US-Vizepräsident Biden: "Maximale Zurückhaltung"
Foto: SAUL LOEB/ AFPKiew - Es ist der schwerste Gewaltausbruch seit Beginn der Proteste in Kiew - und er löst weltweit heftige Kritik an dem ukrainischen Staatschef Wiktor Janukowitsch aus. Die USA haben einen sofortigen Abzug der Sicherheitskräfte vom Unabhängigkeitsplatz in der ukrainischen Hauptstadt gefordert. In einem Telefonat mit Janukowitsch habe US-Vizepräsident Joe Biden seine ernste Besorgnis über die "Krise auf den Straßen von Kiew" geäußert, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses am Dienstag. Biden habe Janukowitsch aufgefordert, die Polizei abzuziehen und "maximale Zurückhaltung" zu üben.
Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich "äußert besorgt" über das Wiederaufflammen der Gewalt. Über seinen Sprecher Martin Nesirky ließ er erklären, dass die zuvor von beiden Seiten ergriffenen Maßnahmen "ermutigend" gewesen seien. Dazu gehörte die Amnestie für Hunderte Festgenommene durch die Regierung und das Verlassen der von Demonstranten bislang besetzten Regierungsgebäude.
Bei den bisher blutigsten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften seit Beginn der Proteste in der Ukraine waren zuvor mindestens 18 Menschen getötet worden. Die Polizei begann am Abend kurz nach Ablauf eines Ultimatums mit der Räumung des Unabhängigkeitsplatzes in Kiew. Teile des Protestcamps gingen in Flammen auf. Oppositionsführer Vitali Klitschko kam unterdessen mit Präsident Janukowitsch zusammen.
Deutschland droht mit Sanktionen
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier drohte angesichts der Gewalt in Kiew mit Sanktionen gegen die Ukraine. "Wer Entscheidungen zu verantworten hat, die zu einem Blutvergießen im Zentrum Kiews oder anderswo in der Ukraine führen, wird damit rechnen müssen, dass Europa die bisherige Zurückhaltung bei persönlichen Sanktionen überdenken muss", erklärte Steinmeier in Berlin. Die Opposition in der Ukraine fordert seit längerem Einreiseverbote in die EU für Regierungsmitglieder oder Kontensperrungen. Die EU hat das bisher abgelehnt.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton appellierte an die Verantwortlichen, sich für die Wiederherstellung von Vertrauen einzusetzen und Bedingungen für eine "dauerhafte Lösung der Krise" zu schaffen.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeigte sich "ernstlich besorgt". "Ich appelliere an alle Seiten, auf Gewalt zu verzichten und rasch den Dialog wieder aufzunehmen", teilte er in Brüssel mit. Die französische Regierung verurteilte die neuen Ausschreitungen und die "willkürliche Anwendung von Gewalt".
Der polnische Regierungschef Donald Tusk warnte in Warschau: "Wir werden weiter für eine Verständigung in der Ukraine arbeiten, denn ein Bürgerkrieg von größerem oder kleinerem Ausmaß oder ein permanenter Konflikt ist weder für die Ukraine noch für die Sicherheit der Region gut."
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Um 20 Uhr begannen die Spezialkräfte mit der Erstürmung des Maidan.
Mit drei Wasserwerfern näherte sich die Polizei, die Zelte und Barrikaden der Aktivisten brennten.
Auch die Statue der "Mutter Ukraines" brennt.
Polizeieinheiten vor dem Dynamo-Stadion am Rande des Maidan
Ein Demonstrant rennt über die brennenden Barrikaden.
Ein Demonstrant stellt sich den Polizisten entgegen.
Die Oppositionellen schmissen Molotow-Cocktails...
...und Feuerwerkskörper.
Es soll Hunderte Verletzte auf dem Maidan gegeben haben.
An der Barrikadengrenze zum Maidan
Die Übermacht der Sicherheitskräfte
Ein Blick auf den Maidan
Ein Demonstrant seilt sich aus dem brennenden Hauptquartier der Regierungsgegner ab: Aus dem Gewerkschaftshauses am Maidan loderten in der Nacht zum Mittwoch Flammen.
Da es für Frauen und Kinder auf dem Unabhängigkeitsplatz zu gefährlich sei, forderte Oppositionsführer Vitali Klitschko sie vor der Erstürmung des Maidan auf, den Ort zu verlassen.
Regierungsgegner und Sicherheitskräfte lieferten sich schon am Nachmittag Straßenschlachten in der ukrainischen Hauptstadt.
Die Polizei feuerten Blend- und Rauchgranaten ab. Sie setzten auch Tränengas und Gummigeschosse ein.
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