei mindestens zwei Rebellen ums Leben kamen.

Der Hafen ist der einzige Zugang zu der Küstenstadt, die seit zwei Monaten von den Truppen Gaddafis belagert wird. Seit Tagen steht er im Zentrum heftiger Kämpfe. Ein Schiff der Internationalen Organisation für Migration, das Hunderte afrikanische Flüchtlinge an Bord nehmen soll, konnte weiterhin nicht in den Hafen einlaufen. Seit Wochen campieren die Flüchtlinge in der Hoffnung am Hafen, einen Platz auf einem der seltenen Hilfsschiffe zu ergattern.

Auch an der tunesischen Grenze lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen weiter Kämpfe um die Straße zwischen Nalut und Dehiba in Tunesien. Wie Augenzeugen berichteten, schlugen dabei auch mehrere Geschosse auf tunesischer Seite ein. Der Grenzposten von Dehiba ist seit Tagen umkämpft.

böl/dpa/AFP/dapd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren