Mission am Hindukusch De Maizière warnt Obama vor schnellem Afghanistan-Abzug

US-Soldaten in Afghanistan: Warten auf die Heimkehr
Foto: Rodrigo Abd/ APBrüssel - US-Präsident Barack Obama steht nach der Tötung von Terrorfürst Osama Bin Laden unter Druck. Zwei von drei Amerikanern sind laut einer Umfrage des TV-Senders CBS dafür, die Truppenstärke in Afghanistan bald zu reduzieren. Er wird in Kürze entscheiden, wie umfangreich der ab Juli geplante Beginn des Abzugs seiner Soldaten sein wird. Auch führende Senatoren von Demokraten wie Republikanern kritisieren das militärische Engagement der USA am Hindukusch als übertrieben.
Doch Deutschland warnt die USA vor einem zu raschen Abzug. Es gebe großes Verständnis dafür, dass die Amerikaner ab Juli "ein paar Soldaten" abziehen wollten, nachdem sie die Präsenz im vergangenen Jahr um 30.000 auf mehr als 100.000 Soldaten verstärkt hätten, sagte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière an diesem Donnerstag am Rande des Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel. Aber: "Wir haben aber ein bisschen die Sorge, dass - wenn das zu viel wird - sich auch die Strategie nicht so umsetzen lässt wie besprochen."
Die Bundesregierung setze deshalb auf einen maßvollen Schritt Obamas. Der CDU-Politiker hatte in dieser Woche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die US-Regierung in Washington besucht.
"Wir lassen Afghanistan nicht alleine", stellte de Maizière klar. Der Abzugsplan des Nato-geführten Isaf-Einsatzes in Afghanistan sei unverändert. Bis 2014 solle der Kampfeinsatz beendet werden, danach werde es aber noch weiterhin Unterstützung für das Land geben. Ähnlich äußerte sich in Brüssel am Donnerstag auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen: "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit an die Afghanen bis Ende 2014 abschließen können."
Allerdings hänge das Ende des Einsatzes "von den Bedingungen ab, nicht von Daten", sagte Rasmussen. Am zweiten Tag ihres Treffens im Hauptquartier der Militärallianz in Brüssel berieten die Nato-Verteidigungsminister mit den Partnerländern, die sich ebenfalls an dem Einsatz am Hindukusch beteiligen.
Die Allianz beginnt in diesem Sommer in Afghanistan mit der schrittweisen Übergabe der Sicherheitsverantwortung an einheimische Soldaten, die bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll. Der geplante Abzug bedeute jedoch kein Ende des Nato-Engagements für Afghanistan, fügte Rasmussen hinzu. Geplant sei eine langfristige Partnerschaft für das Land.
Tödlicher Überfall auf Hochzeitsgesellschaft
Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans wurde am Donnerstag ein Nato-Soldat getötet. Neun Menschen kamen im Osten des Landes in der Nacht zum Donnerstag bei einem Überfall auf eine Hochzeitsgesellschaft ums Leben: Unbekannte hätten in der Provinz Nangarhar das Feuer auf die Gruppe eröffnet, teilte ein Behördensprecher mit. Nähere Angaben zu dem Vorfall machte das Militärbündnis zunächst nicht.
Bei dem Angriff gab es nach Angaben der Behörden Hinweise für politische Motive. Der Bräutigam sei mit dem Verwaltungschef der entlegenen Region Dur Baba verwandt gewesen. Außerdem hätten die Angreifer zunächst einen der Hochzeitsgäste festgehalten und ihm Spionage für die USA vorgeworfen.
Unter den Toten waren den Angaben zufolge der Bräutigam, sein Vater und einer seiner Brüder. Bei dem Überfall sei auch ein Haus und ein Auto in Brand gesetzt worden. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.
Allein im vergangenen Jahr sind fast 2800 Zivilisten in Afghanistan getötet worden, das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Taliban töten regelmäßig sowohl Vertreter des Staates als auch Zivilisten, die aus ihrer Sicht für die Regierung oder die Nato-Schutztruppe arbeiten.