SPIEGEL ONLINE

Minutenprotokoll Tag der Flucht und der Freude

Der Tahrir-Platz ist zur Tanzfläche geworden. Nach 18 Tagen hat die ägyptische Demokratiebewegung einen Erfolg errungen, der die Menschen im ganzen Nahen Osten glücklich macht: Der Despot hat aufgegeben. Der Westen gratuliert - und mahnt. Lesen sie die Ereignisse des Tages im Minutenprotokoll nach.

+++ Demonstranten wollen die Nacht auf dem Tahrir-Platz verbringen +++

[23.50 Uhr] Der Tahrir-Platz im Herzen Kairos hat sich binnen Stunden von einem Ort der Anspannung und Gewalt zu einer Tanzfläche der glücklichen Massen verwandelt. Auch nach Mitternacht wird hier noch ausgelassen gefeiert. Offenbar planen viele Demonstranten, auch diese Nacht hier zu verbringen. Wollen sie den Platz ihres größten Triumphes nicht verlassen oder trauen sie dem Frieden noch nicht so ganz? Einige wollen mit ihrem Bleiben anscheinend demonstrieren: Wir bleiben, bis wir genau wissen, was als nächstes kommt. Insgesamt ist die Stimmung aber sehr positiv und friedlich.

+++ Jimmy Carter gratuliert Ägyptern zum Rücktritt Mubaraks +++

[23.35 Uhr] Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat den Menschen in Ägypten zum Rücktritt von Staatschef Husni Mubarak gratuliert. Damit sei ein erster Schritt hin zu einer neuen Ära demokratischer Legitimität gemacht, sagte Carter. Die Menschen sollten wissen, dass sie beim Aufbau einer demokratischen Nation auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zählen könnten. Carter hatte den 1979 unterzeichneten Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel vermittelt. Mubarak war damals Vizepräsident.

+++ "Ich bin so stolz, Ägypter zu sein +++

[23.14 Uhr] Sie sind stolz, an der Revolution beteiligt gewesen zu sein und die dreißigjährige Herrschaft von Mubarak beendet zu haben: "Das ist einer der besten Tage meines Lebens", sagt Baher Ibrahim in Alexandria. Er habe nur eine Bitte: "Schreibt nicht der 'ehemalige Präsident Mubarak'. Schreibt 'der vertriebene Präsident Mubarak'." Über Twitter tauschen die berauschten Menschen in der Region Witze aus, zum Beispiel: "Gaddafi hat Freitage abgeschafft nachdem Ben Ali und Mubarak beide an einem Freitag zurückgetreten sind."

+++ Mubaraks Rücktritt beschert Gewinne an den Börsen +++

[22.43 Uhr] Die Erleichterung über den Rücktritt von Mubarak sorgte an den US-Börsen für weitere Gewinne. Der Leitindex Dow Jones stieg um 0,36 Prozent nach oben und schloss bei 12.273,26 Punkten - der höchste Stand seit Mitte Juni 2008. Ägypten sei Händlern zufolge das Thema gewesen, das alle anderen Daten in den Hintergrund gedrängt habe. Am Sonntag soll die ägyptische Börse für drei Stunden geöffnet werden. Das teilte das ägyptische Staatsfernsehen mit. Die Börse war aufgrund der Proteste geschlossen worden.

+++ Jubel im gesamten Nahen Osten +++

[22.30 Uhr] Überall im Nahen Osten, zwischen Beirut und Gaza, wird der Rücktritt Mubaraks von den Menschen mit Jubel, Feuerwerk und Hupkonzerten gefeiert. In der jordanischen Hauptstadt Amman versammelten sich laut BBC viertausend Menschen vor der ägyptischen Botschaft und verlangten nach mehr politischer Partizipation. Auch im Jemen, wo es in den letzten Wochen ebenfalls Proteste gegen das Regime gab, gingen die Menschen auf die Straßen.

+++ Ägypter feiern euphorisch ihre Revolution +++

[22.20 Uhr] Auf dem Tahrir-Platz, dem Platz der Revolution, herrscht weiterhin eine euphorische Stimmung: Glückliche, lachende Menschen mit leuchtenden Augen schwingen ägyptische Fahnen, trommeln, singen und rufen sich Glückwünsche zu. Doch der Sinn für die politische Realität geht im Jubel nicht unter: "Wenn das Militär ganz klar und deutlich erklärt, dass es den Übergang zur Demokratie, die Aufhebung des Ausnahmezustands und Neuwahlen fürs Parlament unterstützt, gehen wir heim. Wenn es aber nur vage behauptet, dass es unsere Forderungen erfüllt, dann bleibe ich hier", sagte ein ägyptischer Dauer-Camper am Abend auf dem Tahrir-Platz.

Fotostrecke

Jubel nach Mubarak-Rücktritt: Volksfest auf Kairos Straßen

Foto: Michael Reynolds/ dpa

+++ Irans Reaktion auf Mubaraks Rücktritt +++

[22.08 Uhr] Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte, bald werde ein Naher Osten "ohne Amerika und das zionistische Regime" entstehen.

+++ Algeriens Polizei schlägt Protestmarsch nieder +++

[21.45 Uhr] Inspiriert von Mubaraks Rücktritt gingen am Abend auch in Algier Regimegegner auf die Straße. Doch algerische Sicherheitskräfte schlugen die spontane Protestkundgebung nieder. Nach Angaben eines Vertreters der Oppositionspartei "Zusammenschluss für Kultur und Demokratie" (RCD) wurden zehn Demonstranten verletzt, zwei von ihnen schwer. Bei den Protesten am Freitagabend seien zehn Oppositionelle vorübergehend festgenommen worden, sagte der RCD-Sprecher Mohcine Belabbas. Für diesen Samstag haben Gegner des autoritären algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika trotz eines Demonstrationsverbots zu einem Protestmarsch aufgerufen.

+++ Tritt der Generalsekretär der Arabischen Liga zurück? +++

[21.40 Uhr] Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, will angeblich in den kommenden Wochen zurücktreten. Das berichtet BBC und bezieht sich auf einen Bericht ägyptischer Staatsmedien. Mussa, der seit zehn Jahren an der Spitze der Arabischen Liga steht, wird von einigen als möglicher Kandidat für das Amt des ägyptischen Präsidenten angesehen.

+++ Obama: Ägypten wird nie mehr dasselbe sein +++

[21.15 Uhr] US-Präsident Barack Obama hat sich in einer Fernsehansprache in Washington öffentlich zu dem Rücktritt Mubaraks geäußert. Es war eine Rede im Namen der Demokratie: "Das ägyptische Volk hat gesprochen, die Stimme des Volkes ist gehört worden. Die Ägypter haben uns mit ihrem friedlichem Protest inspiriert, sie haben ihr Land verändert und damit die Welt", sagte Obama. Mubaraks Rücktritt sei nicht das Ende der Transition, sondern der Beginn des Übergangs zur Demokratie. Auf dem Weg zu freien und fairen Wahlen habe Ägypten allerdings noch schwierige Zeiten vor sich. Die neue Führung in Kairo müsse "glaubwürdig den Weg zu freien und fairen Wahlen ebnen", sagte Obama. Ägypten werde nie mehr sein wie zuvor.

+++ Mubarak schimpfte vor seinem Rücktritt bitterlich über die USA +++

[21.05 Uhr] Laut "Guardian" verbrachte Mubarak seine letzten Stunden als Präsident in seinem Büro und beschwerte sich in einem Telefonat mit einem isrealischen Politiker bitterlich über die USA. Mubarak sprach zwanzig Minuten mit dem früheren Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser, berichtet Reuters. Ben-Elieser sagte demnach im israelischen Fernsehen über das Gespräch mit Mubarak: "Er sagte ziemlich heftige Sachen über die USA." Mubarak habe ihm gesagt: "Wir sehen, wie die Demokratie, an deren Speerspitze die USA stehen, in Iran und in Gaza mit der Hamas verwirklicht wird. Das ist das Schicksal des Mittleren Ostens. Sie mögen über Demokratie reden, aber sie wissen nicht, wovon sie sprechen. Das Ergebnis werden Extremismus und ein radikaler Islam sein."

+++ Bahrain hoffnungsvoll +++

[20.57 Uhr] "Ägypten hebt die arabische Welt in eine neue Ära - lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass es eine bessere wird", kommentiert Bahrain die Entwicklungen.

+++ Rede Obamas um 21 Uhr +++

[20.50 Uhr] US-Präsident Obama will sich um 21 Uhr MEZ an die Öffentlichkeit wenden und zu den Ereignissen in Ägypten Stellung nehmen.

