

Tripolis - Der libysche Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi ist nach Angaben seiner Tochter bei guter Gesundheit. Ihr Vater kämpfe an der Seite seiner Anhänger gegen die Revolutionstruppen, erklärte Aischa al-Gaddafi in einer am Freitag veröffentlichten Audiobotschaft.
In ihrer ersten Nachricht seit dem Fall der Hauptstadt Tripolis vor einem Monat bezeichnete sie die neuen Führer des Landes als Verräter und erklärte, einige von ihnen hätten dem Gaddafi-Regime angehört, bevor sie im Bürgerkrieg übergelaufen seien.
"Ich versichere Ihnen, es geht im gut, er ist gläubig und guten Mutes, trägt seine Waffe und kämpft Seite an Seite mit den Kriegern", sagte Aischa al-Gaddafi in der vierminütigen Botschaft, die von dem in Syrien ansässigen Fernsehsender Rai ausgestrahlt wurde, dem inzwischen wichtigsten Sprachrohr Gaddafis.
Gleichzeitig rief Aischa al-Gaddafi in ähnlichem Wortlaut wie zuvor ihr Vater die "Löwen von Tripolis" und anderen Städten auf, sich gegen die neue Führung des Landes zu erheben. Diese versucht nach wie vor, die letzten Hochburgen des früheren Machthabers zu erobern. Einer der Kommandeure erklärte am Freitag, seine Truppen planten einen neuen Angriff auf die Gaddafi-Bastion Bani Walid.
Deutsche Botschaft in Tripolis öffnet wieder
Gaddafis Tochter war Ende August zusammen mit ihrer Mutter und zwei Brüdern nach Algerien geflohen, wo sie nach Angaben des algerischen Gesundheitsministeriums ein Mädchen zur Welt brachte. Der Aufenthaltsort ihres Vaters ist nach wie vor unbekannt.
In Libyen entspannt sich nach der Machtübernahme der Rebellen unterdessen die Lage weiter: Nach mehr als einem halben Jahr will Deutschland an diesem Wochenende seine Botschaft in der libyschen Hauptstadt Tripolis wieder öffnen. Außenminister Guido Westerwelle begründete dies am Freitagabend am Rande der Uno-Generalversammlung in New York damit, dass die Beziehungen zum "neuen Libyen" jetzt zügig ausgebaut werden sollten.
Die Botschaft wurde Anfang März, kurz nach Beginn des Aufstands gegen den damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi, aus Sicherheitsgründen geschlossen. Alle entsandten Diplomaten wurden abgezogen. Seit Mai arbeitete dann ein deutsches "Verbindungsbüro" in der Rebellen-Hochburg Bengasi. Die Botschaft und das Gelände wurden durch die Unruhen kaum in Mitleidenschaft gezogen.
An diesem Wochenende wird nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt auch der neue Botschafter Rainer Eberle seine Arbeit aufnehmen. Er war bislang auf Posten im Sudan. Die offizielle Wiedereröffnung der Botschaft ist dann für Sonntag geplant. Seit mehreren Tagen ist bereits ein Vorauskommando aus deutschen Diplomaten vor Ort. Libyen hat in Deutschland ebenfalls einen neuen Botschafter.
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Gaddafi-Tochter Aischa (links in Bild, undatiertes Foto ihres Hochzeitstags): Seit 2006 ist die 34-Jährige mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet.
Aischa al-Gaddafi ist die einzige leibliche Tochter des langjährigen libyschen Machthabers. Sie studierte in Tripolis und Paris und gilt als Powerfrau mit Sinn für Luxus.
Wechselnder Stil, schillernder Auftritt: Sie wird aufgrund ihres eleganten Aussehens und der langen blonden Haare auch die "Claudia Schiffer Libyens" genannt.
Die Juristin schloss sich nach der Festnahme des irakischen Ex-Staatschefs Saddam Hussein dem Team seiner Verteidiger an. Auf den Philippinen verhandelte sie mit der islamistischen Abu-Sayyaf-Gruppe über die Freilassung westlicher Geiseln.
Undatierte Aufnahme von Aischa al-Gaddafi und ihrem Bruder Chamis - dieser ist in Libyen gefürchtet wegen der von ihm angeführten brutalen "Chamis-Brigade". Mehrfach wurde er für tot erklärt, sein Aufenthaltsort ist unbekannt.
Die Gaddafi-Tochter leitete zuletzt eine libysche Wohltätigkeitsorganisation.
Jetzt soll sich Aischa al-Gaddafi in Algerien aufhalten: Gemeinsam mit ihrer Mutter Safia und ihren Brüdern Hannibal und Mohammed überquerte sie die Grenze zum libyschen Nachbarland. Auf der Flucht soll sie ein Baby entbunden haben.
Der Aufenthaltsort des Despoten selbst bleibt weiterhin ein Rätsel: Es kursieren verschiedene Theorien über sein Versteck. Die Nato lässt seine Heimatstadt Sirt und den Wüstenort Bani Walid bombardieren.
Archivfoto von Gaddafis Ehefrau Safia (1986): Gemeinsam mit ihrer Tochter Aischa soll sie ebenfalls nach Algerien geflohen sein.
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