Midterm Elections Obama und die harte Wahl

Barack Obama: "Es ist im ganzen Land hart"
Foto: JEWEL SAMAD/ AFPWashington - Die oppositionellen US-Republikaner dürfen neuesten Umfragen zufolge bei den Wahlen am Dienstag auf einen Erdrutschsieg im Abgeordnetenhaus hoffen. Sie können davon ausgehen, dass sie 50 oder gar noch mehr Sitze hinzugewinnen. Um die Mehrheit in der Kammer zu erreichen, brauchen sie lediglich 39 neue Mandate.
Auch im Senat ist die Mehrheit der Demokraten gefährdet. Wie die "Washington Post" berichtet, dürfte es hier zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kommen. Allerdings sieht es eher so aus, als könnte das Obama-Lager die Mehrheit ganz knapp verteidigen.
Eine Umfrage der Zeitung unter wahrscheinlichen Wählern ergab, dass 49 Prozent für die Republikaner stimmen wollen. Lediglich 45 Prozent würden für die Demokraten votieren. Einigen Berechnungen zufolge könnten die Republikaner 50 oder gar mehr Sitze im Abgeordnetenhaus hinzugewinnen - für die Mehrheit brauchen sie lediglich 39 neue Sitze.
Zwar versuchte Obama am Wochenende mit einem Großeinsatz das Blatt in letzter Minute zu wenden. Bei einem Auftritt in Chicago räumte er aber die prekäre Lage offen ein. "Es gibt keinen Zweifel, dass es sich um eine harte Wahl handelt. Es ist hier in Illinois hart, es ist im ganzen Land hart", rief er seinen Anhängern zu und versuchte, Wähler für die Kandidaten seiner demokratischen Partei zu mobilisieren.
In seiner Heimatstadt Chicago erklärte Obama am Samstag, die Abstimmung am Dienstag sei eine Wahl zwischen der Politik, die die aktuellen Probleme geschaffen habe und einer Politik, die das Land in bessere Zeiten führe. In Philadelphia sagte der Präsident, sollten demokratische Wähler nicht in großer Zahl an die Urnen gehen, könnten die Fortschritte der vergangenen zwei Jahre zunichtegemacht werden.
Wahlkampf-Endspurt mit Witz und Ironie
Volksfeststimmung gab es dagegen in Washington: Rund 200.000 Amerikaner waren am Samstag der Einladung des populären Polit-Komikers Jon Stewart zu einer farbenprächtigen Satire-Show gefolgt. Nach einem der wohl härtesten Wahlkämpfe in der US-Geschichte gelang es Kult-Satiriker Stewart, wenigstens im Endspurt etwas Spaß und Entspannung zu bringen.
Die Großkundgebung stand unter dem Motto "Zur Wiederherstellung der Vernunft" - und richtete sich vor allem gegen die schrillen und aggressiven Töne der rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung. "Seid ihr bereit, die Vernunft wiederherzustellen?", rief Stewart nach dem Singen der Nationalhymne unter dem Jubel der Menschen aus. "Wir können Auseinandersetzungen haben, ohne Feinde zu sein", meinte er in einem leidenschaftlichen Plädoyer gegen Polarisierung, für Toleranz und zivilen Umgangston in Politik und Gesellschaft.
Dazu hielten Musikstars wie Cat Stevens, Ozzy Osbourne und Sheryl Crowe die Menge in Stimmung. Stewart hatte wiederholt betont, dass seine Kundgebung nicht politisch motiviert sei. Er wolle moderaten Bürgern aller politischer Richtungen ein Forum geben, ihrer Frustration über den konfrontativen Stil im politischen Washington Ausdruck zu geben, sagte er.
Trotz dieser Neutralität galt die Veranstaltung auf der Mall, der Museumszeile im Herzen Washingtons, so kurz vor der Kongresswahl am 2. November zumindest indirekt als Rückenstärkung für die bedrängten Demokraten, denen nach Umfragen auch viele junge Wähler davonlaufen.
Bei den sogenannten Midterm Elections, den Zwischenwahlen, stehen am Dienstag alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses, etwa ein Drittel der Senatoren und zahlreiche Gouverneursposten zur Wahl. Während alle Umfragen auf eine republikanische Mehrheit im nächsten Repräsentantenhaus hindeuten, ist das Rennen um die Vormacht im Senat enger.