Die internationale Gemeinschaft gratuliert - und mahnt

+++ Merkel mahnt Ägypten zu Frieden mit Israel +++

[20:32 Uhr] Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert Ägypten auf, den Frieden mit Israel aufrechtzuerhalten. "Wir erwarten von den zukünftigen ägyptischen Regierungen, dass sie die Friedensverträge mit Israel respektieren, Israels Sicherheit garantieren und den Frieden im Nahen Osten aufrechterhalten. Israels Sorge ist, dass der 1979 geschlossene Friedensvertrag mit Ägypten unter einer neuen Regierung ungültig werden könnte.

+++ Sarkozy fordert freie Wahlen +++

[19.57 Uhr] Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zeigt sich hoffnungsvoll und fordert die neuen Machthaber in Ägypten auf, freie Wahlen zuzulassen. "Frankreich hofft inständig, dass die neue ägyptische Führung Schritte einleitet, um demokratische Institutionen durch freie und transparente Wahlen zu schaffen."

+++ Russland unbesorgt +++

[19.53 Uhr] Russland rechnet mit einer Stabilisierung der Lage in Kairo. "Wir gehen davon aus, dass die ägyptischen Behörden das Funktionieren der Staatsorgane gewährleisten", sagte Außenminister Sergej Lawrow. Moskau hatte die internationale Gemeinschaft wiederholt davor gewarnt, das Geschehen in Ägypten von außen zu beeinflussen. Mubarak hatte in den sechziger Jahren eine Bomberpilotenausbildung in Russland absolviert.

+++ Militär: Keine Alternative zu radikalem Wandel +++

[19.30 Uhr] Der Oberste Militärrat versichert, die Regierung nicht dauerhaft übernehmen zu wollen. Das Oberkommando werde den Willen des Volkes erfüllen, sagte ein Sprecher und kündigte eine Erklärung darüber an, wie die Armee die Übergangszeit gestalten werde. Den Streitkräften sei das Ausmaß der Forderungen des Volkes nach einem radikalen Wandel bewusst. Dazu gebe es keine Alternative. Das Militär würdigte Mubaraks Rücktritt, der im Interesse der Nation erfolgt sei. Der Sprecher zollte den Todesopfern der Proteste Respekt.

+++ Ban Ki Moon fordert freie Wahlen +++

[19.25 Uhr] Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnt freie Wahlen an. "In diesem historischen Moment erneuere ich meinen Ruf nach einem friedlichen, transparenten und geordneten Wandel. Das bedeutet vor allem freie, faire und glaubwürdige Wahlen". Er lobt die Ägypter für ihren friedlichen und mutigen Protest.

+++ Suleiman auch am Ende? +++

[19.14 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Ein wichtiger Kopf der Opposition sieht mit dem Rücktritt Mubaraks auch seinen Vize Omar Suleiman am Ende. Mohammed ElBaradei sagte live im US-Fernsehen, er gehe davon aus, dass Suleiman mit der Übernahme der Macht durch das Militär auch nicht mehr im Amt sei. Suleiman hatte den Rücktritt Mubaraks im Fernsehen verkündet und einen landesweiten Jubelsturm ausgelöst. Bisher hatte Suleiman versucht, sich als neuer Kopf zu präsentieren. Der Geheimdienstchef wird jedoch von vielen Regimegegnern genauso abgelehnt wie Mubarak."

+++ Weißes Haus verschiebt Obama-Rede+++

[19.12 Uhr] Die für 19.30 Uhr MEZ vorgesehene Erklärung von US-Präsident Barack Obama zu den Vorgängen in Ägypten ist verschoben. Einen neuen Zeitpunkt nannte das Weiße Haus zunächst nicht.

+++ Tantawi begrüßt Demonstranten +++

[19.06 Uhr] Der ägyptische Oberkommandierende Mohammed Hussein Tantawi begrüßt vor dem Präsidentenpalast in Kairo feiernde Demonstranten. Tantawi ist Verteidigungsminister und Vorsitzender des Obersten Militärrates, der von Mubarak die Macht übernommen hat.

+++ Feuerwerk im Libanon +++

[19.05 Uhr] In der libanesischen Hauptstadt Beirut erhellte Feuerwerk den Himmel. In den schiitisch dominierten Gebieten im Süden des Landes sowie im südlichen Beirut waren Freudenschüsse zu hören. Im Programm des Fernsehsenders der radikalislamischen Hisbollah, al-Manar, zeigte sich der ägyptische Moderator Amr Nassef sichtlich bewegt: "Allahu Akbar (Gott ist Groß), der Pharao ist tot. Träume ich? Ich habe Angst zu träumen."

+++ Amnesty International fordert Veränderungen +++

[18.58 Uhr] Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mahnt nach dem Rücktritt Mubaraks schnelle Reformen in Ägypten an. "Der Abgang eines Mannes ist nicht das Ende. Das Unterdrückungssystem, unter dem die Ägypter seit drei Jahrzehnten leiden, besteht fort wie auch der Ausnahmezustand", erklärte der Generalsekretär der Organisation, Salil Shetty. Systematische Verletzungen der Menschenrechte in Ägypten müssten nun aber der Vergangenheit angehören.

+++ Feiern im Gaza-Streifen, Appell der radikalen Hamas +++

[18.57 Uhr] Die im Gaza-Streifen herrschende radikalislamische Hamas-Organisation hofft nach dem Rücktritt Mubaraks auf bessere Beziehungen zum Nachbarn. Die neue ägyptische Führung müsse helfen, die Blockade des Gaza-Streifens zu beenden und die gemeinsame Grenze zu öffnen, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri. Hunderte Palästinenser feiern den Rücktritt Mubaraks. Autofahrer hupen und Sicherheitskräfte der Hamas schießen vor Freude in die Luft.

+++ Cameron: "Helfen, wo wir können" +++

[18.54 Uhr] Der britische Premierminister David Cameron hat den Menschen in Ägypten Hilfe angeboten. "Wir sind bereit, zu helfen, wo wir können. Heute ist ein herausragender Tag." Die neue Regierung müsse nun daran arbeiten, eine offene, freie und demokratische Gesellschaft zu ermöglichen.

+++ Autokonvois in Kairo +++

[18.51 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Die Jubelfeier erfasst langsam die ganze Stadt. Autokonvois fahren wie nach einem Fußballspiel vom Zentrum aus in alle Richtungen. Große Fahnen werden aus den Fenstern geschwenkt, die Fahrer hupen. Langsam schieben sich die Konvois über die Nilbrücken aber auch in Richtung Norden und Osten. Bisher gibt es keine Berichte über Zusammenstöße zwischen den feiernden Oppositionellen und den Anhängern des zurückgetretenen Präsidenten."

+++ Schweiz friert Mubaraks Vermögen ein +++

[18.49 Uhr] Die Schweiz hat Vermögenswerte eingefroren, die möglicherweise Husni Mubarak gehören. Das sagte ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums. Um welche Summen es sich handelt, wollte der Sprecher nicht mitteilen.

+++ Keine Angst vorm Militär +++

[18.41 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Die ersten Reaktionen auf die faktische Machtübernahme durch das Militär sind positiv. "Wenn es eine neutrale Kraft gibt in Ägypten, ist es das Militär", so der Kommentar eines der Mitglieder der Jugendbewegung. Deren kleine Organisationszentrale am Rande des Platzes ist völlig überfüllt. Weinend liegen sich junge Männer in den Armen, manche sitzen fassungslos auf dem Boden, sie hatten nicht mehr mit dem Rücktritt gerechnet. Ein Fernsehgerät zeigt Bilder vom Platz, plötzlich zeigt auch das Staatsfernsehen Aufnahmen von der der Jubelfeier."

+++ Kommen und Gehen auf dem Tahrir-Platz +++

[18.35 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Mit wehenden Fahnen verlassen große Gruppen den Tahrir-Platz, um ihren Erfolg in anderen Stadtteilen Kairos zu feiern. Doch etwa genauso viele Menschen strömen neu auf den Platz. Die Feier, soviel steht wohl fest, wird die ganze Nacht gehen."

+++ Die Barrikaden fallen +++

[18.33 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Keine Stunde nach dem Rücktritt von Staatschef Mubarak fallen die Barrikaden am Tahrir-Platz. Demonstranten reißen die Schutzwälle aus Gittern, ausgebrannten Autos, Holzplatten und Stahlstangen nieder, die sie zum Schutz gegen die Mubarak-Anhänger vergangene Woche aufgebaut hatten. "Wir müssen keine Angst mehr haben", schreit Sohail, ein junger Mann. "Wir haben gesiegt, nun wächst ein neues Ägypten heran". Die Soldaten rollen an den Sperren auch den Stacheldraht ein, den sie als Schutzwall gegen mögliche Attacken ausgelegt hatten."

+++ "Niemand kann sich entziehen" +++

[18.31 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Selbst Menschen, die bisher nicht an den Demonstrationen teilgenommen haben, kommen jetzt aus ihren Häusern. "Niemand kann sich der Faszination des heutigen Tages entziehen", sagt Said Bilal, ein Händler, der in einem Mehrfamilienhaus am Nilufer lebt. Er selbst habe bislang nicht demonstriert, weil er habe arbeiten müssen. Außerdem habe er politisch keine Meinung. "Aber ich sehe, dass mein Volk sich freut, und das macht mich glücklich.""

+++ Dax nach Mubarak-Rückzug auf Jahreshoch +++

[18.28 Uhr] Nach Mubaraks Rücktritt steigt der Dax auf ein neues Jahreshoch, schließt mit einem Plus von 0,4 Prozent bei 7.371 Zählern.

+++ Gerüchte über neues Armee-Statement +++

[18.25 Uhr] Die britische Zeitung "Guardian" berichtet, dass sich das ägyptische Militär in Kürze erneut an das Volk wenden werde. Es wolle eine Ankündigung machen. Mehr Informationen gibt es dazu bisher nicht.

+++ Biden: "Ein historischer Tag" +++

[18.23 Uhr] US-Vizepräsident Joe Biden ist in einer ersten Reaktion der US-Regierung sichtlich bewegt. "Das wird Auswirkungen weit über die Grenzen Ägyptens hinaus haben - ein historischer Tag." Biden mahnt eine vom Volk bestimmte Zukunft für das arabische Land an.

Mubarak tritt zurück

+++ Merkel gratuliert dem ägyptischen Volk +++

[18.20 Uhr] Bundeskanzlerin Merkel reagierte mit Erleichterung auf den Rücktritt Präsident Mubaraks. Sie sprach von einem Tag der Freude in Ägypten. Anhand der Ereignisse in Ägypten könne man sehen, welche Kraft Menschen entfalten könnten. "Ich wünsche Ihnen vor allem eine Gesellschaft, die ohne Korruption, ohne Zensur, ohne Folter sein wird." Am Ende der Entwicklung müssten freie Wahlen stehen, sagte Merkel weiter. "Präsident Mubarak hat mit seinem Rücktritt einen letzten Dienst am ägyptischen Volk erwiesen."

+++ Arabische Liga ist zuversichtlich +++

[18.15 Uhr] Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, ist von einer positiven Zukunft des Landes überzeugt. "Ich bin optimistisch, dass wir den richtigen Weg für Ägypten und das ägyptische Volk einschlagen werden", sagte der frühere Außenminister des Landes. Der Abgang Mubaraks bedeute, "dass wir erreicht haben, was das Volk gefordert hat".

+++ Erste Reaktion aus Israel +++

[18.11 Uhr] Israel äußert die Hoffnung, dass der Rücktritt Mubaraks nichts an den friedlichen Beziehungen mit Ägypten ändern wird. "Wir hoffen, dass der demokratische Umbruch nun dauerhaft ohne Gewalt vonstatten gehen wird", heißt es in einem ersten Statement.

+++ "Danke, Facebook und CNN" +++

[18.05 Uhr] CNN führt ein Telefoninterview mit Wael Ghonim, dem Gesicht der Netzproteste gegen Mubarak und Google-Manager für die Region. "Eines Tages möchte ich Mark Zuckerberg persönlich danken. Facebook hat diese Revolution mit möglich gemacht." Auch den internationalen Fernsehsendern dankt er "für eure Präsenz". Der CNN-Journalist sagt: "Wir haben nur gezeigt, was das Volk in Ägypten an Stärke und unglaublichem Mut bewiesen hat."

+++ Verteidigungsminister Tantawi leitet Militärrat +++

[17.54 Uhr] Dem Militärrat, der nun die Regierung in Ägypten führt, soll der bisherige Verteidigungsminister Hussein Tantawi vorstehen. Das verlautete aus Militärkreisen.

+++ "Karneval der Millionen" +++

[17.56 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Aus dem 'Marsch der Millionen' wird ein 'Karneval der Millionen'. Über ganz Kairo liegt ein Höllenlärm aus Gehupe und Gesängen. Über dem Tahrir-Platz lassen Menschen gelegentlich ein Feuerwerk steigen. Die Soldaten haben die Kontrollen an den Zugängen aufgegeben, manche springen von den Panzern und umarmen die Demonstranten."

+++ "Er wird in der Hölle schmoren" +++

[17.53 Uhr] "Das ist der beste Tag in meinem Leben", schreit ein junger Mann auf dem Tahrir-Platz immer wieder. In allen Straßen um den Platz herum liegen sich die Menschen in den Armen, springen, tanzen, singen, schreibt SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim per SMS. "Er wird in der Hölle schmoren", skandiert eine Gruppe.

+++ Handy-Netze brechen zusammen +++

[17.45 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer: "Hunderttausende Ägypter feiern den Rücktritt des Präsidenten und wollen ihre Freude hinaus in die Welt schreien. Fast jeder hat ein Handy am Ohr, versucht, Freunde oder Verwandte zu informieren oder einfach den historischen Moment gemeinsam zu feiern. Die Millionen Gespräche lassen die Handy-Netze immer wieder zusammenbrechen, gerade Telefonate ins Ausland sind so gut wie unmöglich."

+++ Obama war vorab informiert +++

[17.39 Uhr] US-Präsident Barack Obama wusste laut CNN schon vor der Bekanntgabe von Mubaraks Rücktritt. Er sei am Morgen (Ortszeit) während einer Sitzung im Oval Office unterrichtet worden, wenige Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe, berichtete der US-Fernsehsender. Obama habe sich daraufhin die Ereignisse im Fernsehen angeschaut. Um 19.30 Uhr deutscher Zeit will er sich zu den historischen Entwicklungen äußern.

+++ Jubelwelle rollt durch Ägypten +++

[17.37 Uhr] Landesweit jubeln Menschenmengen ausgelassen, die Straßen sind dicht, die Ägypter schwenken weiße Tücher, Fahnen, Plakate - in Kairo, Alexandria, Suez. Die Fernsehsender übertragen Bilder von hupenden Autokolonnen und Menschen, die sich in den Armen liegen.

+++ EU würdigt Mubaraks Entscheidung +++

[17.27 Uhr] Erste internationale Reaktionen auf den Rückzug Mubaraks: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton äußert Respekt für den Schritt Mubaraks. Die EU sei bereit, Ägypten zu helfen. Der Präsident habe "die Stimme des ägyptischen Volkes" erhört.

+++ Suleiman im Wortlaut +++

[17.25 Uhr] Vize-Präsident Suleiman sagte wörtlich im TV: "Unter diesen schwierigen Umständen, die das Land derzeit durchmacht, hat Präsident Husni Mubarak entschieden, das Amt des Präsidenten niederzulegen. Er hat das Militär damit beauftragt, die Amtsgeschäfte zu führen."

+++ Soldaten verbrüdern sich mit Demonstranten +++

[17.23 Uhr] Die Armee feiert den Sturz des Despoten größtenteils mit den Demonstranten, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer. Auf Statuen und Panzern schwenken Soldaten ägytische F ahnen, auf der Straße umarmen sich uniformierte Soldaten und küssen Menschen aus der Menge. "Das M ilitär und das Volk sind eins", skandiert die Menge immer wieder rund um den Tahrir-Platz. Dorthin strömen nun wieder Tausende, um ihren Sieg zu feiern.

+++ Volksfeststimmung am Gebäude des Staats-TV +++

[17.17 Uhr] SPIEGEL-Reporter Mathieu von Rohr berichtet von "volksfestartigen" Szenen am Gebäude des staatlichen Fernsehens. Tausende Demonstranten haben sich versammelt, die Stimmung ist gelöst, selbst schwer bewaffnete Soldaten lassen sich lächelnd gemeinsam mit den Demonstranten fotografieren - durch Stacheldrahtzäune hindurch.

+++ ElBaradei: "Das ist der größte Tag meines Lebens"

[17.15 Uhr] Der Oppositionspolitiker Mohammed ElBaradei hat sich zum Rückzug Präsident Mubaraks geäußert. Laut BBC sagte er: "Dies ist der größte Tag meines Lebens. Das Land ist befreit."

+++ "Freies Ägypten, freies Ägypten" +++

[17.09 Uhr] Der Tahrir Platz gleicht nun einem Fahnenmeer. "Freies Ägypten, freies Ägypten" skandiert die Masse. Die Hunderttausenden haben den entscheidenden Moment, die Ankündigung von Vize-Präsident Omar Suleiman, zum größten Teil live übers Radio gehört. Nun tanzt die Masse seit Minuten und feiert ihren Erfolg, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Reporter Matthias Gebauer.

