Minutenprotokoll So lief der Tag in Libyen

Minutenprotokoll: So lief der Tag in Libyen
Foto: AP/ Alaguri+++ Die Lage in Libyen beruhigt sich +++
[00.35] Vorerst gibt es keine neuen Meldungen über Zusammenstöße von Demonstranten und Sicherheitskräften. Für Dienstag sind jedoch weitere massive Proteste angekündigt.
+++ Teile der Streitkräfte wenden sich gegen Gaddafi +++
[00.09] Revolutionführer Muammar Gaddafi verliert offenbar langsam auch den Rückhalt der Armee. Eine Gruppe libyscher Offiziere appellierte laut al-Dschasira an alle Armeeangehörigen, sich "dem Volk anzuschließen" und Gaddafi zu entmachten. Die Offiziere hätten die Armee zu einem Marsch auf Tripolis aufgefordert.
+++ Clinton bestürzt über Blutvergießen in Libyen +++
[00.02] US-Außenministerin Hillary Clinton hat die Gewalt gegen Demonstranten in Libyen verurteilt und die Regierung von Staatschef Muammar al Gaddafi zu einem Ende "dieses unverantwortlichen Blutvergießens" aufgefordert. Die Welt sei alarmiert über die Vorgänge in Libyen, sagte Clinton am Montag in Washington. Gaddafis Regierung müsse die Grundrechte achten, darunter die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit.
+++ Gaddafi-Ansprache verzögert sich weiter +++
[23.53] Noch immer hat die angekündigte Rede von Machthaber Gaddafi nicht begonnen. Verschiedene Offizielle haben in Tripolis zwar mehrfach erklärt, die Ansprache stehe kurz bevor - noch verzögert sich ist die Übertagung des arabischen TV-Senders Al-Arabija jedoch.
+++ Gaddafi-Sohn dementiert Meldungen über Luftangriffe +++
[23.42] Der Führungszirkel um Machthaber Gaddafi hat Berichte über eine Bombardierung bewohnter Stadtgebiete zurückgewiesen. Die Informationen über Angriffe auf Tripolis und Benghasi seien falsch, sagte Gaddafis Sohn Saif al-Islam am Montag dem staatlichen Fernsehen zufolge. Ziel seien vielmehr Munitionsdepots, weit entfernt von Wohngebieten, gewesen.
+++ Diplomaten brechen mit Gaddafi +++
[23.38] Mehrere libysche UN-Diplomaten haben sich offen von Revolutionsführer Gaddafi distanziert. Gaddafi müsse aufhören, "das libysche Volk zu töten" und das Land so schnell wie möglich verlassen, sagte der stellvertretende UN-Botschafter Ibrahim Dabbaschi in New York. Angesichts der blutigen Niederschlagung der Proteste und der "Kriegserklärung" von Gaddafis Sohn Seif el Islam an das eigene Volk "können wir nicht mehr schweigen", so Dabbaschi. Gegenüber der BBC sagte er, das Ende des Revolutionsführers sei nur noch eine "Frage von Tagen". Entweder der Revolutionsführer werde selbst zurücktreten oder das Volk werde dafür sorgen, dass er gehe.
+++ Libysche Grenzer geben ihre Posten auf +++
[23.15] Libysche Grenzschützer haben ägyptischen Angaben zufolge ihre Stationen an der Grenze zwischen beiden Ländern verlassen. Das ging am Montag aus Mitteilungen des ägyptischen Militärs auf der Internet-Plattform Facebook hervor. Die libysche Seite der Grenze sei derzeit in der Kontrolle von Volkskomitees. Die ägyptische Armee richtete unterdessen an der Grenze zu Libyen zwei Feldlazarette sowie Auffanglager für Flüchtlinge ein. Zudem würden Flugzeuge nach Libyen geschickt, um dort lebende Ägypter außer Landes zu fliegen, teilte der Militärrat auf Facebook mit.
+++ Al-Arabija berichtet über baldige Ansprache Gaddafis +++
[22.50] Gaddafi will nach Angaben des arabischen TV-Senders Al-Arabija demnächst eine Ansprache halten. Einzelheiten über den Inhalt der Rede wurden nicht bekannt.
