Moratorium Italien legt Atom-Wiedereinstieg auf Eis

Eigentlich wollte Italien nach Jahrzehnten sein Atomprogramm wieder starten - doch nun hat die Regierung die Pläne zum Wiedereinstieg für ein Jahr ausgesetzt. Berlusconis Kabinett will nun in Ruhe über eine neue Strategie beraten.

Rom - Nach dem Atomunfall in Japan hat Italien seine Pläne zum Wiedereinstieg in die Kernenergie für ein Jahr ausgesetzt. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi beschloss am Mittwoch ein entsprechendes Moratorium. Darüber hinaus wolle sich die Regierung 24 Monate Zeit nehmen, um ihre Kernenergie-Strategie genauer zu definieren, hieß es nach einer Sitzung des Kabinetts. Der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Paolo Romani, hatte bereits am Vortag angekündigt, dass Italien die Standortsuche für die Errichtung neuer Atomkraftwerke für zwölf Monate stoppen wolle.

Italien war 1987 unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl aus der Kernenergie ausgestiegen. Damals sprachen sich bei einem Referendum ganze 80 Prozent der italienischen Bevölkerung gegen Atomkraft aus. Daraufhin wurden alle vier Atomkraftwerke des Landes stillgelegt.

Da Italien seitdem jedoch teuren Strom importieren muss, hatte Berlusconi im Juli 2009 im Parlament die gesetzliche Basis für einen Wiedereinstieg gelegt. 2013 hätte mit dem Bau des ersten Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) begonnen werden sollen.

Die Pläne waren jedoch bereits vor dem Atomunfall in Japan heftig umstritten: Am kommenden 12. Juni sollten die Italiener per Referendum über "Ja oder Nein zu Atom" entscheiden. Ob das Referendum angesichts des Moratoriums trotzdem durchgeführt wird, wurde zunächst nicht bekannt.

ffr/dpa/AFP
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