Moskauer Geiseldrama
Behördenangaben sorgen für neue Verwirrung
Die russischen Behörden haben die Zahl der bei der Erstürmung des Moskauer Musicaltheaters getöteten Geiseln nach oben korrigiert. Gleichzeitig stifteten sie Verwirrung mit neuen Angaben über die Geschehnisse dieses verhängnisvollen 26. Oktober.
Moskau - Zwei Wochen nach der Geiselnahme gab die Justiz die Zahl der getöteten Geiseln mit 128 an; bislang war von 120 Toten die Rede gewesen. Fünf der Opfer seien an
Schussverletzungen "als Ergebnis der Rebellenhandlungen" gestorben,
meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf die
Staatsanwaltschaft in Moskau. Einzelne überlebende Geiseln hatten
nach ihrer Befreiung Angaben des Krisenstabes widersprochen, wonach
die tschetschenischen Terroristen unmittelbar vor der Erstürmung
durch die Polizei erste Geiseln getötet hätten.
Bislang war in Stellungnahmen der russischen Behörden lediglich
von zwei erschossenen Geiseln die Rede gewesen. Auch bei den Angaben
über das Schicksal der Terroristen gab es zuletzt Widersprüche.
Nachdem es über lange Zeit hieß, von den Terroristen seien 41 getötet
sowie zwei oder drei lebend gefangen worden, teilte die
Staatsanwaltschaft zu Wochenbeginn mit, keiner der Geiselnehmer habe die Erstürmung des Gebäudes überlebt.
In den Moskauer Krankenhäusern verringerte sich die Zahl der
behandelten Opfer des Geiseldramas bis zum Donnerstag von zuletzt 98
auf 42 Patienten. Spezialeinheiten hatten am 26. Oktober im Moskauer
Musicaltheater an der Dubrowka nach drei Tagen Geiselhaft mehr als
700 Menschen aus der Gewalt der Terroristen befreit. Die getöteten
Geiseln starben fast alle an den Folgen des von der Polizei bei der
Erstürmung eingesetzten Betäubungsgases sowie mangelhafter
Nachbehandlung.