Milosevic-Begräbnis Verbitterung bei den Witwen von Srebrenica
Während in Belgrad 50.000 Anhänger vom verstorbenen Staatschefs Abschied nahmen, bedauern die Opfer von Slobodan Milosevic dessen Tod vor der erwarteten Verurteilung in Den Haag.
Srebrenica - Am Tag der Beisetzung des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic hat in Srebrenica Verbitterung geherrscht. "Warum sollte mich sein Schicksal kümmern? Ich kann nur daran denken, den Leichnam meines Mannes zu finden und ihm eine ordentliche Bestattung zu geben", sagte Zejneba Cengic am Samstag. Milosevic wird für das Massaker an fast 8000 moslemischen Jungen und Männern im Juli 1995 in der ostbosnischen Stadt Srebrenica verantwortlich gemacht. Wegen seiner Rolle im Bosnienkrieg (1992-1995) war er vor dem Uno-Tribunal in Den Haag wegen Völkermordes angeklagt.
Viele der Opfer von Srebrenica liegen bis heute in Massengräbern in den Bergen von Ostbosnien. Andere werden möglicherweise nie gefunden werden. Überlebende und Angehörige von Opfern des Massakers bedauern, dass der vor einer Woche gestorbene Milosevic nun nicht mehr verurteilt werden kann. "Ich bedauere, dass er nicht lang genug gelebt hat, um zu hören, wie das Gericht ihn wegen der Verbrechen an unseren Lieben schuldig spricht", sagte Sadeta Dzozic. "Aber Gott wird ihn richten", fügte die Einwohnerin von Srebrenica hinzu, deren 19-jähriger Sohn sowie rund 30 männliche Verwandte 1995 von bosnischen Serben ermordet wurden.
Befriedigung empfand Dzozic lediglich darüber, dass Milosevic "wie ein Hund" begraben werde. Egal wie viele Menschen zur Beisetzung kämen, für den Ex-Präsidenten habe auf keinem einzigen Friedhof ein Platz gefunden werden können, "und nicht einmal seine Kinder werden kommen", sagte Dzozic. Der 64-Jährige fand seine letzte Ruhestätte auf dem Familiengrundstück in seiner Heimatstadt Pozarevac.
afp
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