Antisemitismus in Marseille Jüdische Gemeinde rät vom Tragen der Kippa ab

Mit einer drastischen Empfehlung reagiert die jüdische Gemeinde in Marseille auf mehrere antisemitisch motivierte Messerattacken. Die traditionelle Kopfbedeckung solle "bis zu besseren Zeiten" nicht getragen werden.

Immer wieder sind in den vergangenen Monaten in der französischen Stadt Marseille Männer jüdischen Glaubens Opfer von Messerangriffen geworden. Erst am Montag wurde ein Lehrer auf dem Weg zur Schule attackiert und leicht verletzt, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes gegen einen 15-Jährigen. Nun hat die jüdische Gemeinde der Stadt auf den gewaltsamen Antisemitismus reagiert: Sie rät vom Tragen der Kippa ab.

Auch der am Montag angegriffene Lehrer hatte auf dem Schulweg die jüdische Kopfbedeckung getragen. Mit Blick auf den Ernst der Ereignisse müssten außergewöhnliche Entscheidungen getroffen werden, sagte der Präsident der israelitischen Konsistoriums der Stadt, Zvi Ammar. Die Kippa solle bis zu "besseren Zeiten" nicht getragen werden.

Die Polizei hatte nach der Attacke einen 15-Jährigen festgenommen, der sich auf Allah und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) berief. Schon im November war ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer ähnlichen Attacke in Marseille verletzt worden. Gegen den jungen Mann läuft nun ein Verfahren wegen versuchten Mordes aus religiösen Gründen und Verherrlichung des Terrorismus.

brk/dpa/AFP
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