Theresa May zu Anschlag "Neue Kategorie der Feigheit"
• Bei einem Pop-Konzert in Manchester hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.• 22 Menschen kamen ums Leben, darunter Kinder. Rund 60 Personen wurden verletzt.• Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat die Tat für sich reklamiert. Über die Hintergründe des Attentats ist allerdings noch wenig bekannt. Die Fakten im Überblick.
Es ist der schwerste Anschlag in Großbritannien seit über zehn Jahren. 22 Menschen hat ein Selbstmordattentäter in Manchester mit in den Tod gerissen - darunter Kinder und Jugendliche. Sie hatten in der Manchester Arena das Konzert von Ariana Grande besucht. Ein Teeniestar.
Am Nachmittag nach dem Anschlag tritt Premierministerin Theresa May vor die Presse. In London verurteilt sie die Tat aufs Schärfste. "Wir wissen jetzt, dass ein einzelner Terrorist mit einer Bombe an einem der Ausgänge ein Selbstmordattentat verübt hat. Ziel war es, eine maximale Wirkung zu erzielen", sagte May. Er habe mit "kaltem Kalkül" auf Kinder gezielt. "Das ist eine ganz neue Kategorie der Feigheit."

Attentat auf Konzertbesucher: Großeinsatz in Manchester
May ergänzte die bisher bekannten Informationen zu dem Anschlag mit einigen weiteren Details. Demnach sei den Ermittlern etwa die Identität des Attentäters bekannt, werde jedoch aus taktischen Gründen noch zurückgehalten. Inzwischen meldet die Polizei, dass sie einen 23-jährigen Mann festgenommen hat - er soll im Zusammenhang mit dem Terroranschlag stehen. (Verfolgen Sie hier die Entwicklung im Newsblog.)
Der Überblick zum Anschlag - was man bisher weiß:
Die Tat: Der Mann trug laut Polizei eine selbstgebaute Bombe bei sich. Diese zündete an der Manchester Arena - kurz nach dem letzten Lied der Popsängerin Ariana Grande. Die Tat fand also zu einem Zeitpunkt statt, als viele Menschen die Halle verließen. Zeugen berichten von einem lauten Knall gegen 22.33 Uhr Ortszeit. Es gibt bislang nicht bestätigte Hinweise, dass es sich bei der Detonation um eine Nagelbombe gehandelt habe. Darauf deuten Berichte über Metallteile und Splitter am Tatort hin.
Die Opfer: Insgesamt starben bei dem Anschlag 23 Menschen, darunter sind laut Polizei auch Kinder und mehrere Jugendliche sowie der Täter selbst. Mindestens 59 Personen wurden verletzt, zwölf von ihnen sind jünger als 16 Jahre. Laut Premier May schweben viele der Verletzten in Lebensgefahr. Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen. Zunächst war von 22 Toten die Rede gewesen, die Polizei stellte später klar, dass es sich dabei um die Opfer handelte, die der Täter umgebracht hatte. Weitere Details zu den Opfern sind bislang nicht bekannt.
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Der Täter: Ein Selbstmordanschlag inmitten einer Konzerthalle, das erinnert an den brutalen islamistischen Anschlag im Pariser Bataclan 2015. Noch sind die Hintergründe der Tat in Manchester allerdings nicht klar. Der Mann, der sich in der Manchester Arena in die Luft gesprengt hatte, soll alleine agiert haben. Die Polizei prüft nun, ob hinter ihm etwa ein Terrornetzwerk steht. Das bestätigte May nochmals in ihrer Stellungnahme.
Am Dienstagmittag wurde eine Mitteilung verbreitet, in welcher die Terrormiliz "Islamischer Staat" den Anschlag für sich reklamiert.
Der Anschlag sorgte international für Entsetzen. Premierministerin May und ihr Herausforderer bei der bevorstehenden Parlamentswahl, Jeremy Corbyn, setzten ihren Wahlkampf vorerst aus. Kanzlerin Angela Merkel sagte: "Dieser mutmaßliche terroristische Anschlag wird nur unsere Entschlossenheit stärken, weiter gemeinsam mit unseren britischen Freunden gegen diejenigen vorzugehen, die solche menschenverachtenden Taten planen und ausführen."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, "wir sind dem britischen Volk in diesem tragischen Moment besonders verbunden". US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Tat als Werk "böser Verlierer". Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Attacke als "schrecklichen Terroranschlag".
Die Attacke ist der folgenschwerste Anschlag in Großbritannien seit Juli 2005, als vier Selbstmordattentäter in der U-Bahn und in Bussen in London 52 Menschen töteten. Im März dieses Jahres raste ein Islamist mit einem Wagen vor dem Londoner Parlamentsgebäude in eine Menschenmenge und erstach anschließend einen Polizisten. Insgesamt starben bei diesem Anschlag fünf Menschen.

Karte zum Anschlagsort
Foto: SPIEGEL ONLINE/GoogleEarth