+++ Jubel auf dem Tahrir-Platz +++

[17.07 Uhr] Innerhalb von Sekunden hat sich die Nachricht vom Rücktritt Präsident Mubaraks im Land verbreitet. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo jubeln die Menschen lautstark. Sie liegen sich in den Armen, schwenken die ägyptischen Fahnen

+++ Suleiman gibt Rücktritt Mubaraks bekannt +++

[17.06 Uhr] Vize Suleiman gibt bekannt: Mubarak hat seinen Rücktritt erklärt.

TUI fliegt Urlauber aus

+++ Militär will offenbar weitere Erklärung abgeben +++

[16.42 Uhr] Hat das ägyptische Militär eine neue Position in der politischen Krise des Landes? Dem Nachrichtensender al-Dschasira zufolge will es im Laufe des Tages eine weitere Erklärung abgeben. Am Vormittag hatte die Armee bereits eine erste Erklärung verlesen. Darin hatte sie erklärt, den Reformprozess unterstützen und freie Wahlen ermöglichen zu wollen. Millionen Ägypter zeigten sich enttäuscht von der Erklärung - sie fordern weiter den sofortigen Rücktritt Mubaraks.

+++ US-Regierungsvertreter begrüßt Mubaraks Abreise aus Kairo +++

[16.36 Uhr] Die USA werten es als "guten ersten Schritt", dass Ägyptens Präsident Husni Mubarak die Hauptstadt Kairo verlassen hat und nach Scharm al-Scheich gereist ist. Dies sagte ein Vertreter der US-Regierung der Nachrichtenagentur Reuters. US-Präsident Barack Obama hatte sich zuletzt enttäuscht über die Rede von Mubarak geäußert - der 82-Jährige Staatschef hatte darin deutlich gemacht, trotz der Massenproteste in seinem Land weiter an der Macht bleiben zu wollen.

+++ Angeblich ein Toter in al-Arisch +++

[16.28 Uhr] Bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten in al-Arisch ist Augenzeugen zufolge ein Mann erschossen worden. Die Protestierer hatten in der Stadt im Nordsinai eine Polizeistation angegriffen.

+++ Westerwelle hält Mubarak für geschwächt +++

[16.17 Uhr] Die Abreise von Husni Mubarak aus Kairo ist nach Auffassung von Außenminister Guido Westerwelle ein klares Signal dafür, dass der ägyptische Präsident innerhalb der Regierung des nordafrikanischen Landes geschwächt ist. Westerwelle warnte vor einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstranten in Kairo: "Das Wichtigste ist jetzt, dass keine Gewalt angewendet wird", sagte Westerwelle in New York.

+++ Generalsekretär für sechs Tage +++

[16.17 Uhr] Der Generalsekretär der Regierungspartei NDP hat im Interview mit der BBC angekündigt, er werde "in den kommenden Stunden" seinen Rücktritt erklären. Badrawi hatte das Amt erst vor sechs Tagen übernommen. Am Donnerstag hatte er erklärt, er hoffe, dass Mubarak die Macht abgebe - und damit Gerüchte über einen Rücktritt des Präsidenten genährt.

+++ Ausschreitungen in al-Arisch +++

[16.02 Uhr] AFP berichtet, im ostägyptischen al-Arisch habe es Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten gegeben. Schüsse seien zu hören gewesen. Etwa tausend Protestler hätten eine Polizeistation mit Molotow-Cocktails angegriffen, Polizeiwagen seien angezündet worden. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden.

+++ TUI fliegt 300 Ägypten-Urlauber aus +++

[15.48 Uhr] Der Reiseveranstalter TUI holt wegen der anhaltenden Unruhen in Ägypten die restlichen deutschen Urlauber nach Hause. Derzeit seien noch knapp 300 Gäste in dem Land, berichtet TUI. Sie würden am Sonntag und Montag mit zwei Sonderflügen von Hurghada nach Frankfurt gebracht.

+++ Staatsfernsehen: Bald wichtige Erklärung des Präsidialamts +++

[15.31 Uhr] - Das ägyptische Fernsehen kündigt eine wichtige und dringende Erklärung des Präsidialamts an, meldet Reuters. Sie soll in Kürze folgen.

+++ Proteste am Strand +++

[15.20 Uhr] Der Nachrichtensender al-Dschasira zeigt, wie immer mehr Mubarak-Gegner zum Präsidentenpalast in Alexandria kommen - das Gebäude liegt direkt am Meer. Tausende Demonstranten haben sich am Strand versammelt. Auf den Bildern sind Seeleute in blauer Uniform zu sehen. Dem Sender zufolge versorgen sie die Protestierenden mit Nahrungsmitteln.

+++ Stadtteil mit Präsidentenpalast abgeriegelt +++

[15.19 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Der komplette Stadtteil Heliopolis, in dem sich der Präsidentenpalast befindet, ist abgesperrt. Die Armee hat schweres Geschütz aufgefahren, um einen Sturm des Palasts zu verhindern. Die Militärpolizei kontrolliert die Demonstranten und nimmt Menschen vorläufig fest. Die Protestierenden sind aber weitgehend friedlich, noch immer strömen Massen Richtung Palast - wegen der Straßensperren jetzt meist zu Fuß."

+++ Ölversorgung laut Studie gesichert +++

[15.11 Uhr] Selbst bei einer Schließung des Suezkanals würde einer Studie zufolge in Europa kein unmittelbarer Engpass in der Ölversorgung entstehen. Sollte der Kanal wegen der Entwicklungen in Ägypten gesperrt werden, könnte viel Rohöl auch über eine Ölleitung vom Roten Meer zum Mittelmeer gelangen, heißt es in einer Studie der Commerzbank. Die Mittelmeerleitung sei nur zur Hälfte ausgelastet.

Fotostrecke

Ägypten: Marsch gegen den Despoten

Foto: AFP

+++ Immer mehr Demonstranten strömen zum Präsidentenpalast +++

Husni Mubarak

[15.10 Uhr] CNN-Reporter Ivan Watson berichtet von Tausenden Regimegegnern vor dem Präsidentenpalast in Kairos Stadtteil Heliopolis. Die Demonstranten protestieren friedlich. Auf Bildern des Fernsehsenders ist zu sehen, wie die Regimegegner vor dem Gebäude protestieren. Sie singen und fordern den Rücktritt Mubaraks. "Du musst gehen, wir brauchen dich nicht mehr", steht auf einem der Plakate. hat den Palast allerdings längst verlassen - er ist inzwischen mit seiner Familie in Scharm al-Scheich angekommen.

+++ Regierung bestätigt Mubarak-Reise ans Rote Meer +++

[15.06 Uhr] Die Regierungspartei hat nun bestätigt: Ägyptens Staatschef Husni Mubarak hat Kairo verlassen und sich in den Badeort Scharm al-Scheich am Roten Meer begeben.

+++ Wut vor Präsidentenpalast in Alexandria +++

[15.00 Uhr] Scharfschützen stehen Berichten zufolge auf dem Dach des Präsidentenpalastes in Alexandria. Auf der Straße zu dem Gebäude - aber noch in einiger Entfernung - sammeln sich Dutzende wütende Demonstranten. Sie schwenken Flaggen und protestieren laut. Eine Straßensperre, Panzer und Sicherheitskräfte halten sie davon ab, zum Palast zu stürmen.

+++ Stacheldraht vor Staatsfernsehen +++

[14.55 Uhr] Keiner kann raus, keiner kann rein: Ein BBC-Reporter berichtet telefonisch von der Belagerung des Staatsfernsehens. Dort sichere die Armee das Gebäude jetzt mit Stacheldraht. Viele Militärwagen seien aufgefahren, Soldaten mit Maschinengewehren patrouillierten.

+++ Mubarak angeblich in Scharm al-Scheich +++

Husni Mubarak

[14.42 Uhr] sucht offenbar deutlichen räumlichen Abstand zu den Massenprotesten in Ägyptens Hauptstadt Kairo: Der BBC und dem arabischen Nachrichtensender al-Arabija zufolge ist der Präsident zusammen mit seiner Familie im Badeort Scharm al-Scheich am Roten Meer eingetroffen. Mubarak hat dort eine Ferienvilla. Zuvor hatte es bereits geheißen, dass die Polizeipräsenz am Flughafen des Badeorts erhöht worden sei.

+++ Zum Präsidentenpalast in Minibussen +++

[14.32 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Tausende Menschen beten vor dem Präsidentenpalast. Immer mehr Demonstranten kommen vom Tahrir-Platz mit Autos und in Minibussen zu dem Gebäude, das die Armee weiträumig mit Panzern abgesperrt hat. Alle Straßen zum Palast sind blockiert, doch die Menschen haben ein Ziel: Sie wollen den Palast umstellen."

+++ Zivilisten regeln den Verkehr in Kairo +++

[14:22 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Der Straßenverkehr in ganz Kairo wird von freiwilligen Helfern geregelt, da die Polizei seit den gewaltsamen Ausschreitungen gegen Demonstranten von der Bildfläche verschwunden ist. Auf einem der Zugangswege zum Tahrir-Platz steht ein 15-Jähriger und winkt die Autos über eine Kreuzung. Die Staatsmacht ist nur noch über die Armee präsent - und die Soldaten sitzen auf ihren Panzern, rauchen, unterhalten sich und tun ansonsten nichts."

+++ Erster EU-Regierungschef will Rücktritt Mubaraks +++

[14:19 Uhr] Erstmals hat ein EU-Regierungschef Mubarak zum Rücktritt aufgefordert. "Mubarak ist Geschichte, Mubarak muss zurücktreten", sagt der dänische Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen. Er wirft ihm vor, mit seiner Rede im Staatsfernsehen einen "Riesenfehler" gemacht zu haben.

+++ Muslimbrüder fordern noch mehr Protest +++

[14:14 Uhr] Die verbotene islamistische Muslimbruderschaft ruft dazu auf, weiter gegen Mubarak auf die Straße zu gehen. Dessen Ankündigung, Macht auf Vizepräsident Suleiman zu übertragen, sei nur ein Täuschungsmanöver.

+++ Tausende Demonstranten vor Staatssender Nil TV+++

[14:08 Uhr] Es gibt aktuell keine Fernseh-Live-Bilder mehr von der Lage beim belagerten Staatssender Nil TV. Doch Tweets zufolge, die Augenzeugen an die BBC geschickt haben, ist die Masse der Demonstranten dort jetzt auf mehrere tausend Menschen angeschwollen.

+++ BBC: Mubarak hat Kairo verlassen +++

[14:05 Uhr] Breaking News bei der BBC: Ranghohe westliche Diplomaten bestätigen der BBC, dass Mubarak Kairo verlassen hat. Augenzeugen berichten, ein Hubschrauber sei am späten Mittag vom Präsidentenpalast in Kairo aus abgeflogen.

+++ Oppositionsanhänger testen Loyalität der Soldaten +++

[14:02 Uhr] Die Demonstranten verfolgten jetzt eine neue Strategie, meldet al-Dschasira in seinem Live-Blog: Sie rücken auf Regierungsgebäude vor und gegen die Positionen des Militärs, um die Loyalität der Soldaten auf die Probe zu stellen.

Revolutionsbilder im Teehaus

+++ Demonstrationen vor Regierungsgebäude in Suez +++

[13.58 Uhr] In Suez haben Tausende Demonstranten nach den Freitagsgebeten einen Ring um die Regierungsgebäude geschlossen, meldet CNN in seinem Live-Blog.

+++ Fernsehen in den Teehäusern +++

[13.54 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "In den Teehäusern um den Tahrir-Platz läuft überall der Fernseher - zu sehen sind nur internationale Sender, nicht das ägyptische Staatsfernsehen. Gebannt lauschen die Menschen hier, etwas abseits der Menschenmassen, den Nachrichten. Auch Demonstranten kommen hierher, um sich bei einem Tee zu stärken. Für Erstaunen sorgt die Meldung, die gerade läuft: Mubarak sei nach Scharm al-Scheich abgeflogen. 'Hoffentlich kommt er da zur Besinnung', sagt ein alter Mann und zieht an seiner Wasserpfeife."

+++ Proteste in Mahala, Tanta, Ismalilia und in Suez +++

[13.49 Uhr ] Auch in den anderen ägyptischen Großstädten bewegt der Protest die Massen: Ein al-Dschasira-Reporter berichtet per Tweet aus Alexandria an seine Redaktion. "Wieder Freitag, wieder ein Menschenmeer von Hunderttausenden. Sie gehen in Alexandria für die Freiheit auf die Straße!" Dasselbe Bild, berichtet der TV-Sender, in "Mahala, Tanta, Ismalilia und in Suez", die Menschen "ziehen durch die Straßen und skandieren: "Mubarak muss weg!"

+++ Israels Ben Elieser telefonierte mit Mubarak +++

[13.42 Uhr] Der frühere israelische Verteidigungsminister Ben Elieser berichtet von einem Telefonat mit Mubarak vor dessen TV-Ansprache. "Er wusste, dass dies der Anfang vom Ende für ihn war." Es komme Mubarak nur noch auf einen ehrenvollen Abgang an.

+++ ElBaradei auf Twitter: "Wir werden siegen" +++

[13.19 Uhr] Mohamed ElBaradei ruft die Demonstranten per Twitter zum Durchhalten auf: "Die ganze Nation ist auf den Straßen. Der einzige Ausweg für das Regime ist, endlich zu gehen. Die Macht des Volkes kann nicht unterdrückt werden. Wir werden siegen." Er hoffe noch immer, dass die Armee sich den Protesten anschließe.

+++ Wo ist Mubarak? +++

[13.16 Uhr] Am Donnerstag war Husni Mubarak noch im Staatsfernsehen zu sehen - und der 82-Jährige enttäuschte Millionen Ägypter, weil er sich weiter an seine Macht klammert. Aber wo ist der ägyptische Präsident jetzt? Der arabische TV-Sender al-Arabija berichtet, Mubarak habe zusammen mit seiner Familie die Hauptstadt Kairo verlassen.

+++ Demonstranten fürchten Gewalt vor Präsidentenpalast +++

[13.12 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Manche Demonstranten rechnen mit Gewalt, sollten tatsächlich Hunderttausende zum Palast strömen. 'Das wäre für die Regierung ein Vorwand, gewaltsam gegen uns vorgehen zu lassen', sagt einer. Das Gebäude wird von der Präsidentengarde gesichert."

+++ Proteste auch vor dem Präsidentenpalast +++

[13.05 Uhr] Auch vor Husni Mubaraks Präsidentenpalast im Stadtteil Heliopolis gibt es jetzt immer massiveren Protest. Laut Augenzeugen wird die Anlage von der Armee scharf bewacht. Vor dem Gebäude sind demnach über tausend Demonstranten, die Lage wirkt angespannt. Arabische Nachrichtensender berichten, es seien weitere Demonstranten auf dem Weg zu Mubaraks Amtssitz. Augenzeugen berichten von ersten Rangeleien mit den Soldaten.

+++ "Tahrir ist voll, geht zum Präsidentenpalast" +++

[12.58 Uhr] Die britischen Zeitungen "Guardian" und "Telegraph" berichten, dass die Demonstranten ihre Mitstreiter nun dazu drängen, sich auch in anderen Teilen von Kairo zu sammeln. Der Tahrir-Platz ist so voll, dass nun offenbar per Twitter die Losung ausgegeben wird: "Tahrir ist voll, geht zum Präsidentenpalast." Ein Reporter des "Guardian" vermutet, dass die Protestler versuchen könnten, auch andere Straßen zu besetzen.

+++ Polizei verstärkt Präsenz in Scharm al-Scheich +++

[12.49 Uhr] Rechnen die Sicherheitskräfte auch mit Protesten in Scharm al-Scheich? Dem Rundfunksender BBC zufolge hat die Polizei ihre Präsenz in dem Badeort erhöht. So seien jetzt mehr Polizisten am dortigen Flughafen im Einsatz. Auch der Straßenabschnitt, der zur Familienvilla von Präsident Husni Mubarak führt, werde kontrolliert. Es ist unklar, an welchem Ort sich der ägyptische Präsident derzeit aufhält.

+++ Es wird immer enger auf dem Tahrir-Platz +++

[12.48 Uhr] Die Mubarak-Gegner müssen jetzt schon über die Barrikaden klettern, die am Tahrir-Platz errichtet wurden - sie waren von den Demonstranten errichtet worden, um sich vor gewalttätigen Anhängern des Regimes zu schützen. Aber jetzt sind sie ein Hindernis für die Menschenmassen. Immer mehr Demonstranten strömen auf den zentralen Kairoer Platz.

+++ Laute Proteste in Alexandria +++

[12.43 Uhr] Spruchbänder, Flaggen, Protestrufe: Auch in Alexandria sind die Straßen voller Demonstranten. Nach dem Ende der Freitagsgebete steigt jetzt der Lärmpegel.

+++ "Bald gehört ganz Kairo den Revolutionären" +++

[12.30 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Auf dem Tahrir-Platz tauchen immer neue Spruchbänder auf, die offensichtlich in der Nacht gedruckt wurden. Bilder von aktuellen Ministern sind mit Worten wie 'Lügner', 'Verbrecher' und 'Folterer' versehen. 'Und mit euch sollen wir zufrieden sein?', fragen die Demonstranten auf den Plakaten. 'Wahnsinn!', sagt ein Mann. 'Bald gehört ganz Kairo den Revolutionären.'"