+++ Gaddafi soll noch im Land sein +++
[22.45] Gaddafi hält sich nach Regierungsangaben noch immer in Libyen auf. "Der Staatschef ist in Libyen, ebenso wie alle Regierungsvertreter", sagte Vize-Außenminister Chaled Kaim am Montagabend im libyschen Fernsehen.
+++ Neue Attacken aus anderen Städten gemeldet +++
[22.01] Auch aus anderen Städten Libyens werden Angriffe durch Flugzeuge gemeldet. Laut al-Dschasira wurden in Misrata, 210 Kilometer östlich der Hauptstadt, Demonstranten attackiert. Nach Berichten von Augenzeugen ist Artilleriefeuer zu hören, Panzer sollen durch die Straßen rollen. Ähnliche Meldungen kamen auch aus Az-Zawiya.
+++ Westerwelle setzt auf Machtwechsel in Libyen +++
[21.39] Die Bundesregierung hofft nach den Worten von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) auf einen politischen Umsturz in Libyen. Das System Gaddafi könne sich nur noch mit Mord und Totschlag über Wasser halten, sagte Westerwelle am Montag im ZDF. "Wenn eine Herrscherfamilie mit Bürgerkrieg gegen das eigene Volk droht, dann ist sie am Ende", sagte Westerwelle in Anspielung auf einen Fernsehauftritt von Gaddafis Sohn Saif. In Berlin hoffe man nun, dass es nach den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Militär wieder eine friedliche Entwicklung geben werde.
+++ Augenzeugen schildern Hetzjagd auf Demonstranten +++
[21.30] In der libyschen Hauptstadt Tripolis machen regierungstreue Milizen nach einem Augenzeugenbericht Jagd auf Gegner von Staatschef Gaddafi. Mitglieder der "Revolutionskomitees" hätten das Stadtzentrum besetzt, sagte ein Bewohner, der in der Nähe des zentralen Grünen Platzes lebt. Die Situation am Montag beschrieb er als "sehr, sehr gewaltsam". Das Staatsfernsehen berichtete am Abend, das Militär habe "die Verstecke der Saboteure" gestürmt. Die Kommunikationsleitungen in die Stadt sind immer wieder unterbrochen, Handyanrufe nach Libyen vom Ausland aus nicht möglich.
+++ Berlusconi verurteilt Gewaltausbruch in Libyen +++
[21.20] Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat das brutale Vorgehen der libyschen Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten scharf kritisiert. Das Verhalten sei "inakzeptabel", so Berlusconi. Die Situation in dem nordafrikanischen Staat nannte er "alarmierend". Der Politiker gilt als enger Vertrauter von Libyens Machthaber Gaddafi.
+++ Österreichische Maschine sitzt in Tripolis fest +++
[20.55] Ein Transportflugzeug des österreichischen Bundesheeres mit etwa 60 EU-Bürgern an Bord sitzt offenbar am Flughafen in der libyschen Hauptstadt fest. "Der gesamte Luftraum ist derzeit gesperrt", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Wien. Die Maschine hätte um 18.30 Uhr in Richtung Malta starten sollen. Zunächst hatte sich der Abflug verzögert, weil viele Passagiere es nicht rechtzeitig zum Airport geschafft hätten. Laut Außenministerium sind unter den Passagieren 15 Österreicher und weitere 45 EU-Bürger.
+++ Heimgekehrte Deutsche schildern dramatische Szenen +++
[20.48 Uhr] Etwa zwei Dutzend deutsche Staatsbürger sind am Abend aus Libyen kommend in Frankfurt gelandet. Nach der Ankunft berichteten sie von teils dramatischen Szenen in der libyschen Hauptstadt Tripolis: Gewehrfeuer, Brände, und leergefegte Geschäfte hätten das Stadtbild geprägt. "Ich hatte Angst wegen der Kinder", sagte Katja T. aus Berlin, die seit September an der französischen Schule in Tripolis gearbeitet hat. In den Straßen der Stadt hätten Feuer gelodert. Eine andere Frau, die seit dreieinhalb Jahren in Libyen gelebt hat, sagte: "Ich habe in Panik meine Sachen zusammengepackt." Mit den beiden Kindern fuhr sie zum Flughafen. Den Weg säumten ausgebrannte Fahrzeuge. Den Hausstand ließ sie in Tripolis zurück. In der Nacht sei praktisch permanent geschossen worden. Im Laufe des Tages sei die Lage immer chaotischer geworden.
