Moskauer Geiselnahme
Streit zwischen Moskau und EU
Als Folge der Moskauer Geiselaktion hat die EU ein Gipfeltreffen mit dem russischen Präsidenten Putin von Kopenhagen nach Brüssel verlegt. Putin hatte gedroht, nicht an dem Treffen in Kopenhagen teilzunehmen, weil dort ein Weltkongress von Tschetschenen stattfindet. Unterdessen wird heute in Russland mit einer Staatstrauer der 117 getöteten Geiseln gedacht.
Kopenhagen - Wladimir Putin hatte von der dänischen Regierung verlangt, den für heute geplanten Weltkongress tschetschenischer und Exil-tschetschenischer Gruppen zu verbieten. