Nach Termin bei Trump Juncker-Sprecher lobt Sarah Huckabee Sanders - die Kritik ist groß

Sarah Huckabee Sanders
Foto: Alex Brandon/ APSarah Huckabee Sanders ist das öffentliche Gesicht der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Ihre Kritiker sagen: Sie ist die professionelle Verbreiterin von Trumps Lügen. Mehr noch: Anders als ihr Vorgänger Sean Spicer gebe sie selbst die haarsträubendsten Unwahrheiten mit perfektem Pokerface von sich - und das nicht selten mit einer gewissen Herablassung.
Sanders' tägliches Pressebriefing im Weißen Haus, schrieb "New York Times"-Kolumnist Frank Bruni einmal, laufe in etwa so ab: "Unten ist oben, Lähmung ist Fortschritt, Feindschaft ist Harmonie, dumm ist schlau, Schurke ist Opfer, Schande ist Ehre, Plutokratie ist Populismus und Hillary Clinton steckt mit den Russen unter einer Decke."
Wie anders klang das, was Margaritis Schinas - Chefsprecher der EU-Kommission und damit so etwas wie Sanders' europäischer Gegenpart - jetzt auf Twitter schrieb. Sanders sei "die einzige Sprecherin der Welt, die versteht, was ein tägliches Pressebriefing wirklich bedeutet".
With @PressSec in the White House at the end of a memorable day. The only spokesperson in the world who understands what a daily press briefing really means... Thank you for the hospitality and the cooperation. pic.twitter.com/dwtDdaGXrS
— Margaritis Schinas (@MargSchinas) July 25, 2018
Außerdem dankte Schinas seiner Kollegin für "die Gastfreundschaft und die Zusammenarbeit". Das alles stand unter einem Selfie, auf dem Sanders und Schinas lächelnd die Köpfe zusammenstecken. Das Foto war nach dem Besuch von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker bei US-Präsident Donald Trump entstanden.
"Haben Sie kein Schamgefühl?"
Das Echo auf Twitter folgte prompt. "Unverzeihlich", zürnte ein User. "Haben Sie kein Schamgefühl?", wollte ein anderer wissen. Auch ein Sprecher der Kommission musste sich dafür am Donnerstag heftige Kritik anhören. Schinas' Tweet sei "zum Kotzen", fand ein Journalist. Man dürfe in den Tweet nicht zu viel hineinlesen, beschwichtigte der Sprecher.
Schinas selbst betont auf Anfrage, dass er lediglich Sanders' organisatorische Arbeit loben wollte. Nur das Weiße Haus und die EU-Kommission hielten tägliche Pressebriefings ab, erklärte Schinas in einer E-Mail an den SPIEGEL. Und Sanders verstehe, was das in Sachen Vorbereitung, Organisation und Ausführung bedeute.
Als Trump und Juncker spontan entschieden hätten, entgegen der Planung doch noch eine Pressekonferenz abzuhalten, habe Sanders dafür gesorgt, dass die europäische Presse schnell wieder ins Weiße Haus habe zurückkehren können.
CNN-Journalisten von Pressekonferenz ausgeschlossen
Allerdings gab es bei der Pressekonferenz einen bemerkenswerten Zwischenfall: Eine Journalistin des Nachrichtensenders CNN wurde ausgeschlossen. Sie hatte Trump kurz zuvor Fragen über das Tonband seines Ex-Anwalts Michael Cohen gestellt, auf dem es um Schweigegeld für das Ex-Playboy-Model Karen McDougal ging.
Sanders und Trumps Kommunikationsdirektor Bill Shine hätten die Journalistin wissen lassen, dass ihre Fragen "unangemessen" gewesen seien und man sie deshalb ausschließe, berichtete CNN. Selbst Trumps Haussender Fox News äußerte scharfe Kritik an der Entscheidung.
Von dieser Art der Pressearbeit jedenfalls distanziert sich Schinas: Sein Tweet "bedeutet keinesfalls, dass ich ihre Methoden oder ihre Arbeit im Einsatz gutheiße", schrieb er über Sanders.