+++ Nato-Chef Rasmussen schockiert über Gewalt in Libyen +++
[20.40 Uhr] Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat die libysche Regierung aufgefordert, "die Unterdrückung unbewaffner Zivilisten" zu beenden und den Weg zur Demokratie zu gehen. In einer in Brüssel verbreiteten Stellungnahme zeigte er sich schockiert über die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Die legitimen Wünsche des Volkes müssten beachtet werden. "Auf lange Sicht kann keine Gesellschaft den Willen ihres Volkes missachten, denn der Wunsch nach Freiheit ist in jedem Menschen angelegt."
+++ Frankreich schließt Schulen in Libyen +++
[20.32 Uhr] Die französisch geführten Schulen in Libyen werden am Dienstag keinen Unterricht anbieten. Die Schulen bleiben vorerst geschlossen. Frankreich forderte seine Bürger auf Libyen zu verlassen.
+++ Niederlande wollen ihre Landsleute Dienstag aus Libyen holen +++
[20.18 Uhr] Inzwischen laufen in mehreren Ländern Planungen dafür, die eigenen Bürger aus Libyen auszufliegen. Etwa 150 Niederländer warten in Tripolis auf ihre Heimreise. Die Regierung in Den Haag organisiert für Dienstag einen Flug mit einer Militärmaschine.
+++ Libysche Uno-Diplomaten fordern Flugsperre über Libyen +++
[19.59 Uhr] Vertreter Libyens bei den Vereinten Nationen haben Machthaber Gaddafi zum Rücktritt aufgefordert. Der stellvertretende Uno-Botschafter Ibrahim Dabbaschi erklärte, "das libysche Volk werde sich Gaddafis entledigen", sollte er sein Amt nicht niederlegen. Außerdem drängte Dabbaschi die internationale Gemeinschaft, eine Flugsperre über seinem Heimatland zu verhängen, um zu verhindern, dass Gaddafi und seine Sicherheitskräfte aus dem Ausland mit Söldnern, Waffen und Vorräten versorgt werden können.
+++ Berlin hat keine Erkenntnisse über Flucht Gaddafis +++
[19.50 Uhr] Der Bundesregierung liegen nach Angaben von Außenminister Guido Westerwelle keine Hinweise auf eine Flucht des libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi ins Ausland vor. Er könne Meldungen nicht bestätigen, nach denen sich Gaddafi möglicherweise nach Venezuela abgesetzt habe, sagte Westerwelle im ZDF. Zuvor hatte der britische Außenminister William Hague erklärt, es gebe entsprechende Hinweise darauf.
+++ Auswärtiges Amt verschärft Reisewarnung +++
[19.42 Uhr] Das Auswärtige Amt hat eine eindeutige Reisewarnung für Libyen ausgesprochen. Es wird nun vor jeglichen Reisen ins ganze Land gewarnt. Die Botschaft in Libyen organisiert derzeit die Ausreise der rund 500 Deutschen im Land. Noch fliegt die Lufthansa Tripolis an. Im Auswärtigen Amt hofft man, dass die Fluglinie Dienstag erneut und dann mit einem größeren Flugzeug Tripolis anfliegt - und vielen der in Libyen lebenden Deutschen die Ausreise ermöglicht. Von der Botschaft erreichen das Amt stündlich neue Meldungen über die brisante Lage vor Ort, diese bestätigten die Nachrichten der internationalen Nachrichtenagenturen, hieß es im Ministerium von Guido Westerwelle.
+++ Italien versetzt Luftstützpunkte in Alarmbereitschaft +++
[19.29 Uhr] Italien hat nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA sämtliche Luftstützpunkte des Landes in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Rom meldete die Agentur, zudem sollten zahlreiche Hubschrauber der italienischen Luftwaffe und der Marine in den Süden des Landes geschickt werden. Demnach fielen diese Entscheidungen nach der Landung libyscher Flugzeuge in Malta.
Libysche Kampfjets landen auf Malta
+++ Libysche Offiziere bitten in Malta um Asyl +++
[19.21 Uhr] Zwei Offiziere der libyschen Luftwaffe sind vor der Gewalt in ihrem Land geflohen. Sie landeten zwei Kampfjets der libyschen Luftwaffe auf Malta. Die Piloten hatten über Funk um politisches Asyl gebeten. Wie aus Militärkreisen verlautete, wurde den Offizieren der libyschen Luftwaffe die Landung erlaubt. Zuvor waren sie von einem Militärstützpunkt in der Nähe der Hauptstadt Tripolis gestartet und hatten den libyschen Luftraum im Tiefflug verlassen, um nicht entdeckt zu werden.
