Logbuch al-Qaida Der Irak als Killerspiel

Dutzende Bekennerschreiben veröffentlicht al-Qaida täglich aus dem Irak. Die sind meistens so langweilig, dass nicht einmal die Nachrichtenagenturen noch berichten. Um ihre Sympathisanten bei der Stange zu halten, versuchen die Terroristen ihre Botschaften origineller zu verpacken.
Von Yassin Musharbash

Jetzt haben sie die Computerspiel-Optik entdeckt. Die unten stehende Graphik zum Beispiel soll alle "Operationen" der irakischen Qaida-Filiale und der ihr angeschlossenen Terrortruppen in der ersten Märzhälfte 2007 illustrieren.

Neben einem Icon, das einem Ritterhelm nachempfunden ist, werden etwa die getöteten "Kreuzfahrer" aufgeführt (149), ein Fadenkreuz symbolisiert "Scharfschützenoperationen und Hinrichtungen" (228 + 2 + 57 + 9), und so weiter.

Die roten Flecken auf der Landkarte sollen dabei jene Gebiete darstellen, die zum von al-Qaida ausgerufenen "Islamischen Staat Irak" zählen. Die Nachbarländer heißen "Besetztes Land der zwei Heiligen Stätten" (Saudi-Arabien), "Christliches Syrien", "Kollaborierendes Jordanien", etc.

Das Bild erinnert an einen Screenshot aus einem Computer-Strategiespiel, zum Beispiel "Civilization". Entscheidet man sich bei "Civi" allerdings, "die Araber" zu spielen, sind die gefährlichsten Waffen auf lange Zeit Reiter auf Kamelen - und nicht etwa Selbstmordattentäter (4 +7 + 5).

Letztere werden von al-Qaida auf der Graphik übrigens in Form von Explosionswolken neben mittelalterlich-europäisch anmutenden Rapunzel-Türmchen dargestellt. Das wirft die Frage auf, ob die Icons, die die Terror-Verherrlicher hier verwenden, am Ende sogar wirklich aus einem Computerspiel geklaut sind?

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