Merkels Treffen mit Dalai Lama
Deutsche Geschäftsleute in China besorgt
Zu einem "privaten Gedankenaustausch" will Angela Merkel den Dalai Lama empfangen. Die chinesische Regierung schweigt bislang zu dem Plan der deutschen Kanzlerin. Deutsche Geschäftsleute befürchten aber Nachteile durch das Treffen.
Peking - Weder Zeitungen, Webseiten noch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua informierten die Chinesen über den umstrittenen Plan der deutschen Regierungschefin, den Dalai Lama am 23. September im Kanzleramt zu einem "privaten Gedankenaustausch" zu empfangen.
Das Außenministerium hatte den neuen deutschen Botschafter in China, Michael Schäfer, bereits am Freitag einbestellt, um gegen das Treffen zu protestieren. Eine Begegnung zwischen Merkel und dem religiösen Oberhaupt der tibetischen Buddhisten werde die Beziehungen zwischen Berlin und Peking belasten, heißt es in Peking.
Unter chinesischen Funktionären war in den letzten Wochen Misstrauen gegen Merkel laut geworden, die als frühere DDR-Bürgerin ein "falsches China-Bild" habe. Die Skeptiker in der Pekinger Regierung dürften sich nun bestätigt fühlen. Deutsche Geschäftsleute in China sorgen sich derweil um die Geschäfte. "Die Chinesen werden uns ihren Ärger spüren lassen", meint einer von ihnen. Andere Unternehmer schlossen nicht aus, dass derzeit laufende Vertragsverhandlungen auf die lange Bank geschoben werden könnten.
Die Pekinger KP betrachtet den Dalai Lama als Separatisten und Vaterlandsverräter, der Tibet von China abtrennen und damit die Volksrepublik "spalten" wolle. Chinesische Truppen hatten das Dach der Welt 1951 besetzt, 1959 floh der Dalai Lama ins nordindische Dharamsala ins Exil. Er plädiert für eine weitgehende Autonomie Tibets.
Weil Peking wirtschaftlichen Druck ausüben könnte, ist der Dalai Lama nicht bei allen Regierungen gerne gesehen. In Deutschland traf er mit Oppositionspolitikern sowie mit den Außenministern Klaus Kinkel und Joschka Fischer zusammen. 1990 sprach der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit ihm. Angela Merkel traf ihn als Oppositionsführerin.
Sie wäre nun die erste deutsche Regierungschefin, die den Tibeter empfangen würde. In einem SPIEGEL-Gespräch (Ausgabe 13/2007) hatte der Dalai Lama die Scheu vor ihm leicht belustigt beschrieben: "Das ist ein interessantes Phänomen unter Politikern: Wenn sie noch nicht Regierungschefs oder Präsidenten sind, treffen sie sich mit mir, danach meiden sie mich, um Peking nicht zu verärgern da stehen dann die Wirtschaftsbeziehungen mit der Volksrepublik im Mittelpunkt."