Enrique Peña Nieto
Foto: Susan Walsh/ APEs ist nicht das erste Mal, dass Enrique Peña Nieto persönlich unter Druck gerät. Erst kürzlich musste sich Mexikos Präsident für ein umstrittenes Immobiliengeschäft seiner Frau rechtfertigen. Lehrerproteste gegen die Regierung eskalierten zu Straßenschlachten. Wenige Wochen später gibt es nun schon wieder Ärger. Diesmal geht es um etwas, das auch in Deutschland bestens bekannt ist: Peña Nieto soll sich seinen Uni-Abschluss per Plagiat verschafft haben.
Dem 50-Jährigen wird vorgeworfen, bei seiner Jura-Examensarbeit zu großen Teilen von anderen Autoren abgeschrieben zu haben. Etwa 30 Prozent habe er abgeschrieben, berichtet die Website "Aristegui Noticias", deren Artikel die süffisante Überschrift "Vom Plagiator zum Präsidenten" trägt. Bei "mindestens 197 der 682 Absätze" der vor 25 Jahren verfassten Arbeit handele es sich um ein Plagiat. Peña Nieto hat an der privaten Universidad Panamericana studiert. Diese erklärte, die Vorwürfe zu prüfen.
Peña Nietos Sprecher Eduardo Sánchez präsentierte eine ganz einfache Erklärung für die Vorwürfe: Bei den Beanstandungen handele es sich um "Formfehler" wie etwa Zitate ohne Anführungszeichen oder fehlende Hinweise auf zitierte Autoren im Literaturverzeichnis. Die Anschuldigungen kommen für den mexikanischen Staatschef zu einem Zeitpunkt, an dem seine Beliebtheitswerte bei nur etwa 23 Prozent stehen.
Spanischsprachige Medien verweisen auch auf deutsche Politiker, die in Plagiatsaffären verstrickt waren. "Regeneración" aus Mexiko etwa schreibt genüsslich: "Diese Regierenden mussten zurücktreten wegen Plagiaten." Zuvorderst sind Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan zu sehen.
Das Portal "Aristegui Noticias" wird von der bekannten mexikanischen Journalistin Carmen Aristegui geleitet. Sie hatte 2014 eine Affäre um den Kauf eines Luxushauses durch Peña Nietos Ehefrau Angélica Rivera aufgedeckt - sie erwarb das Anwesen demnach von einer Firma, die auch Staatsaufträge erhielt. Der Kauf wurde schließlich annulliert.
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