CIA-Geisel Mailänder Gericht verurteilt Abu Omar zu sechs Jahren Haft

Ein italienisches Gericht hat Abu Omar zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er habe, so das Gericht, einer "kriminellen Vereinigung für internationalen Terror" angehört. Der Imam einer Mailänder Moschee war 2003 vom US-Geheimdienst CIA verschleppt worden.
Abu Omar: Der Imam wird seine Strafe wohl nicht antreten

Abu Omar: Der Imam wird seine Strafe wohl nicht antreten

Foto: SPIEGEL ONLINE

Mailand - Ein italienisches Gericht hat den ägyptischen Kleriker Osama Mustafa Hassan Nasr, genannt Abu Omar, in Abwesenheit zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Imam einer Mailänder Moschee war bekannt geworden, weil der amerikanische Geheimdienst CIA ihn im Februar 2003 auf offener Straße entführt hatte. Abu Omar ist inzwischen nach Ägypten zurückgekehrt und wird die Strafe daher wahrscheinlich nicht antreten.

Die Richter befanden Osama Mustafa Hassan Nasr für schuldig, einer "kriminellen Vereinigung für internationalen Terror" angehört zu haben. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft arbeitete Nasr zwischen 2000 und 2003 mit 13 Aktivisten zusammen - "mit dem Ziel, Akte von terroristischer Gewalt in Italien und im Ausland auszuführen". Nasrs Verteidigung erklärte, ihr Mandant bestreite die Anschuldigung und bezeichnete den Prozess als politisch motiviert. Nasr habe lediglich einer "politisch-ideologischen Richtung seines Glaubens" angehangen. Er lebe derzeit in der ägyptischen Stadt Alexandria und werde ständig überwacht.

Der Ägypter, dem Italien politisches Asyl gewährt hatte und der Imam einer Mailänder Moschee war, wurde im Februar 2003 in einer gemeinsamen Aktion von CIA und italienischem Geheimdienst verschleppt. Kurz darauf wurde er italienischen Ermittlungen zufolge vom US-Luftwaffenstützpunkt Aviano im Nordosten Italiens zu einer US-Militärbasis in Deutschland und von dort aus nach Kairo geflogen. In Ägypten wurde Nasr nach Angaben seiner Anwälte in einem Hochsicherheitsgefängnis gefoltert.

Systematische Entführungen

22 CIA-Mitarbeiter und ein Offizier der US-Airforce wurden in einem 2007 eröffneten Verfahren wegen Nasrs Entführung in Abwesenheit zu Haftstrafen zwischen fünf und neun Jahren verurteilt. Der Prozess war das erste Justizverfahren in Europa zu Verschleppungen von Terrorverdächtigen in für Folter bekannte Länder. Die USA hatten solche Entführungen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 systematisch betrieben.

Die in Italien gefällten Urteile wurden im September 2012 in letzter Instanz bestätigt. Im April 2013 begnadigte der italienische Präsident Giorgio Napolitano den für den Aviano-Luftwaffenstützpunkt verantwortlichen US-Offizier Joseph Romano.

Zwei ranghohe Mitglieder des italienischen Militärgeheimdiensts Sismi fechten derzeit ihre Verurteilung zu zehn beziehungsweise neun Jahren Haft wegen ihrer Rolle bei der Verschleppung an. Darüber wird die italienische Justiz in letzter Instanz am 16. Dezember entscheiden.

ade/vek/AFP/Reuters/AP
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