Salafisten Türkische Polizei lässt Hassprediger frei

Mohamed Mahmoud gilt als einer der schlimmsten Hetzer der salafistischen Szene. Selbst aus dem türkischen Polizeigewahrsam warb er noch für den Dschihad. Inzwischen ist der Österreicher nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen abgetaucht.
Salafist Mahmoud: Entlassen und untergetaucht

Salafist Mahmoud: Entlassen und untergetaucht

Foto: SPIEGEL TV

Wien - Der österreichische Hassprediger Mohamed Mahmoud ist frei und untergetaucht. Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen wurde der Salafist am 19. August aus dem türkischen Polizeigewahrsam in Konya entlassen. Dort hatte er seit mehr als einem Jahr festgesessen, weil er sich illegal im Land aufgehalten hatte. Nach Erreichen der gesetzlichen Maximaldauer wurde Mahmoud unter Auflagen freigelassen und in ein Hotel gebracht. Doch statt sich fortan regelmäßig bei der Polizei zu melden, verschwand er. Ein Auslieferungsersuchen aus Wien hatte Ankara zuvor abschlägig beschieden.

Auf Anfrage bestätigte das österreichische Innenministerium die Vorgänge. Ihnen lägen inzwischen entsprechende Informationen der türkischen Behörden vor, so ein Sprecher zu SPIEGEL ONLINE.

Neben dem früheren Rapper Denis Cuspert ist Mahmoud eine der schillerndsten Figuren der deutschen Islamistenszene. Als er 2005 begann, Propaganda von al-Qaida im Internet zu verbreiten, geriet er schnell ins Visier der Ermittler. Nachdem die Organisation im März 2007 in einem Video mit Anschlägen in Deutschland und Österreich gedroht hatte, wurden Mahmoud und seine Frau verhaftet: Er hatte das Video von seinem eigenen Computer aus ins Netz gestellt, sodass österreichische Behörden lediglich eine Verbindung zwischen Mahmoud und der IP-Adresse des Rechners herstellen mussten.

Nach seiner Freilassung zog Mahmoud zu seinem neuen Kompagnon Cuspert nach Berlin. Gemeinsam gingen beide Extremisten bald darauf nach Solingen, wo Mahmoud die dortige Millatu-Ibrahim-Moschee zu einem bundesweit bekannten Treffpunkt für Salafisten machte.

Das Bundesinnenministerium verbot die Gruppe schließlich im Mai 2012, Mahmoud zog weiter: Ägypten, Libyen. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden wollte er wie Cuspert ebenfalls nach Syrien gelangen, wurde jedoch von den türkischen Behörden inhaftiert. Noch aus dem Gewahrsam wiegelte er seine Gesinnungsgenossen auf und warb für den Dschihad.

Es wird wohl nicht lange dauern, bis sich der Mann, der sich Abu Osama al-Gahrib nennt, wieder mit einer Videobotschaft zu Wort melden wird. Womöglich wird er dann für den "Islamischen Staat" sprechen.

jdl/rol
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