Protest in Russland
Pussy-Riot-Mitglied tritt in Hungerstreik
Die Russin Marija Aljochina ist Mitglied der Punkband Pussy Riot, seit 2012 sitzt sie im Gefängnis. Sie hat einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt - doch an der Anhörung dazu darf sie nicht persönlich teilnehmen. Aus Protest ist sie nun in Hungerstreik getreten.
Pussy-Riot-Mitglied Marija Aljochina (Bild von 2012): Drastische Protestaktion
Foto: NATALIA KOLESNIKOVA/ AFP
Moskau - Sie will so lange nichts essen, bis sie an einer wichtigen Gerichtsverhandlung persönlich teilnehmen darf: Die inhaftierte russische Musikerin Marija Aljochina von der Punkband Pussy Riot ist in Hungerstreik getreten.
Der Grund für diesen extremen Schritt: Aljochina hat einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft gestellt. An der Anhörung darüber durfte sie aber nicht persönlich teilnehmen, sie wurde lediglich per Video zugeschaltet. Während dieser Schalte kündigte sie an: Bis sie selbst im Gerichtssaal sitzen darf, will Aljochina keine Nahrung zu sich nehmen.
Die Pussy-Riot-Mitglieder Nadeschda Tolokonnikowa und Aljochina waren im vergangenen August wegen einer Protestaktion gegen Präsident Wladimir Putin in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Auch ihre Bandkollegin Jekaterina Samuzewitsch erhielt eine Haftstrafe, die später auf Bewährung ausgesetzt wurde. Das Schicksal der drei Frauen erregte weltweites Aufsehen und veranlasste prominente Künstler wie die Popsänger Sting und Madonna zu öffentlichen Solidaritätsgesten.
Tolokonnikowa und Alechina klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gegen ihre Haftbedingungen. Die russische Gesellschaft ist über Pussy Riot und ihre Aktionen tief gespalten. Die Punkband wurde zum Symbol des Protests gegen die Regierung von Präsident Putin, dem die Opposition Einschränkung der Bürgerfreiheiten vorwirft.
Die Gerichtsanhörung zu Aljochinas Fall, die in der Ural-Stadt Beresniki stattfindet, wurde schließlich auf Donnerstag vertagt. Der Rest des Verfahrens wird vorerst ohne ihre Verteidiger weitergehen. Sie könne nicht verstehen, warum das Gericht ihrer Mandantin die persönliche Teilnahme verboten habe, sagte Aljochinas Anwältin Irina Chrunowa der Nachrichtenagentur AFP: "Ihre Anwesenheit ist wichtig, damit sie ihre Standpunkte vertreten kann, was per Videoschaltung nicht sichergestellt ist." Bislang muss Aljochina, die auf ihrer Unschuld beharrt, per Telefon aus dem Gefängnis heraus mit ihrer Verteidigerin kommunizieren und Eingaben per Fax einreichen.