Mission Weißes Haus Clinton und Obama halten Geheimtreffen ab
Washington - Ein Gespräch war angekündigt, doch der Zeitpunkt überrascht: Am späten Donnerstagabend sind die beiden US-Demokraten Hillary Clinton und Barack Obama zu einem privaten Treffen zusammengekommen. "Sie haben sich heute Abend gesehen", bestätigte Obamas Sprecher Robert Gibbs. Das Treffen habe aber nicht, wie einige US-Zeitungen zunächst berichtet hatten, in Clintons Haus in Washington stattgefunden. Den Ort des Gesprächs nannte der Sprecher nicht.

US-Demokraten Clinton, Obama: "Ertragreiche Diskussion"
Foto: APBei der Besprechung seien nur die zwei Senatoren und wenige Wahlkampfhelfer anwesend gewesen, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Einziger inhaltlicher Anhaltspunkt: Beide hätten darüber gesprochen, wie die Demokratische Partei nun nach den Vorwahlen wieder geeint werden könne, sagte Gibbs.
Die beiden Senatoren veröffentlichten nach dem Treffen eine gemeinsame Erklärung. Darin betonten sie nach Angaben der "New York Times", dass sie eine "ertragreiche Diskussion über die wichtige Arbeit, die getan werden muss, um (bei den Präsidentenwahlen) im November Erfolg zu haben", gehabt hätten. In der Zeitung hieß es weiter, dass das Treffen mit Obama von Clinton ausgegangen sei, nachdem sich zuvor ihre Berater einen Tag lang ausgetauscht hätten.
Derzeit kursieren Spekulationen, dass Obama Clinton als Kandidatin für das Amt des US-Vizepräsidenten auswählen könnte. Ob das Gespräch mit derartigen Überlegungen zusammenhängt, darüber schweigen sich alle Beteiligten allerdings bisher aus. Offiziell hatte Obama nur gesagt, dass der Auswahlprozess Zeit in Anspruch nehmen werde. Außerdem hatte er ein generelles Gespräch angekündigt: "Wir werden darüber reden, wie wir weitermachen und die Kräfte bündeln, um sicher zu stellen, dass wir im November Erfolg haben."
"Sie wird alles tun"
Clinton selbst teilte am Donnerstag mit, dass sie sich nicht Obama als Kandidatin aufdrängen wolle. Obama allein müsse die Entscheidung treffen. Ob Clinton das Amt annehmen würde, wenn Obama es ihr anböte, blieb unklar. "Senatorin Clinton hat im gesamten Prozess deutlich gemacht, dass sie alles tun wird, dass ein Demokrat in das Weiße Haus gewählt wird", erklärte Clintons Wahlkampfteam.
Am Mittwoch hatte Clinton nach einem beharrlichen Vorwahlkampf das Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten zugunsten Obamas aufgegeben. Ihr Rückzug hatte Spekulationen über eine mögliche gemeinsame Kandidatur der beiden Rivalen genährt. Der Senator aus Illinois sagte am Donnerstag dem Fernsehsender CNN, der Name Clinton stehe natürlich auf "jeder Liste", wenn es um die Vizepräsidentschaft gehe.
Obama hatte Clinton am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Virginia überschwänglich gelobt. "Dank ihr bin ich ein besserer Kandidat geworden, und sie verdient unseren Respekt und unseren Dank", sagte er vor 25.000 Anhängern in der Stadt Bristol. Obama rief die Demokraten in seiner Rede zur Geschlossenheit im Präsidentschaftswahlkampf auf: "Ich weiß, dass wir nicht gespalten sein werden."
Spendensammeln für Obama
Obama hat für die Vizekandidatenfrage ein dreiköpfiges Sondierungskomitee eingesetzt, das mögliche Kandidaten prüfen soll. Mit dem 46-jährigen Senator wird sich erstmals ein afroamerikanischer Politiker als Spitzenkandidat der Demokraten um die Präsidentschaft bewerben. Am Dienstagabend hatte er nach den letzten Vorwahlen in den Bundesstaaten Montana und South Dakota die zur Nominierung auf dem Parteitag Ende August nötige Zahl der Delegierten erreicht.
Clinton hat für Samstag eine Kundgebung in Washington anberaumt, bei der sie offiziell ihren Verzicht auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur verkünden und Obama ihre Unterstützung aussprechen will. Sie werde dabei auch Spenden für Obama sammeln, erklärte Clinton nach Angaben von Gewährsleuten vor Geldgebern. Das Geld solle Obama und der Demokratischen Partei zugute kommen, die sich nun für den Wahlkampf mit dem Republikaner John McCain rüsten müssten. Ihre Berater schätzen, dass Clinton 50 bis 100 Millionen Dollar für den Wahlkampf sammeln kann - und es könnten deutlich mehr sein, wenn sie als seine Vizekandidatin antritt.
Clinton hat bei ihrer gescheiterten Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur Schulden von mehr als 30 Millionen Dollar angehäuft. Darunter sind auch elf Millionen Dollar, die sie selbst ihrem Wahlkampfteam geliehen hat, wie Berater am Donnerstag erklärten. Auf der Suche nach Hilfe bei der Bewältigung dieser Schulden werde sich die frühere First Lady auch an Obama wenden, hieß es.
ffr/AFP/Reuters/AP/dpa