Manchester: Mehrere Tote nach Explosion bei Konzert - Polizei geht von Terroranschlag aus
Foto: Peter Byrne/ dpa• Bei einem Pop-Konzert in Manchester hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.• 22 Menschen kamen ums Leben, darunter Kinder. Rund 60 Personen wurden verletzt.• Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat die Tat für sich reklamiert. Über die Hintergründe des Attentats ist allerdings noch wenig bekannt. Die Fakten im Überblick.
Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag auf ein Konzert in der Manchester Arena sind mindestens 22 Menschen getötet worden, rund 60 weitere wurden verletzt. Das teilte die Polizei mit. Der Fall werde solange als Terrorakt behandelt, bis andere Erkenntnisse vorlägen. Der Sender BBC berichtete, Experten zur Terrorbekämpfung hätten bereits Kontakt mit dem Innenministerium in London aufgenommen.
Rund um die Arena zogen bewaffnete und maskierte Polizisten auf, die Polizei rief die Menschen dazu auf, sich von der Gegend fernzuhalten. Der unmittelbar neben der Halle liegende Bahnhof Manchester Victoria wurde gesperrt. Die Menschen in Manchester sollen nach der Explosion wachsam bleiben und im Verdachtsfall die Anti-Terror-Hotline anrufen, sagte der Polizeichef des Großraums Manchester, Ian Hopkins.
Wie mehrere englische Medien berichten, soll es am Ende eines Konzerts der US-amerikanischen Popsängerin Ariana Grande mindestens einen Knall gegeben haben. Zeugen berichteten von einem Knall nach dem letzten Song des Konzerts, es habe aber keinen Rauch gegeben. Die Polizei gab an, gegen 22.33 Uhr über Explosionen in der Manchester Arena informiert worden zu sein. Notfallfahrzeuge rasten zu der Multifunktionshalle, Hubschrauber kreisten über dem Areal. Menschen seien in Panik und mit Tränen in den Augen aus der Halle geflohen.
Anwohner berichteten, ein Knall habe die ganze Nachbarschaft erschüttert. Die BBC berichtet unter Berufung auf Polizeiangaben, dass es eine Explosion im Foyer der Konzerthalle gegeben habe. Nach Angaben der Veranstalter hat sich die Explosion in einem öffentlichen Raum außerhalb der Konzerthalle ereignet. Die Ursache war zunächst unklar. Laut dem TV-Sender Sky News sei ein Bombenräumkommando zur Arena geeilt, um die Berichte von Explosionen zu untersuchen.
In der Konzerthalle spielten sich nach der Explosion dramatische Szenen ab. "Der Knall hallte durch das Foyer der Arena, und die Leute fingen an zu laufen", berichtete ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester das Popkonzert besucht hatte. "Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen", sagte der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.
Andere Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen. Auf Bildern waren Konzertbesucher mit Beinverletzungen zu sehen.
Das Konzert der angesagten Sängerin hatten besonders viele Kinder und Jugendliche besucht. Anwohner boten den Betroffenen Unterschlupf an. "Zuerst dachten wir, dass einer der riesigen Gasballons auf dem Konzert geplatzt sei. Aber als wir draußen waren, sahen wir, dass es etwas Ernsteres gewesen sein muss", zitierte der britische Nachrichtensender Sky News eine Besucherin.
Eine Konzertbesucherin berichtete dem Sender BBC, sie sei von bewaffneten Polizisten aufgefordert worden wegzurennen, nachdem sie die Halle verlassen habe. Per Alarmaufruf sei das Publikum aufgefordert worden, Ruhe zu bewahren, aber so schnell wie möglich hinauszukommen. Sängerin Ariana Grande geht es nach Angaben eines Sprecher gut, sie sei "okay".
Karte zum Anschlagsort
Foto: SPIEGEL ONLINE/ GoogleEarthSpäter führte die Polizei in der Nähe der Arena eine kontrollierte Sprengung durch, dabei hat es sich aber nicht um einen verdächtigen Gegenstand gehandelt, sondern um ein Kleidungsstück.
Die britische Premierministerin Theresa May sprach den Opfern und ihren Angehörigen nach der "schrecklichen Terrorattacke" ihr Mitgefühl aus, sie sei in Gedanken bei ihnen.
Die Manchester Arena ist eine Multifunktionsarenahalle, die 1995 eröffnet wurde. Bei Konzerten hat sie maximal Platz für 21.000 Menschen. Weltstars des Rock und Pop haben dort gespielt: U2, die Rolling Stones, Madonna, Lady Gaga. Aber auch verschiedene Wettkämpfe der Commonwealth Spiele 2002 wurden dort ausgetragen, die Kurzbahn-Wettbewerbe der Schwimm-WM 2008 und internationale Boxkämpfe etwa von Mike Tyson und David Haye.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Trauer um die Opfer der Terrornacht von Manchester: Eine Frau legt am Dienstag vor der Arena der nordwestenglischen Stadt Blumen nieder.
Über dem britischen Parlament weht der Union Jack auf halbmast, im ganzen Land (und international) wurde der Toten gedacht.
Schreckliches Ende eines Abends voller Musik: Nach einem Konzert der Sängerin Ariana Grande hatte sich am Montagabend in der Arena ein Anschlag ereignet. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in die Luft.
Auf Twitter hatte die Polizei zunächst nur einen "ernsten Vorfall" bestätigt. Im Bereich der Manchester Arena begann ein Großeinsatz.
Augenzeugen berichteten von mehr als 50 Krankenwagen im Umkreis des Einsatzortes.
Nach Polizeiangaben vom Dienstag wurden 22 Menschen getötet, darunter auch Kinder und Jugendliche. 59 weitere Personen wurden verletzt. Der Täter sei ebenfalls unter den Toten.
Sängerin Ariana Grande (Archivbild): Nach Angaben eines Sprechers geht es der Sängerin gut, sie sei "okay".
Das Konzert der angesagten Sängerin hatten besonders viele Kinder und Jugendliche besucht. Entsprechend gab es auch zahlreiche Opfer im Teenager- oder sogar Kindesalter.
Der Polizeichef von Manchester sprach am Dienstagmorgen über den Anschlag. Er erklärte, der männliche Einzeltäter sei bei der Explosion in der Eingangshalle ums Leben gekommen. Die Identität des Toten sei bekannt, verlautete später. Zudem behauptete die Terrormiliz "Islamischer Staat", hinter dem Angriff auf unschuldige Konzertbesucher zu stecken.
Forensiker der Polizei untersuchten am Dienstagmorgen die Arena in Manchester. Im Laufe des Tages gab es die ersten Festnahmen, die im Zusammenhang mit möglichen Hintermännern des verstorbenen Attentäters zu tun haben sollen. Ein 23-Jähriger wurde festgesetzt, mehr ist aber noch nicht bekannt.
Polizeikräfte vor dem Arndale-Einkaufszentrum in Manchester: Dort gab es am Dienstag kurzzeitig Panik, weil ein verdächtiger Gegenstand entdeckt worden war. Gefahr bestand aber offenbar nicht.
Ebenfalls am Dienstag äußerte sich auch die britische Premierministerin Theresa May zu dem Anschlag - sie sprach von einer "neuen Kategorie der Feigheit". International sorgten die Vorgänge vom Montagabend für Entsetzen.