Milosevic-Beisetzung Trauernde verabschieden sich mit "Slobo-"-Rufen
Pozarevac - Ungeachtet aller Beschuldigungen gegen den als "Schlächter vom Balkan" bekannten Milosevic schwenkten seine Anhänger in der Hauptstadt Fahnen und Transparente und zogen vor das Parlament. Der mit einer serbischen Flagge bedeckte Sarg des Politikers, der vor einer Woche im Gefängnis des Kriegsverbrecher-Tribunals in Den Haag gestorben war, wurde in das 80 Kilometer entfernte Pozarevac, den serbischen Heimatort von Milosevic, gebracht.
"Heute nehmen wir Abschied von dem besten Mann unter uns", sagte ein Sprecher von Milosevics Sozialistischer Partei vor den laut Polizei 80.000 Teilnehmern. "Er war ein Held sowohl im Leben als auch im Tod, ein großartiger Mann." Die Trauernden verharrten einen Augenblick in Schweigen und brachen dann in laute "Slobo, Slobo!"- und "Das hier ist Serbien!"-Rufe aus. Auch Anhänger der ultranationalistischen Radikalen Partei nahmen teil. Einer von ihnen verlas einen Brief ihres Anführers Vojislav Seselj, der in Den Haag auf sein Verfahren wartet.
Zuvor hatten zehntausende Menschen mit einer Schweigeminute und einer Trauerfeier im Zentrum von Belgrad Milosevic das letzte Geleit gegeben. Aus ganz Serbien, aus dem Kosovo und Bosnien waren die Anhänger des ehemaligen Staatschefs angereist, um vor dem Parlamentsgebäude einen letzten Blick auf seinen Sarg werfen zu können. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen. Einige trugen Banner mit der Aufschrift "Slobo, der Serbe" oder "Mörderbande", womit die Uno gemeint war.
Bei Einbruch der Dunkelheit wurde Milosevics Sarg in ein Grab auf dem Anwesen seiner Familie herabgelassen. Anhänger verlasen Botschaften von seiner Witwe Mira und seinem Sohn Marko, die aus Angst vor einer Verhaftung nicht aus ihrem Exil in Russland nach Serbien reisen wollten. "Wir beide, wir standen immer auf derselben Seite in der Welt", hieß es in Miras Brief. "Ich werde weiter für unsere Ideale kämpfen."
Gegen-Demo: "Endlich ist sein Ende gekommen"
In den meisten Nachbarländern Serbiens und im Westen gilt Milosevic weithin als der Hauptverantwortliche für die Balkan-Kriege während der 1990er Jahre. Dabei wurden mindestens 150.000 Menschen getötet und Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.
Obwohl die pro-westlichen Politiker Serbiens Milosevic ein Staatsbegräbnis verweigerten, gelang es den Sozialisten, die Beerdigung zu einem nationalen Ereignis zu machen: Prominente Anhänger hielten Reden, das Fernsehen übertrug die Zeremonie live. Dennoch zeigten sich Anhänger der serbischen Demokratiebewegung, die Milosevic vor sechs Jahren stürzte, keineswegs über den Massenansturm zu den Feierlichkeiten beunruhigt. "Aber das ist ein Signal für die demokratisch Gesinnten, dass sie aufwachen müssen und die hässliche Vergangenheit beenden müssen", sagte ein führendes Mitglied der Partei G-17, Milos Albijanic.
Er gehörte zu etwa 2000 vor allem jüngeren Menschen, die gegen die Politik des Verstorbenen demonstrierten. Die Demonstranten waren einem SMS-Aufruf gefolgt und versammelten sich mit bunten Luftballons als Erkennungszeichen auf dem Platz der Republik. "Endlich ist sein Ende gekommen", skandierten die Teilnehmer, begleitet von Pfeifkonzerten. Nach etwa einer Stunde löste sich die Kundgebung auf.
Milosevic war vor dem Uno-Tribunal wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in Bosnien, Kroatien und im Kosovo während der 1990er Jahre angeklagt. Im Oktober 2000 wurde er gestürzt.
fok/Reuters/afp