+++ Zahlreiche Tote am Montag +++
[19.14 Uhr] Bei den blutigen Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und der Staatsmacht sind am Montag laut Augenzeugen 160 Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete der TV-Sender al-Arabija.
+++ Westerwelle bestellt libyschen Botschafter ein +++
[19.10 Uhr] Das Auswärtige Amt in Berlin hat den libyschen Botschafter, Jamal al-Barag, einbestellt. Der Beauftragte für die Region, Botschafter Andreas Michaelis, habe gefordert, das gewaltsame Vorgehen gegen friedliche Demonstranten umgehend zu beenden, teilte das Ministerium am Montagabend in Berlin mit. Michaelis habe "noch einmal mit Nachdruck die Haltung der Bundesregierung" verdeutlicht, dass die Führung in Tripolis Meinungs- und Versammlungsfreiheit gewährleisten und umgehend den Dialog mit der Bevölkerung suchen müsse.
+++ Uno-Diplomaten laufen zur Opposition über +++
[19.06] Die meisten der libyschen Diplomaten bei den Vereinten Nationen sind nach einem Zeitungsbericht auf die Seite der Opposition gewechselt. Lediglich der Uno-Botschafter selbst halte noch zu dem umstrittenen Diktator, berichtet die "Los Angeles Times". Die Diplomaten wollten sich mit diesem Schritt "von der abscheulichen Tat, das libysche Volk anzugreifen", distanzieren, zitiert das Blatt Adam Tarbah, der seit neun Jahren Libyen bei den Vereinten Nationen vertrete. "Wir sind uns bewusst, dass dieser Schritt unsere Familien zu Hause in Gefahr bringen kann. Aber sie sind sowieso in Gefahr."
+++ Kampfjets bombardieren mehrere Orte in Tripolis +++
[19.02 Uhr] Augenzeugen berichten aus der Hauptstadt, dass Kampfflugzeuge mehrere Plätze unter Beschuss genommen haben. Es soll viele Tote gegeben haben, sagte Adel Mohamed Saleh dem TV-Sender al-Dschasira in einem Telefongespräch. "Was wir hier erleben ist unvorstellbar." Kampfflugzeuge und Hubschrauber bombardierten einen Platz nach dem anderen. "Es dauert immer noch an." Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.
+++ Gold- und Silberpreise steigen +++
[18.58 Uhr] Die politischen Unruhen im Nahen Osten und in Nordafrika haben den Gold- und Silberpreis stark in die Höhe getrieben. Eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold kostete am Montag in der Spitze 1408,20 US-Dollar - 19,62 Dollar mehr als am Freitag. Der Silberpreis kletterte in der Spitze auf 33,97 Dollar - ein Plus von rund eineinhalb Dollar zum Freitag. Damit kostet Gold so viel wie zuletzt Anfang des Jahres, Silber soviel wie zuletzt 1980.
+++ Ban fordert sofortiges Ende der Gewalt +++
[18.51 Uhr] Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Gaddafi zu einem sofortigen Ende der Gewalt in Libyen aufgefordert. Die Gewalt "muss sofort enden", sagte Ban laut einem Sprecher in New York. Ban habe Gaddafi in einem Gespräch zu schnellen Reformen gedrängt und "ausführlich diskutiert" mit dem Revolutionsführer.
+++ Libyen lässt keine Reporter einreisen +++
[18.37 Uhr] Libysche Botschaften in aller Welt haben seit Montag geschlossen und erteilen keine Visa mehr - "nicht für Touristen, nicht für Geschäftsleute und auch nicht für Journalisten", heißt es in dem "Volksbüro der Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahiria in Islamabad, Pakistan". Das geschehe "nur zur eigenen Sicherheit der Menschen". Auch die Vertretung in Neu-Delhi teilte SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent Hasnain Kazim mit, "vorerst geschlossen" zu haben. Der libysche Botschafter in Indien war zuvor aus Protest gegen die Gewalt gegen Demonstranten zurückgetreten. Libysche Diplomaten erklärten, solange keine Klarheit über die weitere Entwicklung in ihrer Heimat herrsche, würde "niemand" eine Einreisegenehmigung erhalten. Außerdem seien sowieso die Flughäfen gesperrt. Libyen erlaubt derzeit keine Berichterstattung aus seinem Land.
