Marokko Staatssender zeigt Schminktipps für geschlagene Frauen
Gewalt gegen Frauen ist in Marokko alltäglich. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch äußerte sich Anfang des Jahres in einem Brief besorgt über die Lage in dem nordafrikanischen Land: Polizei und Justiz würden oft nicht gegen die Täter vorgehen und den Missbrauch dulden.
Auch Marokkos Regierung scheint eine eigentümliche Haltung zu dem Thema zu haben: In einem Beitrag des staatlichen TV-Senders 2M wurde gezeigt, mit welchen Schminktricks Frauen unkenntlich machen können, wenn sie von ihren Männern geschlagen wurden.
Eine lächelnde Maskenbildnerin demonstriert an einer Frau, wie blaue Flecken oder Schwellungen im Gesicht am besten überschminkt werden. Mit einem Pinsel in der Hand zeigt sie, wie die Spuren häuslicher Gewalt im Gesicht nahezu unsichtbar gemacht werden könnten. "Wir hoffen, dass diese Schönheitstipps Ihnen in Ihrem Alltag helfen", heißt es in dem Beitrag am Ende.
Schon kurz nach der Ausstrahlung der Sendung kam es zu wütenden Protesten in den sozialen Medien. Es handele sich um eine Art Gehirnwäsche, wenn versucht werde, Gewalt gegen Frauen als normalen Alltag zu beschreiben und den Missbrauch zu verbergen, lautete die Kritik.
Hunderte von Frauenrechtlerinnen in Marokko unterzeichneten eine Petition, in der sie Sanktionen gegen den Sender forderten: Gewalt gegen Frauen dürfe nicht als normal angesehen werden, die Täter müssten verurteilt werden.
Die Proteste verfehlten ihre Wirkung nicht: Der Sender entfernte den Clip von seiner Website. Der Beitrag sei "völlig unangemessen". Die Redaktion habe das Thema falsch behandelt.