Nelson Mandela (1961): Codename "The Black Pimpernel"
Foto: STR/ AFPTel Aviv - Der zu Beginn des Monats gestorbene Freiheitskämpfer und ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela erhielt 1962 vom israelischen Geheimdienst Mossad ein Waffen- und Sabotagetraining in Äthiopien. Das berichtet die israelische Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf ein bislang unbekanntes Dokument aus dem israelischen Nationalarchiv, das als topsecret eingestuft wurde.
Bei dem Schriftstück handelt es sich um einen Brief des Mossad an das israelische Außenministerium vom 11. Oktober 1962. Demnach war Mandela (Codename "The Black Pimpernel") wenige Monate zuvor nach Äthiopien gereist. Aus dem Dokument ginge, so "Haaretz", weiter hervor, dass der Mossad versuchte, Mandelas Sympathien für den Zionismus zu stärken. Der spätere Friedensnobelpreisträger habe zudem Interesse an den Methoden der zionistischen paramilitärischen Untergrundorganisation "Hagana" gezeigt, die bis zur Gründung des Staates Israel 1948 existierte.
Bevor Nelson Mandela in den frühen sechziger Jahren in den Untergrund abtauchte, hatte er in Südafrika bereits mehrere Male im Gefängnis gesessen. Im Januar 1962 floh er illegal aus Südafrika und besuchte mehrere afrikanische Länder. Sein Ziel sei es gewesen, so "Haaretz", dort finanzielle und militärische Unterstützung für den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika zu erhalten.
Während dieser Reise habe Mandela dann in Äthiopien an einem Training von Mossad-Agenten teilgenommen. Diese seien jedoch, so "Haaretz", über die wahre Identität des Freiheitskämpfers nicht informiert gewesen.
Mandela habe nicht nur Interesse an israelischen Untergrundorganisationen gezeigt, heißt es in dem vom israelischen Forscher David Fachler gefundenen Brief. Er sei auch gut informiert über die Probleme Israels gewesen. Auf die Agenten habe Mandela einen intellektuellen Eindruck gemacht und sie mit "Schalom" begrüßt: "In Gesprächen mit ihm", heißt es in dem Schriftstück weiter, "hat er eine sozialistische Weltanschauung zum Ausdruck gebracht."
Kurz nach seiner Rückkehr nach Südafrika wurde Mandela verhaftet und später zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der er erst 1990 entlassen wurde.
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Nelson Mandela ist tot. Südafrikas Präsident Jacob Zuma sagte in einer Rede an die Nation: Das Land habe "seinen größten Sohn verloren". Das wohl bekannteste Bild von Mandela ist von 1994: Er blickt noch einmal aus dem Fenster seiner ehemaligen Zelle auf Robben Island.
Frühe Jahre des wichtigsten afrikanischen Politikers: Nelson Mandela (Mitte) gründete zusammen mit Walter Sisulu (links) 1944 die Jugendliga des African National Congress, weil ihm die Politik des ANC zu gemäßigt erschien. Rechts Harrison Motlana, der später als Sekretär der neuen Organisation fungierte.
Kampf gegen die Apartheid: In dieser Aufnahme aus dem Jahre 1959 spricht Mandela mit einer Gruppe von Frauen, die gegen die bestehenden Ausweis-Gesetzgebung in Südafrika demonstrieren.
Mandela (rechts) mit seinen Mitstreitern Robert Resha (links) und Patrick Molaoa (eine Aufnahme aus dem Jahre 1958)
1958 heiratete Mandela die 18 Jahre jüngere Nomzamo Winnie Madikizela. Aus dieser Ehe - seiner zweiten - gingen zwei Töchter hervor. Winnie war auch dabei, als es 1962 zum Prozess gegen ihren Mann kam. Wegen mehrerer Protestaktionen wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Verfahren 1964 endete dann mit lebenslangen Zuchthausstrafen für Mandela und sieben Mitangeklagte.
Schon 1962 machten sich die Menschen für eine Freilassung des inhaftierten Mandela stark. Doch erst 1990 wurde er aus der Haft entlassen.
Auch Winnie Mandela (hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1986) wurde zu einer radikalen Gegnerin des Apartheid-Regimes. Mit vielen Äußerungen zog sie sich aber auch oft den Unmut des ANC zu.
Im Londoner Wembley-Stadion gab es am 11. Juni 1988 ein in mehr als 60 Länder auf der ganzen Welt ausgestrahltes Rockkonzert, mit dem ebenfalls die Freilassung Mandelas gefordert wurde.
Die Wende: Südafrikas Präsident Frederik Willem de Klerk öffnete den Dialog mit der schwarzen Opposition, als er im Februar 1990 in einer historischen Rede nicht nur die Freilassung Mandelas, sondern auch die Legalisierung des ANC und anderer bislang verbotener Organisationen ankündigte. Es war das Ende der Apartheid.
Am 11. Februar 1990 wurde Nelson Mandela endgültig aus der Haft entlassen.
Mandelas Landsleute feierten die Freilassung ihres Helden überschwänglich.
In dem legendären Gefängnis auf der Felseninsel vor Kapstadt, Robben Island, war Mandela bis 1981 inhaftiert.
De Klerk und Mandela (eine Aufnahme aus dem Mai 1990): Nach mehreren Treffen zwischen den beiden verpflichtete sich der ANC, den bewaffneten Kampf sofort auszusetzen. Die Regierung ließ im Gegenzug rund 3000 politische Gefangene frei.
Für ihren Kampf um den Frieden und das Ende der Apartheid in Südafrika wurden Mandela und de Klerk schließlich 1993 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Doch die Verhandlungen zwischen dem ANC und der weißen Regierung wurden belastet durch die Gewalt zwischen ANC und der ebenfalls schwarzen Inkatha-Bewegung, einer Zulu-Organisation.
Erst nach zähen Verhandlungen erklärte sich die Inkatha-Freiheitspartei mit ihrem Anführer Mangosuthu Buthelezi (r.) bereit, an den erstmals stattfindenden freien Wahlen teilzunehmen. Von links: Mandela, de Klerk und der Zulu-König Goodwill Zwelithini.
Nelson Rolihlahla Mandela: Am 10. Mai 1994 wurde er als erster schwarzer Präsident Südafrikas vereidigt.
Vor Freude tanzte Mandela bei einem Konzert in Pretoria, mit dem seine Amtseinführung gefeiert wurde.
Ende März 1999 verabschiedete sich Mandela unter dem Beifall der Abgeordneten vom ersten demokratisch gewählten Parlament Südafrikas.
Sein Nachfolger wurde Thabo Mbeki (rechts), der bei den Wahlen 1999 mit dem ANC die Zweidrittelmehrheit im Parlament nur um ein Mandat verfehlt hatte.
Mandela hatte natürlich auch großen Anteil daran, dass die Fifa die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 im Jahr 2004 nach Südafrika vergab.
Und deshalb ließ er es sich auch nicht nehmen, an der Abschlussfeier des Turniers teilzunehmen. Mit Pelzmütze und im Wintermantel wurde er in einem offenen Golfwagen vor dem Finale ins Stadion gefahren. Rechts seine Frau Graca Machel.
Rebell, Freiheitsheld, Politiker - jetzt trauert Südafrika um Nelson Mandela.
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