+++ Regime verschärft Vorgehen gegen Demonstranten +++
[18.25 Uhr] Die libysche Regierung gibt sich noch lange nicht geschlagen. Die Behörden kündigten an, Oppositionelle noch stärker bekämpfen zu wollen. Das Staatsfernsehen meldete am Montagabend, die Sicherheitskräfte hätten einen Einsatz gegen "die Rückzugsorte der Saboteure und Terroristen" gestartet. Mehrere Menschen seien getötet worden. Dem Bericht zufolge riefen die Sicherheitskräfte die Bürger des Landes zur Zusammenarbeit auf, "um die Sicherheit wieder herzustellen". Wo dieser Einsatz stattfindet, berichtete der Sender nicht.
+++ USA fordert Botschaftsangehörige zur Ausreise auf +++
[18.18] Die USA bangen um die Sicherheit ihrer Diplomaten in Libyen. Washington beorderte am Abend alle entbehrlichen Diplomaten und deren Familien aus Tripolis ab.

Proteste gegen Gaddafi: Machtkampf in Libyen
+++ Türkische Arbeiter flüchten in Fußball-Stadion +++
[18.05] In der Unruheregion Bengasi haben sich tausende türkische Arbeiter in ein Fußball-Stadion geflüchtet. Sie warten darauf, aus Libyen evakuiert zu werden. Sertac Karan, Manager eines türkischen Bauunternehmens, schilderte der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon dramatische Situationen. Die Lage in der Stadt sei außer Kontrolle. "Ich habe 15- und 16-Jährige gesehen, die Kalaschnikows tragen." In dem Stadion warteten etwa 3500 Menschen auf eine Möglichkeit, in die Heimat zu gelangen.
Gaddafi auf der Flucht?
+++ Berichte über Kampfjet-Angriff auf Demonstranten +++
[17.58 Uhr] Laut einem Bericht des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira vom Montagabend hat Libyens Militär einen riesigen Demonstrationszug von Regierungsgegnern in der Hauptstadt Tripolis mit Flugzeugen angegriffen. Auch scharfe Munition werde eingesetzt, meldete der Sender unter Berufung auf Informanten. Ahmad Elgasir, ein Menschenrechtsexperte des Libyan News Centre (LNC) in Genf, sagte al-Dschasira, die Sicherheitskräfte verübten ein Massaker. Eine Augenzeugin in Tripolis habe über Satellitentelefon um Hilfe gebeten und von einem Massaker gesprochen. Eine unabhängige Überprüfung ist derzeit nicht möglich. Die libyschen Behörden haben laut al-Dschasira zufolge alle Festnetz- und Funktelefonverbindungen im Land unterbrochen.
+++ Dax schließt im Minus +++
[17.51] Die Unruhen in Libyen haben Anleger am Montag verunsichert und Europas Börsen ins Minus gedrückt. Der Dax schloss 1,4 Prozent schwächer bei 7321 Punkten. Am Vormittag hatte der Index noch mit 7441 Zählern ein neues Drei-Jahres-Hoch markiert. Größte Verlierer waren die schwer gewichteten Titel von Deutscher Bank und BASF, die 3,2 beziehungsweise 2,7 Prozent einbüßten. Die US-Börsen blieben wegen eines Feiertages geschlossen.
+++ Lufthansa-Maschine holt Deutsche aus Tripolis +++
[17.40 Uhr] Am Mittag ist eine Luthansa-Maschine mit Bundesbürgern an Bord aus Tripolis in Richtung Deutschland gestartet, gab Außenstaatsminister Werner Hoyer bekannt. Er nannte es eine vorrangige Sorge, Landsleute zurückzuholen. Wie viele Deutsche in der Maschine saßen und wie viele noch in Libyen auf ihre Heimreise warten, sagte der Staatsminister bisher nicht. Linienflüge könnten Tripolis noch verlassen - Bengasi, das Zentrum der Proteste, dagegen nicht mehr. Der Flughafen dort sei nicht zu nutzen, weil dort kein Personal mehr im Tower sitze und keine Maschinen mehr abgefertigt werden könnten.