+++ Die Massen rücken zusammen +++

[12.27 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Nichts geht mehr auf dem Tahrir-Platz, es geht nicht vor und nicht zurück in der Menschenmenge - nichts für Menschen mit Platzangst. Die Stimmung ist dennoch gut, die Demonstranten zuversichtlich, dass die Revolution erfolgreich sein wird. Ein paar Kinder sind allerdings verängstigt durch das Gedränge und den Lärm - sie klammern sich an ihre Eltern."

Hunderttausende protestieren auf Tahrir-Platz

+++ Hunderttausende sammeln sich zum Protest gegen Mubarak +++

[12.24 Uhr] Beeindruckende Szenen aus Kairo: Die Freitagsgebete scheinen beendet - jetzt stimmen Hunderttausende in die Proteste ein. In wütenden Sprechchören verlangen sie auf dem Tahrir-Platz den Rücktritt Mubaraks. Rot-weiß-schwarze Nationalflaggen flattern im Wind. Viele sind wütend über die Erklärung der Armee. Einige streiten sich nach Berichten von al-Dschasira mit Soldaten.

+++ Tausende in Alexandria auf der Straße +++

[12.14 Uhr] Fernsehbilder aus Alexandria zeigen, wie sich Tausende zum Freitagsgebet versammelt haben. Die Massen füllen die Hauptstraße der Stadt. Auch in Alexandria gibt es am Freitag große Proteste.

+++ Ägpyten-Krise verunsichert Anleger +++

[12.14 Uhr]Der überraschende Verbleib von Ägyptens Präsident Husni Mubarak im Amt hat den Höhenflug des Dax vorerst gestoppt. Der deutsche Leitindex verlor bis zum Mittag 0,5 Prozent auf 7303 Zähler. In den vergangenen Tagen hatte er ein neues Drei-Jahres-Hoch nach dem anderen markiert. Mit der Rücktrittsweigerung Mubaraks sei die Unsicherheit über die weitere Entwicklung nun wieder größer geworden, sagte ein Händler.

+++ Freitagsgebet beendet +++

[12.06 Uhr] Dem britischen Rundfunksender BBC zufolge haben die Menschen auf dem Tahrir-Platz ihr Freitagsgebet beendet. Hunderttausende würden den Rücktritt von Mubarak fordern.

+++ Bundesregierung ist besorgt +++

[12.03 Uhr] Die Bundesregierung fürchtet, dass die Lage in Ägypten nach der Rede von Präsident Husni Mubarak eskalieren könnte. Sie fordere die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, nicht gewaltsam gegen die Demonstranten vorzugehen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Enttäuschung der Demonstranten und der Demokratiebewegung nach der Rede Mubaraks sei verständlich. "Was Mubarak in Aussicht gestellt hat, reicht nicht." Entscheidend sei nun, dass der Weg in die Demokratie gegangen werde, sagte der Sprecher weiter.

+++ "Lang lebe Facebook" +++

[12.02 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "'Lang lebe Facebook', skandieren die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz. Die Menschen sagen, dank des Internets hätten sie eine Stimme, die nicht zum Schweigen gebracht werden könne." Die Regimegegner hatten ihre Proteste vor allem über das Internet organisiert.

+++ Allahu Akbar" +++

[11.51 Uhr] Das Freitagsgebet der Menschen auf dem Tahrir-Platz ist deutlich zu hören. "Allahu Akbar", sagen sie. "Gott ist groß." Die Freitagsgebete finden auf dem Tahrir-Platz in mehreren Schichten statt, da zu viele Menschen auf dem Platz beten wollen - es sind Tausende.

+++ Geschäftstüchtige Revolutionäre +++

[11.34 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Flaggenverkäufer machen auf dem Tahrir-Platz sehr gute Geschäfte. 'Ich bin eigentlich Reiseleiter, aber heute verkaufe ich Flaggen', sagt Omar Sahir. Die begehrten rot-weiß-schwarzen Stoffstücke gibt es bei ihm für umgerechnet 60 Cent das Stück."

+++ Proteste vor Staatsfernsehen ermutigen andere Demonstranten +++

[11.30 Uhr] Spontaner Jubel auf dem Tahrir-Platz: Die Menschen haben erfahren, dass auch vor dem nahe gelegenen Staatsfernsehen und vor dem Präsidentenpalast Tausende Menschen demonstrieren.

+++ Imam auf Tahrir-Platz bricht ohnmächtig zusammen +++

[11.26 Uhr] Der Imam, der die Freitagsgebete auf dem Tahrir-Platz leitet, ist ohnmächtig geworden, als er die Armee in seiner Predigt zum Handeln im Sinne der Demonstranten aufrief.

+++ "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff" +++

[11.26 Uhr] In der Regierung herrscht nach Einschätzung des ägyptischen Oppostionspolitikers Mohamed ElBaradei das totale Chaos: "Es ist wir die Titanic, die Ratten verlassen das sinkende Schiff", sagte er der österreichischen Zeitung "Die Presse". Wer wirklich derzeit an der Macht sei, könne man nicht mehr sagen: "Das Ganze ist zu intransparent." Das Militär müsse sich nun eindeutig auf die Seite der Bevölkerung stellen, forderte ElBaradei. "Aber es muss klar sein: Die Rolle der Armee besteht darin, den Staat zu beschützen, und nicht darin, ihn zu führen."

+++ Armee verstärkt Präsenz vor Gebäude des Staatsfernsehens +++

[11.23] Die Menschenkette vor dem Gebäude des ägyptischen Staatsfernsehens beunruhigt offenbar das Militär. Immer mehr bewaffnete Soldaten kommen zum Sitz des Fernsehsenders. Sie riegeln das Gebäude ab. Zutritt sollen nur noch wichtige Mitarbeiter erhalten. Demonstranten waren zuvor zu dem Sender geströmt, um auch dort den Rücktritt von Präsident Mubarak zu fordern. Außerdem hinderten sie Mitarbeiter des Senders daran, in das Gebäude zu gelangen.

+++ Armee-Erklärung frustriert Demonstranten +++

[11.17 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Das Militär hat die Menschen auf dem Tahrir-Platz mit seiner Erklärung im Staatsfernsehen tief enttäuscht. 'Das ist nicht das, was wir unter Unterstützung unserer Bewegung verstehen', schimpft Anwar Koder, ein junger Aktivist. Die Armee entpuppe sich als Erfüllungshilfe des verhassten Regimes."

+++ Ägypter appellieren an Internationalen Strafgerichtshof +++

[11.15 Uhr] Husni Mubarak soll zur Rechenschaft gezogen werden: Ägyptische Bürger haben den Internationalen Strafgerichtshof aufgerufen, Vorermittlungen gegen den Präsidenten wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuleiten. Der Gerichtshof müsse prüfen, ob Mubarak und Mitglieder seiner Regierung wegen der Unterdrückung des Volksaufstandes in Ägypten angeklagt werden könnten. Mit einem entsprechenden Appell wandte sich eine "Gruppe von Ägyptern" an das Gericht in Den Haag.

+++ Belagerungszustand vor Staatsfernsehen +++

[11.13 Uhr] Immer mehr Demonstranten belagern das ägyptische Staatsfernsehen. Ein BBC-Reporter berichtet, Menschen aus allen Schichten und Generationen hätten sich vor dem Gebäude versammelt. Das Staatsfernsehen sendet zwar weiter, ein Sprecher entschuldigte sich aber in einer Sendung, dass er keine Studiogäste präsentieren könne, weil die Eingänge blockiert seien.

+++ Beginn der Freitagsgebete +++

[11.07 Uhr] In Ägypten haben die Gläubigen ihre Freitagsgebete begonnen.

+++ Enttäuschung nach Armee-Statement +++

[11.03 Uhr] Die Reaktionen nach der Erklärung der Armee sind zunächst verhalten. "Das Statement wirft mehr Fragen auf, als dass es Antworten gibt", sagt ein Kommentator des arabischen TV-Senders al-Dschasira. "Die Menschen haben mehr erwartet."

+++ Militär kündigt freie Wahlen an +++

[10.51 Uhr] Das Militär will nach eigenen Worten den Reformprozess in Ägypten garantieren. Freie und faire Wahlen sollen vorbereitet werden. Das kündigte die Armee in einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung an. Millionen Ägypter dürften enttäuscht sein, denn von einem schnellen Ende der Herrschaft von Präsident Husni Mubarak ist nicht die Rede. Außerdem kündigte das Militär an, den Ausnahmezustand wieder aufzuheben, sobald die Umstände dies erlauben würden. Kein friedlicher Demonstrant müsse Strafverfolgung fürchten. Demonstranten werfen der Staatsführung vor, das Notstandsgesetz zu missbrauchen, um Protest zu ersticken.

