Nach Trump-Kritik aus Luxemburg
Wie sich Mike Pompeo selbst auslud
Luxemburgs Außenminister nannte Donald Trump nach dem Sturm auf das US-Kapitol einen Kriminellen. US-Außenminister Pompeo sagte kurz darauf seinen Besuch ab – angeblich weil ihn niemand treffen wolle.
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn war erstaunt, als er am Dienstagabend kurz vor dem Abendessen eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters las. Der scheidende US-Außenminister Mike Pompeo habe, hieß es dort mit Verweis auf europäische Diplomaten, eine Reise nach Europa unter anderem deswegen abgesagt, weil sich Asselborn einem Treffen mit ihm verweigert hätte.
Asselborn wollte die Meldung auf Anfrage nicht kommentieren, er machte im Gespräch mit dem SPIEGEL aber deutlich, dass es keine Absage gegeben habe. Demnach hat nicht Asselborn ein Treffen mit Pompeo ausgeschlossen, sondern der US-Außenminister entschied sich offenbar selbst, seinen Abstecher nach Luxemburg zu canceln.
»Politischer Pyromane, der vor Gericht gestellt werden muss«
Ursprünglich hatte Pompeo vorgehabt, vor der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden am 20. Januar eine letzte Reise nach Europa zu unternehmen. Stationen sollten Brüssel und Luxemburg sein. Doch bereits am Sonntagabend teilte die US-Botschaft in Brüssel auf diplomatischen Kanälen mit, dass Pompeo das Großherzogtum Luxemburg nicht besuchen werde.
Über die Gründe der Absage konnte man in der Luxemburger Regierung zunächst nur spekulieren. Die Vermutung lag nahe, dass es mit der Kritik des Luxemburger Außenministers an den Ereignissen von Washington zu tun hatte. Nachdem Trump zum Widerstand gegen das Wahlergebnis aufgerufen hatte und seine Anhänger das Kapitol in Washington gestürmt hatten, hatte Asselborn den scheidenden US-Präsidenten scharf kritisiert. Die Bilder zeigten, »dass Donald Trump ein Krimineller ist«, sagte Asselborn dem Luxemburger Sender RTL direkt nach der Kapitol-Erstürmung. Trump sei ein »politischer Pyromane, der vor Gericht gestellt werden muss«.
Am Dienstagmorgen berichtete die »New York Times«, dass Pompeo seine letzte Auslandsreise abgesagt habe. Er habe Luxemburg aus Ärger über Asselborns Äußerungen aus seinem Terminkalender gestrichen, deutete die Zeitung an. Asselborn sagte dem SPIEGEL, es wundere ihn nicht, dass Pompeo den Besuch in Luxemburg abgesagt habe. Der Außenminister des kleinen Landes freut sich über die vielen positiven Reaktionen, die er seitdem aus der ganzen Welt erhält und die seine klare Haltung gegenüber Trump loben.
Den Plan für den Besuch in Brüssel bei EU und Nato hielt Pompeo noch ein paar Tage aufrecht, der scheidende US-Außenminister wolle damit die tiefe Partnerschaft zwischen den USA und Belgien und die unerschütterliche US-Unterstützung für die Nato bekräftigen, teilte das State Department mit.
Doch dann wurde auch dieser Teil der Reise am Dienstag gestrichen – und damit die letzte Auslandsreise von Trumps Chefdiplomat. Angeblich fanden sich bei Nato und EU nicht genug Gesprächspartner, die noch mit dem US-Außenminister sprechen wollten.
Hinweis: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass die US-Botschaft in Brüssel auch für Luxemburg zuständig ist. Dort gibt es jedoch eine eigene US-Botschaft. Wir haben den Satz entfernt.