+++ Venezuela dementiert Gaddafi-Reise +++
[17.36 Uhr] Wo ist Muammar al-Gaddafi? Ein Vertreter der Regierung Venezuelas dementiert am späten Nachmittag, der libysche Machthaber sei auf dem Weg in das südamerikanische Land. Nur wenige Minuten zuvor hatte der britische Außenminister William Hague über eine entsprechende Reise Gaddafis spekuliert. Gaddafi und Venezuelas Staatschef Hugo Chavez gelten als enge Verbündete. Im September 2009 sprach Gaddafi über eine "Nato des Südens", die Afrika und Lateinamerika gründen müssten.
+++ Dubiose Landung in Malta wird untersucht +++
[17.28 Uhr] Die Behörden in Malta überprüfen die Insassen von zwei Jets und zwei Hubschraubern, die aus Libyen gekommen waren. Insgesamt waren laut Informationen aus Armeekreisen sieben Personen an Bord. Sie selber sagen, sie seien Franzosen. Allerdings hat offenbar nur einer von ihnen einen Pass. Sie würden von den Behörden am Flughafen in Valetta festgehalten, ihre Identitäten würden überprüft. Die Hubschrauber hätten zwar eine Landeerlaubnis für Malta erhalten, aber keine Starterlaubnis von den libyschen Behörden; das deute auf eine mögliche Flucht hin, hieß es aus den Armeekreisen weiter.
+++ Ölpreis steigt +++
[17.19 Uhr] Die Krise in Libyen treibt den Ölpreis in die Höhe. Die Referenzsorte Brent verteuerte sich in London auf zeitweise 104,60 US-Dollar, den höchsten Stand sei zweieinhalb Jahren. Danach gab der Preis wieder leicht nach. OPEC-Mitglied Libyen ist einer der größten Ölproduzenten in Afrika, das libysche Öl gilt als besonders hochwertig.
+++ Mobilfunknetz in Tripolis unterbrochen +++
[17.10 Uhr] Mobile Telefone funktionieren in Libyens Hauptstadt Tripolis derzeit nicht. Dem britischen Sender BBC zufolge twitterte der User Zubin Gulati, dass alle Funknetze in der Stadt unterbrochen seien.
+++ Ashton "extrem besorgt" über Libyen +++
[17.06 Uhr] Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat die Behörden in Libyen aufgerufen, keine weitere Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden und den Zugang zu Internet und Mobilfunknetz wieder freizugeben. Die EU sei "extrem besorgt" über die Geschehnisse und den Tod zahlreicher Demonstranten, erklärte sie in Brüssel. "Wir verurteilen die Repressionen gegen friedliche Demonstranten und beklagen die Gewalt und den Tod von Zivilisten." Familien und Freunden der Opfer sprach sie ihr Mitgefühl aus.
+++ Libysche Kampfjets landen auf Malta +++
[16.58 Uhr] Auf der Mittelmeerinsel Malta sollen zwei Kampfflugzeuge aus Libyen gelandet sein. Das berichten Augenzeugen. Reporter der örtlichen Tageszeitung hätten zwei einsitzige Jets vom Typ Mirage auf dem internationalen Flughafen Maltas landen sehen, heißt es. Das maltesische Außenministerium teilte mit, es wolle herausfinden, warum die Maschinen gelandet seien. Weitere Informationen gibt es bisher nicht.
+++ Deutschland will Italien gegen Flüchtlingsstrom unterstützen +++
[16.52 Uhr] Deutschland und andere EU-Staaten wollen Italien bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms aus Nordafrika helfen. Berlin bot vor allem Unterstützung bei der Sicherung der EU-Außengrenze im Mittelmeer an. Die Bundesregierung habe zwei Hubschrauber mit Besatzung angeboten und Helfer, die bei der Befragung ankommender Flüchtlinge helfen könnten. Das verlautete aus deutschen Regierungskreisen am Rande des EU-Außenministertreffens in Brüssel.
+++ Kreditwürdigkeit herabgestuft +++
[16.47 Uhr] Der Ratingriese Fitch hat Libyens Kreditwürdigkeit auf die Note BBB von BBB+ herabgestuft. Die Agentur begründete den Schritt mit den politischen Unruhen im Land - und warnte vor einer weiteren Absenkung: auf Ramschniveau
+++ Botschaftsangestellte in Schweden kündigen +++
[16.41 Uhr] Drei örtliche Mitarbeiter der libyschen Botschaft in Schweden haben ihre Stellen aufgegeben. Die drei Männer begründeten den Schritt in einem Schreiben an die schwedische Nachrichtenagentur TT mit dem "zu verurteilenden Völkermord an Zivilisten in Libyen". Sie forderten andere Botschaftsangestellte auf, es ihnen gleichzutun. Laut al-Dschasira haben Libyens Diplomaten auf Malta ihre Botschaft verlassen und sich einer Demonstration gegen Gaddafi angeschlossen.
+++ EU-Kommission sieht keine Gefahr für Ölversorgung +++
[16.29 Uhr] Die Unruhen stellen nach Einschätzung der EU-Kommission kein Problem für die Ölversorgung Europas dar. "Falls die Öllieferungen von Libyen in die EU unterbrochen würden, hätte dies nur kurzfristige, aber keine andauernden oder bedeutenden Auswirkungen auf die Versorgungsbilanz", sagte die Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Ein Engpass könnte von anderen Lieferländern wie Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar ausgeglichen werden. Bei möglichen Lieferunterbrechungen werde die EU handeln.
+++ Arabische Liga äußert sich besorgt +++
[16.18 Uhr] Der Chef der Arabischen Liga, der Ägypter Amr Mussa, hat sich besorgt über die Lage in Libyen gezeigt. Er forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Er verlange Gespräche, keine Konfrontation.
+++ Nur raus aus Libyen +++
[16.11 Uhr] Er wollte nur noch schnell raus aus dem Land: Der britische Facharbeiter Mike Bailey hat Libyen inzwischen verlassen. Bislang wohnte er in Tripolis, in den vergangenen Nächten hörte er immer wieder heftige Feuergefechte, sagte er dem britischen Rundfunksender BBC. Als er am Sonntag zu seiner Arbeitsstelle fuhr, sagte man ihm, es sei besser, das Land zu verlassen. Er ist jetzt zurück in London.
Grausiges Video auf Facebook
+++ Libyscher Botschafter in Indien legt Amt nieder +++
[16.07 Uhr] Immer mehr Mitglieder des Regimes versagen Staatschef Gaddafi die Gefolgschaft. Jetzt legte auch Libyens Botschafter in Indien, Ali al-Essawi, sein Amt nieder. Das berichtet der britische Fernsehsender BBC auf seiner arabischen Web-Seite. Demnach beschuldigt Ali al-Essawi die Regierung, nicht nur die eigenen Sicherheitskräfte, sondern auch ausländische Söldner in den Kampf gegen Demonstranten geschickt zu haben. Mohamed Bayou, bis vor einem Monat Sprecher der libyschen Regierung, erklärte, die Staats- und Regierungsführung mache einen "großen Fehler", wenn sie Gewalt gegen Kritiker anwende.
+++ Grausiges Video auf Facebook +++
[15.59 Uhr] Auf Facebook kursiert ein Video, das angeblich die verkohlten Leichen von libyschen Soldaten zeigt. Die Männer sollen bei lebendigem Leibe in ihren Barracken verbrannt worden sein, weil sie sich weigerten, auf ihre Landsleute zu schießen. Die Authentizität des Videos konnte nicht geprüft werden.
+++ Hoher libyscher Diplomat tritt zurück +++
[15.56 Uhr] Der ständige Vertreter Libyens bei der Arabischen Liga hat seinen Posten niedergelegt. Er habe seinen Rücktritt eingereicht und schließe sich der Revolution gegen Machthaber Gaddafi an, sagte Abdel Moneim al-Honi am Sitz der Arabischen Liga in Kairo.

Proteste gegen Gaddafi: Machtkampf in Libyen
+++ Islamische Geistliche unterstützen Rebellion gegen Gaddafi +++
[15.51 Uhr] Führende islamische Geistliche in Libyen haben den Aufstand gegen Gaddafis Regime als religiöse Pflicht bezeichnet. Dieser Terminus ist in der Geschichte der islamischen Welt von außerordentlicher Bedeutung. Er heißt de facto, dass nun jeder Libyer verpflichtet ist, gegen das Regime zu revoltieren.
+++ Reaktionen an der deutschen Börse +++
[15.44 Uhr] Die Unruhen in Libyen haben auch Auswirkungen auf die Börsen. In Deutschland gab der MDax um 0,73 Prozent auf 10.437 Punkte nach und der TecDax verlor 1,32 Prozent auf 905 Punkte. Die Unruhen trieben auch die Ölpreise sowie die Notierungen für Gold und Silber kräftig in die Höhe.
+++ Volkskongress steht in Flammen +++
[15.36 Uhr] In der libyschen Hauptstadt gehen weitere Gebäude in Flammen auf. Am Nachmittag ist ein Feuer im Volkskongress ausgebrochen. In dem Gebäude tagt mehrmals pro Jahr das libysche Parlament. Auf der regierungstreuen Nachrichtenseite Kurejna im Internet hieß es, Flammen würden aus dem Gebäude schlagen. Auch in der Zentrale des Olympischen Komitees sei Feuer ausgebrochen.
+++ Libyscher Justizminister tritt zurück +++
[15.27 Uhr] Der libysche Justizminister hat seinen Rücktritt verkündet. Als Begründung nannte Mustafa Mohamed Abud Al Jeleil den "exzessiven Gebrauch von Gewalt gegen Demonstranten". Das berichtet die libysche Zeitung "Quryna". Eine offizielle Bestätigung gibt es bisher nicht.
+++ Russland fordert Ende der Gewalt +++
[15.18 Uhr] Die Regierung in Moskau hat sich zu den Protesten in Libyen geäußert. Das Außenministerium forderte ein Ende der Gewalt. "Wir rufen alle Seiten in Libyen auf, die existierenden Probleme friedlich zu lösen."
+++ Revolte in Libyens wichtigstem Öl-Verladestützpunkt+++
[15.14 Uhr] Einer libyschen Zeitung zufolge sind regierungsfeindliche Proteste nun auch in der Stadt Ra's al-Hanuf ausgebrochen. Die Stadt am Mittelmeer beherbergt Libyens wichtigste Öl-Raffinerie und -Verladestation für Tanker. Libyen ist Deutschlands drittwichtigster Erdöllieferant. Als Abnehmer für libysches Öl steht die Bundesrepublik mit 12,8 Prozent an zweiter Stelle hinter Italien (40 Prozent). Öl-Exporte dominieren mit 95 Prozent der Einnahmen die libysche Wirtschaft.
+++ Türkische Unternehmen geplündert +++
[15.08 Uhr] Bei den Unruhen sind laut türkischer Regierung in Ankara auch türkische Unternehmen ausgeraubt worden. "Türkischen Bürgern ist bislang nichts angetan worden", sagte Staatsminister Zafer Caglayan. "Unsere vordringlichste Forderung und Erwartung ist, dass die Sicherheit unserer Bürger gewährleistet wird."
+++ Siemens zieht Mitarbeiter ab +++
[15.05 Uhr] Der Elektrokonzern Siemens holt seine Leute aus Libyen heraus. Das Unternehmen organisiere derzeit die Ausreise der ausländischen Mitarbeiter, sagte ein Sprecher am Montag in München. Es handle sich um rund hundert Angestellte.
+++ Proteste weiten sich aus +++
[15.03 Uhr] Trotz der Ankündigung von Reformen durch die libysche Führung haben sich die gewaltsamen Proteste in der libyschen Hauptstadt Tripolis ausgeweitet. In der Nacht zum Montag zündeten Demonstranten Polizeireviere und öffentliche Gebäude in verschiedenen Teilen der Stadt an, wie Augenzeugen berichteten. Die Bundesregierung forderte Deutsche im Land zur Ausreise auf, erste EU-Staaten entsandten Flugzeuge für Evakuierungen.
+++ Westen warnt Gaddafi vor Gewalteskalation +++
[14.35 Uhr] Europa ist empört über den brutalen Umgang der libyschen Regierung mit den Protesten im Land. Die Außenminister der Europäischen Union haben die Gewalt gegen Demonstranten scharf verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte das Vorgehen "aufs Schärfste". Die gesamte Bundesregierung und auch die Kanzlerin seien "bestürzt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Unser Appell an die dortigen politisch Verantwortlichen: Gewähren Sie Versammlungsfreiheit allen, die gewaltlos demonstrieren wollen, und suchen Sie den Dialog mit der Bevölkerung."