Mammutprojekt
China startet größte Volkszählung der Welt
Sie kostet rund 75 Millionen Euro und beschäftigt mehr als sechs Millionen Mitarbeiter: In China hat die erste Volkszählung seit zehn Jahren begonnen. Die Regierung will die Bevölkerung besser erfassen, die Bürger sehen das Mammutprojekt kritisch.
Wachleute auf der Expo von Shanghai: 75 Millionen Euro für die chinesische Volkszählung
Foto: PHILIPPE LOPEZ/ AFP
Peking - In China hat an diesem Montag die erste Volkszählung seit zehn Jahren begonnen. Rund 6,5 Millionen Volkszähler schwärmen zehn Tage lang aus, um mehr als 400 Millionen Haushalte zu besuchen. Die Behörden erhoffen sich Aufschluss über die wahre Größe der Bevölkerung, die auf mehr als 1,3 Milliarden Menschen geschätzt wird. Zudem soll es ein besseres Bild von der Überalterung der Gesellschaft, der Zahl der Kinder und der Wanderarbeiter geben.
Anders als bei den fünf vorangegangenen Volkszählungen will die Regierung diesmal die Menschen erstmalig dort zählen, wo sie leben - und nicht dort, wo sie registriert sind. Auf diese Weise wollen die Behörden den demografischen Wandel besser nachvollziehen und die exakte Einwohnerzahl der Großstädte bestimmen können.
In der Bevölkerung wird die Volkszählung nicht unkritisch gesehen - viele Bürger empfinden sie als Eingriff in die Privatsphäre. Wegen der strengen Ein-Kind-Politik sind viele Kinder gar nicht oder an anderen Orten angemeldet, um Strafen zu entgehen. Viele dieser Familien gehören zu den rund 200 Millionen Wanderarbeitern, die eine schärfere Kontrolle durch die Behörden fürchten.
Schon von Mitte August bis Mitte September waren die Volkszähler von Tür zu Tür gegangen, um zur Vorbereitung die Wohnortanmeldungen zu überprüfen. Rund 700 Millionen Yuan, umgerechnet 75 Millionen Euro, kostet die Erhebung. Die Regierung wiederholt stets, dass die Daten vertraulich behandelt werden.
Ergebnisse im April kommenden Jahres
Fragen zu Einkommen und Religion sollen demnach nicht gestellt werden. 90 Prozent der Menschen müssen 18 Fragen beantworten - von Name und Geschlecht über Ausbildung bis hin zur ethnischen Zugehörigkeit und Wohnortregistrierung, von der in China der Zugang zu sozialen Diensten oder der Schulbesuch der Kinder abhängig ist. Zehn Prozent müssen in der Volkszählung 45 Fragen beantworten. Hier geht es zusätzlich um Gesundheit, Beschäftigung, Umzüge und sehr detailliert um Wohnverhältnisse - etwa ob die Wohnung gekauft oder gemietet ist oder wie viele Zimmer sie zählt. Auch wird nach der Höhe der Miete gefragt. Ausländer, die erstmals mitgezählt werden, müssen nur acht Fragen beantworten.
Für Stichproben soll von Mitte bis Ende November noch einmal einer von zehntausend Haushalten besucht werden. Die Ergebnisse sollen im April kommenden Jahres veröffentlicht werden. Nach der bislang letzten Zählung im Jahr 2000 hatten die Behörden die Zahl der Einwohner mit 1.295.330.000 angegeben.