"Mubarak, wir sind nicht deine Untertanen"

+++ Gläubige bereiten sich auf Freitagsgebete vor +++

[10.46 Uhr] Tausende bereiten sich auf dem Tahrir-Platz auf das Freitagsgebet vor. An einer Tankstelle am Rande des Platzes haben die Organisatoren Wasserbecken für die rituellen Waschungen vor dem Gebet aufgestellt. Davor stehen jetzt Männer in einer Schlange.

+++ "Hätte Mubarak nur geschwiegen!" +++

[10.35 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Für die Regimegegner auf dem Tahrir-Platz war der Auftritt des ägyptischen Präsidenten am Donnerstag im Staatsfernsehen mehr als eine Enttäuschung. Mubarak klammere sich stur an seine Macht und habe mit der Ansprache alles nur noch schlimmer gemacht, sagen sie. 'Hätte er nur geschwiegen!', sagt Ahmed Bilal, ein Mann aus dem Süden Ägyptens. Er ist mit Familie und Freunden zum 'Marsch der Millionen' nach Kairo gereist."

+++ Proteste von Alten und Jungen, Armen und Reichen +++

[10.33 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim auf dem Tahrir-Platz: "Teilnehmer der Kundgebung freuen sich, dass sich wieder viele Familien eingefunden haben. 'Das zeigt, dass junge und alte Menschen aus allen sozialen Gruppen einen Neuanfang für Ägypten fordern', sagt ein Demonstrant. Ein anderer glaubt, dass die Armee es sich bei so vielen Menschen 'niemals erlauben' würde, gegen die Protestler vorzugehen. Allerdings ist unklar, wie die Streitkräfte sich an anderen Orten - zum Beispiel vor dem Präsidentenpalast - verhalten werden."

+++ "Befugnisse sind an den Vizepräsidenten übergeben worden" +++

[10.31 Uhr] Das ägyptische Militär mischt sich nach den Worten von Finanzminister Samir Radwan nicht in Angelegenheiten der Regierung ein. "Die Streitkräfte sind hier, um die Demonstranten und das Land zu schützen", sagte der Minister in einem Telefoninterview der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber Befugnisse sind übergeben worden - nicht an das Militär, sondern an den Vizepräsidenten." Wegen der Weigerung von Präsident Husni Mubarak, nicht zurückzutreten, hatte es Spekulationen über einen Militärputsch gegeben.

+++ Immer mehr Demonstranten vor dem Präsidentenpalast +++

[10.29] Erst waren es Dutzende, jetzt sind es der Nachrichtenagentur Reuters zufolge schon Hunderte Demonstranten, die sich vor dem Präsidentenpalast versammelt haben. Sie fordern den Rücktritt von Husni Mubarak. Die Präsidentengarde schützt das Gebäude, mehrere Panzer haben Position bezogen, aber das Militär schreitet nicht ein, sondern verfolgt, wie immer mehr Menschen zum Palast strömen. Unklar ist, ob sich Mubarak in dem Gebäude im Kairoer Stadtteil Heliopolis aufhält.

+++ Proteste in Alexandria +++

[10.27 Uhr] Auch in Alexandria strömen die Menschen zu Demonstrationen, sie schwenken die rot-weiß-schwarze Nationalflagge Ägyptens. In rund einer halben Stunde beginnen die Freitagsgebete. Danach sind Massenproteste geplant.

+++ Israel-feindliches Plakat auf dem Tahrir-Platz +++

[10.22 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Die Sorge Israels vor einem Sturz Mubaraks scheint berechtigt - jedenfalls wenn man eines der von Demonstranten meistfotografierten Plakate auf dem Tahrir-Platz ernst nimmt. Es zeigt Mubarak als Hitler, darunter steht: 'Hitler verbrannte Juden für sein Volk. Mubarak verbrennt sein Volk für die Juden.' Viele der Protestierenden auf dem Tahrir-Platz haben Mubaraks Israel-Politik scharf kritisiert. Für Israel war Ägypten bislang der wichtigste arabische Partner. Jerusalem fürchtet, dass nach einem Rücktritt Mubaraks Islamisten in das Machtvakuum stoßen könnten."

+++ Menschenkette um Fernsehsender +++

[10.17 Uhr] Hier soll niemand mehr rein: Hunderte Demonstranten haben vor dem Sitz des staatlichen Fernsehens eine Menschenkette gebildet. Die Regimegegner hindern Mitarbeiter des Senders daran, in das Gebäude zu gelangen. Der TV-Sender, ein Sprachrohr der Regierung, hatte am Donnerstagabend die Rede von Husni Mubarak ausgestrahlt - darin hatte der ägyptische Präsident deutlich gemacht, dass er weiter im Amt bleiben will.

+++ Kopfschütteln über Mubarak +++

[10.11 Uhr] "Dachte Mubarak wirklich, dass diese Rede funktioniert?", wundert sich der amerikanische Außenpolitik-Experte Daniel Drezner von der Tufts Universität. Wie viele Beobachter - und die Demonstranten in Ägypten - hatte er einen Rücktritt des Präsidenten erwartet. "Es ist unangenehm zu hören, wie Husni Mubarak auf so wenig wie möglich verzichten will, obwohl er immer mehr Macht verliert und immer mehr Schichten der Gesellschaft sich der Opposition anschließen", schreibt Drezner in einem Beitrag auf der Web-Seite Foreign Policy.

+++ Ashton fordert "schnellere und tiefere Reformen" +++

[9.53] Nicht nur die ägyptischen Demonstranten sind enttäuscht von der Rede Husni Mubaraks, der sich weiter an seine Macht klammert. Auch die EU fordert erneut schnelle Reformen und einen Regimewechsel in dem Land. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte, die Rede des ägyptischen Präsidenten habe bislang noch nicht "den Weg für schnellere und tiefere Reformen frei gemacht". Ein geordneter und unumkehrbarer Übergang zu Demokratie und freien und gerechten Wahlen sei Ziel sowohl der EU als auch des ägyptischen Volks, erklärte Ashton. "Die Aufhebung des Ausnahmezustands muss so bald wie möglich umgesetzt werden."

+++ "Mubarak, wir sind nicht deine Untertanen" +++

[9.52 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Wenn die Herrschenden den Willen des Volks missachten, droht die Radikalisierung. Das befürchten die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz, das zeigen Plakate und Banner im Zentrum von Kairo. Auf Schildern haben die Menschen ihre Wut niedergeschrieben - und wenden sich direkt an den Noch-Präsidenten. 'Mubarak, erst haben wir dich ignoriert. Dann haben wir gegen dich demonstriert. Jetzt werden wir gegen dich kämpfen. Und am Ende werden wir gewinnen', steht auf dem Schild eines jungen Mannes. Ein anderer erklärt per Plakat: 'Du magst dich als König fühlen. Aber wir sind nicht deine Untertanen.'"

+++ Angriff auf Polizeistation +++

[9.44 Uhr] Bewaffnete haben im Grenzgebiet Ägyptens zum palästinensischen Gaza-Streifen eine Polizeistation beschossen. Der Angriff in der Nacht zum Freitag sei eine Reaktion auf die Rede von Präsident Husni Mubarak gewesen, der nicht wie gefordert zurückgetreten war, berichteten Augenzeugen in der ägyptischen Grenzstadt Rafah. Gegner Mubaraks hätten sich dort am Vorabend zum Jubel versammelt, dann nach der Rede Mubaraks aber aus Gewehren und mit Panzerfäusten auf die Wache gefeuert. Es gab Schusswechsel. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.

ElBaradei nennt Mubarak "Karikatur von einem Staatsmann"

+++ Opposition hofft auf bisher größte Massendemo gegen Mubarak +++

[9.41 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Der 'Marsch der Millionen' ist in Bewegung: Viele Straßen um den Tahrir-Platz sind verstopft, Tausende von Menschen sind mit Autos und zu Fuß unterwegs. An den Zugängen zum Tahrir-Platz bilden sich mehrere hundert Meter lange Schlangen. Verschiedene Oppositionsgruppen rechnen mit der größten Kundgebung seit Beginn der Proteste am 25. Januar. Junge Männer, die Erste Hilfe leisten, sind besorgt, dass es zu einer Massenpanik kommen könnte."

+++ ElBaradei nennt Mubarak "Karikatur von einem Staatsmann" +++

[9.31 Uhr] In einem Kommentar für die "New York Times" beschreibt Oppositionsführer und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei die Hoffnung der Opposition auf eine neue Ära: "Wir erleben das Erwachen eines neuen Ägypten. Einer freien und demokratischen Gesellschaft, die in Frieden mit sich und ihren Nachbarn lebt. (…) Wir müssen nichts fürchten als die Schatten einer repressiven Vergangenheit." Präsident Mubarak müsse gehen, fordert er in seinem Beitrag. "Ägypten wird nicht ewig mit ansehen, wie diese Karikatur von einem Staatsmann, die wir gestern im Fernsehen gesehen haben und die taub gegenüber der Stimme des Volkes ist, sich an die Macht klammert, die längst nicht mehr ihr gehört."

