Massimo D'Alema "Stalin von Gallipoli"

Rom - Mit dem Rücktritt von Massimo D'Alema endete am Mittwoch die erste Regierung eines Politikers aus den Reihen der Partei der Demokratischen Linken (PDS), die aus der Kommunistischen Partei Italiens hervorgegangen ist. Einen Tag vor seinem 51. Geburtstag zog D'Alema die Konsequenzen aus der schweren Niederlage bei den Regionalwahlen vom Sonntag.

Mit dem Ende der 57. Nachkriegsregierung Italiens endet vorläufig die Bilderbuchkarriere D'Alemas. Als Sohn des kommunistischen Abgeordneten Giuseppe D'Alema am 20. April 1949 in Rom geboren, nahm ihn der Papa schon als 13-Jährigen auf den 20. Parteitag der KPI mit. Der Junge überreichte dem inzwischen legendären Parteichef Palmiro Togliatti als Sprecher der Jungen Pioniere einen Strauß roter Nelken und wurde von diesem mit einem Kuss belohnt. Als 19-Jähriger wurde er Parteimitglied und machte Karriere im kommunistischen Jugendverband FGCI, dessen Vorsitzender er 1975 wurde. Dazu kamen in der Folgezeit verschiedene Mandate in Stadt- und Regionalparlamenten sowie die Leitung des KPI-Ortsverbandes von Rom.

1987 zog er als Abgeordneter für den Wahlkreis Gallipoli in Apulien in die römische Deputiertenkammer ein, wo er sich schnell einen Ruf als scharfzüngiger Redner erwarb. Sein damaliger Ruf als harter Parteifunktionär trug ihm den Spitznamen "Stalin von Gallipoli" ein. Ein Jahr später wurde er vom neuen KP-Vorsitzenden Achille Occhetto zum Leiter der Parteizeitung "L'Unita" berufen. 1990 wurde er Mitglied des Parteivorstands und 1992 Fraktionsvorsitzender.

Wandel zum Sozialdemokraten

Die KPI hatte inzwischen unter dem Eindruck der Wende im Osten und des Falls der Berliner Mauer den Wandel zu einer sozialdemokratisch orientierten Reformpartei vollzogen und sich 1991 in Partito Democratico della Sinistra (PDS) umbenannt. Der Wandel wurde aber zunächst von den Wählern nicht honoriert, und die PDS erlitt 1993 und 1994 mehrere Wahlniederlagen. Als Occhetto daraus die Konsequenz zog und im Juni 1994 als Parteivorsitzender zurücktrat, wurde nicht dessen Favorit Walter Veltroni, sondern D'Alema zum Nachfolger ernannt. Zu verdanken hatte er diesen Sieg seinen alten Kameraden vom PDS-Nationalrat, die ihm als Weggefährten aus alten KPI-Tagen den Vorzug gegenüber Veltroni gaben.

Der zunehmend um Reformen bemühte D'Alema begann mit einer vorsichtigen Auflockerung der noch immer stark hierarchisch geprägten Parteistrukturen. Daneben betrieb er eine konsequente Oppositionspolitik gegen die damalige Rechtsregierung des Medien-Milliardärs Silvio Berlusconi. Im Februar 1995 führte D'Alema seine Partei in Prodis Mitte-Links-Bündnis Ulivo, dessen stärkste Stütze er seitdem wurde. Das qualifizierte ihn dann auch zur Nachfolge Prodis. Nach 18 Monaten an der Regierung ist es D'Alema jetzt einen Tag vor seinem Geburtstag so ergangen wie dem Namenspatron seiner 16-Meter-Segeljacht "Ikarus", der mit seinen von Wachs zusammengehaltenen Flügeln der Sonne zu nahe kam und in die Tiefe stürzte.

Frances D'Emilio

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