Unglücksflug MH17 Niederlande finden keine Hinweise auf Manipulation der Blackbox

Die Flugschreiber des abgestürzten Malaysia-Airlines-Flugzeugs befanden sich tagelang in den Händen von Aufständischen. Doch Befürchtungen, dass die Separatisten die Blackbox manipulierten, waren unbegründet.
Blackbox von Unglücksflug MH17: "Der Teil, der die Daten enthält, war intakt"

Blackbox von Unglücksflug MH17: "Der Teil, der die Daten enthält, war intakt"

Foto: AP/dpa

Amsterdam - Die niederländischen Experten, die den Absturz des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 untersuchen, haben keine Hinweise dafür gefunden, dass die Blackbox der Boeing 777 manipuliert wurde. "Der Stimmenrecorder im Cockpit wurde beschädigt, aber der Teil, der die Daten enthält, war intakt", teilten die Behörden in Den Haag mit. "Es gibt weder Beweise noch Hinweise dafür, dass das Gerät manipuliert wurde", hieß es in der Erklärung weiter.

Nun sollen die Informationen, die aus der Blackbox gewonnen wurden, ausgewertet werden. Die Untersuchung des Flugschreibers soll am Donnerstag beginnen.

Die Blackbox der abgeschossenen Maschine von Malaysia Airlines war in den vergangenen Tagen zum Politikum geworden. Forderungen des Westens nach einer Untersuchung durch unabhängige Experten hatten die Separatisten zunächst ignoriert. Erst nach Tagen rückten sie Flugschreiber und Stimmenrecorder heraus - daher die Furcht vor möglichen Manipulationen.

Weil die meisten der 298 Absturzopfer aus den Niederlanden stammen, wird die internationale Untersuchung von Den Haag aus geleitet - auch wenn die Blackbox inzwischen im südenglischen Farnborough eingetroffen ist und dort von britischen Experten ausgewertet wird.

Ukraine macht Russland für Kampfjet-Abschuss verantwortlich

Die ersten Todesopfer der Flugzeugkatastrophe sind am Mittwoch in die Niederlande gebracht worden. Zwei Militärflugzeuge landeten am Mittwochnachmittag in Eindhoven. Die 40 Särge wurden von König Willem-Alexander, Königin Máxima und Ministerpräsident Mark Rutte sowie Angehörigen der Opfer empfangen.

Bis Freitag sollen die übrigen bislang geborgenen Leichen von Charkiw in der Ukraine in die Niederlande geflogen werden. In einer Kaserne in Hilversum bei Amsterdam beginnt die mühevolle Identifizierung der Toten, an der täglich 75 Gerichtsmediziner arbeiten werden.

Während die Niederlande trauern, wurden nur fünf Tage nach dem Abschuss von Flug MH17 am Nachmittag zwei ukrainische Militärjets abgeschossen - nur wenige Kilometer vom ersten Unglücksort entfernt. Kurz vor der russischen Grenze wurden zwei Maschinen vom Typ Suchoi SU-25 getroffen.

Die ukrainische Regierung macht Russland für den Abschuss verantwortlich. "Die Maschinen wurden von mächtigen Luftabwehrraketensystemen beschossen - vorläufigen Informationen nach von Raketen vom Territorium der Russischen Föderation aus", sagte Andrij Lysenko, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine in Kiew.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte die Haltung Moskaus und der mit dem Kreml verbündeten Separatisten. Beide kooperierten nicht bei der Untersuchung der Unglücksursachen, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. "Die letzten Äußerungen, die wir aus Moskau hören, lassen nicht auf ein Interesse des Kremls an einer umfassenden Aufklärung schließen", sagte Streiter wörtlich.

Noch schärfer äußerte sich die Sprecherin des Auswärtigen Amtes: "Russland hat bisher viel versprochen und nicht geliefert. Jetzt reicht es." Die Botschaft an Moskau laute: "Bis hierhin und nicht weiter."

syd/dpa/AFP/Reuters
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