+++ "Bleib, wo du bist. Wir kommen zu dir!"+++

[9.22] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Die Demonstranten haben ein großes Banner vorbereitet, das sie auf dem Tahrir-Platz entrollen. Darauf ist ein störrischer Mubarak zu sehen, der auf einem Thron sitzt. Darüber haben sie geschrieben: "Bleib, wo du bist. Wir kommen zu dir!'"

+++ Finanzminister warnt vor Militärputsch +++

[9.20 Uhr] Was wird die Armeeführung in der von ihr angekündigten "wichtigen Erklärung" sagen? Finanzminister Samir Radwan ist offenbar beunruhigt: Der Politiker warnt in einem Interview des britischen Senders BBC vor einem Militärputsch in seinem Land. Dies wäre "ein Albtraum" nicht nur für die junge Generation, sondern auch für die gesamte Volkswirtschaft.

+++ Demonstranten protestieren vor dem Präsidentenpalast +++

[9.13 Uhr] Ist er da drin? Oder hat Husni Mubarak den Präsidentenpalast inzwischen verlassen und hält sich an einem anderen Ort auf? Der kleinen Gruppe ägyptischer Demonstranten ist das egal, sie stehen vor dem Gebäude und fordern den Rücktritt des Präsidenten: "Nieder mit Mubarak", rufen sie.

+++ Soldaten pflegen ihre Panzer +++

[9.05] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Der Tahrir-Platz und die Zugangswege wirken wie eine große Müllhalde. Überall liegen leere Getränkedosen, Zigarettenschachteln und alte Zeitungen. Ich sehe, wie ein Mann eine zerfetze ägyptische Flagge vom Boden aufhebt: 'Eine Schande, so etwas wegzuwerfen', sagte der Mann. Soldaten reinigen mit Handfegern ihre Panzer."

+++ Menschenrechtler fordern echte Reformen +++

[8.49 Uhr] Menschenrechtler haben die Rede von Ägyptens Präsident Mubarak scharf kritisiert. Sie sei "alles andere als ein Bruch mit dem repressiven System der vergangenen 30 Jahre", sagt Kenneth Roth, Chef von Human Rights Watch. "Kosmetische Veränderungen sind nicht genug. Das ägyptische Volk fordert Demokratie und Menschenrechte. Die Regierungen der USA und der EU-Staaten sollten ihren Einfluss nutzen, um echte Reformen anzuschieben." Human Rights Watch berichtete vor einigen Tagen, die Proteste hätten bislang mindestens 297 Menschen das Leben gekostet. Auch Mitarbeiter der Organisation waren festgenommen worden, sind inzwischen aber wieder frei.

+++ Erste Offiziere solidarisieren sich mit Demonstranten +++

[8.45 Uhr] Er ist jetzt auf der Seite der Regimegegner: Der ägyptische Offizier Ahmed Ali Shouman demonstriert zusammen mit den Tausenden Protestierenden auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Er wisse von 15 weiteren Offizieren, die demonstrieren würden, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. "Der Schulterschluss des Militärs mit dem Volk hat begonnen."

+++"Bitte, lasst mich sprechen" +++

[8.27 Uhr] Die Enttäuschung der Nacht ist noch spürbar auf dem Tahrir-Platz. Doch schon schwenken die ersten Demonstranten wieder ägyptische Flaggen, sie singen Lieder gegen Präsident Mubarak. Reporter von al-Dschasira berichten, viele Menschen wollten mit den Journalisten reden, um ihre Wut gegen das Regime deutlich zu machen: "Bitte, lasst mich sprechen."

+++ Westerwelle fordert sofortigen Wandel +++

[8.17 Uhr] Jetzt - nicht irgendwann: Außenminister Guido Westerwelle hat einen sofortigen demokratischen Reformprozess in Ägypten angemahnt. Der internationalen Gemeinschaft ginge es darum, "dass es jetzt einen demokratischen Wandel gibt, nicht irgendwann, sondern dass er jetzt beginnt", sagte Westerwelle im ZDF-"Morgenmagazin". Die Rede von Präsident Husni Mubarak am Vortag befriede die Menschen in Ägypten nicht; sie hätten das Vertrauen in Mubarak verloren.

+++ Demonstranten hoffen auf das Militär +++

[8.07 Uhr] SPIEGEL-ONLINE-Reporter Hasnain Kazim: "Schon am frühen Morgen gehen Menschen zum Tahrir-Platz und wollen dort den Tag verbringen. 'Wir sehen diesem Tag mit Spannung entgegen', sagt Demonstrant Hamed Kalif. Mehrere Oppositionelle äußern sich zuversichtlich, dass das Militär sich zurückhalten werde und eventuelle Befehle der Regierung, die sich gegen die Protestierenden richteten, nicht befolgen würde. 'Wie es aussieht, hat die Armee die Macht im Staat übernommen und zieht jetzt die Fäden im Hintergrund', sagt ein Mann.

+++ Ölpreise klettern in die Höhe +++

[7.55 Uhr] Die politischen Spannungen in Ägypten sorgen für eine weitere Erhöhung der Ölpreise. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im März kostete am Morgen 101,34 US-Dollar. Das waren 47 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte um 46 Cent auf 87,19 Dollar.

+++ Hunderte Regimegegner vor dem Präsidentenpalast +++

[7.45 Uhr] Die Demonstranten bereiten sich auf die neuen Massenproteste nach dem Freitagsgebet vor. Vor dem Präsidentenpalast von Mubarak halten sich bereits Hunderte von Oppositionsanhängern auf. Doch weiter kommen sie nicht. Panzer der Armee versperren ihnen schon von weitem den Zugang.

+++ TV-Sender kündigt "wichtige Nachricht des Militärs" an +++

[7.12 Uhr] Der arabische Nachrichtensender al-Arabija meldet, der Oberste Ägyptische Militärrat werde "in Kürze eine wichtige Nachricht verkünden". Was der Inhalt der Botschaft sein wird, ist noch nicht klar.

In der Nacht zum Freitag kam in Kairo der Oberste Rat des Militärs zu einer Sitzung zusammen. Das Gremium sei nun in ständiger Tagung, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen - ein Status, der normalerweise nur in Kriegszeiten gilt. Der Rat wird von Verteidigungsminister Hussein Tantawi geleitet. Er untersuche, "welche Maßnahmen und Vorkehrungen getroffen werden könnten, um die Nation zu schützen, ihre Errungenschaften und die Ziele ihres großen Volkes", erklärte das Militär. Manche Beobachter werteten die Erklärung als Indiz dafür, dass die Generäle nun de facto die Macht übernommen haben. Überschrieben war die Mitteilung als "Kommunique Nummer eins" - eine Sprachwahl, die auf einen Putsch hindeuten könnte. Fernsehberichte zeigten Tantawi und rund zwei Dutzend Offiziere mit versteinerten Mienen an einem runden Tisch sitzen. Staatschef Husni Mubarak und sein Vize Omar Suleiman waren nicht dabei.

Die Demonstrationen der enttäuschten Regimegegner hielten in der ganzen Nacht zum Freitag an. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren am Morgen immer noch Zehntausende wütender Oppositionsanhänger versammelt. Viele von ihnen standen vor dem Gebäude des staatlichen Rundfunks und Fernsehens, aber auch vor dem Präsidentenpalast. Doch das Militär hat den Amtssitz des verhassten Husni Mubarak weiträumig abgeriegelt.

Barack Obama zeigte sich enttäuscht über die Rede Mubaraks. Dem ägyptischen Volk sei eine "Übertragung der Macht" versprochen worden, aber es sei bisher nicht klar, dass dieser Übergang "unverzüglich, bedeutungsvoll und ausreichend" sei, heißt es in einer schriftlichen Erklärung des US-Präsidenten. Obama rief die ägyptische Führung auf, sich "klar" gegenüber dem eigenen Volk und der Welt zu äußern. Das sei ihre Verantwortung.

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte sich enttäuscht über die Rede Mubaraks. "Diese Rede hat keine neuen Perspektiven aufgezeigt. Sie war nicht der erhoffte Schritt nach vorn", sagte er in New York. Die Sorgen der Bundesregierung seien "eher größer und nicht kleiner" geworden.

Der ägyptische Oppositionspolitiker Mohamed ElBaradei forderte das Militär zum Eingreifen auf. "Ägypten wird explodieren", sagte der Friedensnobelpreisträger mit Blick auf die enttäuschten Demonstranten in Kairo.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten