Libyen Bruder des Manchester-Attentäters wollte offenbar deutschen Diplomaten töten

Der jüngere Bruder des Manchester-Attentäters soll einen Anschlag auf einen deutschen Uno-Diplomaten in Libyen geplant haben. Das Netzwerk um Salman Abedi scheint größer als bisher angenommen.
Hashim Ramadan Abedi, Bruder des Manchester-Attentäters Salman Abedi

Hashim Ramadan Abedi, Bruder des Manchester-Attentäters Salman Abedi

Foto: Ahmed Bin Salman/ dpa

Hashim Abedi, 20, ist der jüngere Bruder des Manchester-Attentäters Salman Abedi - und auch er soll einer Dschihadistengruppe angehören.

Libysche Sicherheitskräfte hätten die Gruppe monatelang beobachtet, berichtet der britische "Telegraph". Deren Erkenntnissen zufolge plante die Terrorzelle einen Anschlag auf den deutschen Uno-Libyengesandten Martin Kobler. Das Attentat hätte Anfang des Jahres stattfinden sollen, berichtet die Zeitung weiter, es konnte aber verhindert werden.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen in Manchester veröffentlichte die Polizei Fotos von Salman Abedi kurz vor seinem Anschlag. Auf den von Überwachungskameras aufgenommenen Bildern trägt der 22-Jährige einen Rucksack und eine Brille. Die Polizei bat die Bevölkerung um Hinweise zu einer Wohnung, in der sich Abedi vor der Bluttat aufgehalten haben soll. Vermutlich habe er dort die Bombe zusammengesetzt.

Die Ermittler gehen von einem Netzwerk hinter der Attacke aus. Am Sonntag nahm die Polizei einen 25-jährigen und einen 19-jährigen Mann fest - damit gab es nun bisher 15 Festnahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag in Manchester. Darunter ist auch der ältere Bruder des Attentäters, der 24-jährige Ismail Abedi. Zwei Personen waren wieder freigelassen worden.

Abedi war dem Geheimdienst bereits bekannt

Innenministerin Amber Rudd räumte ein, dass Salman Abedi vor dem Anschlag bereits dem Geheimdienst aufgefallen sei. Details nannte sie in einem BBC-Interview aber nicht. Möglicherweise würden noch weitere Verdächtige festgenommen.

Großbritannien hat inzwischen seine höchste Terrorwarnstufe wieder aufgehoben. Experten senkten die Gefahreneinschätzung von "kritisch" auf "ernst". Premierministerin Theresa May begründete das mit Fortschritten bei den Ermittlungen.

Die Sicherheitslage in Großbritannien war wegen des langen Wochenendes dennoch stark angespannt. Der Montag ist ein gesetzlicher Feiertag. Am Wochenende gab es zahlreiche Sport-Events.

Zehntausende Läufer nahmen am Sonntag an einer Veranstaltung in Manchester teil. Viele von ihnen trugen als Zeichen der Solidarität mit den Terroropfern gelbe Bänder und Bienen-Symbole. Die Arbeitsbiene steht für Manchesters Fleiß und Stolz.

Mit seiner Bombe hatte Salman Abedi am Montag 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als hundert Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Salman Abedis jüngerer Bruder Hashim soll in die Anschlagspläne eingeweiht gewesen sein. Die Polizei hatte ihn deshalb bereits am Dienstag in Libyens Hauptstadt Tripolis festgenommen. Auch der Vater wurde festgesetzt. Hashim Abedi soll ausgesagt haben, dass er und Salman die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützten. Im Dezember soll er in Deutschland gewesen sein.

Die Eltern der Brüder waren in den Neunzigerjahren vor der Herrschaft Muammar al-Gaddafis nach Großbritannien geflohen. Später waren Teile der Familie wieder in ihre nordafrikanische Heimat zurückgekehrt.

ler/dpa/Reuters
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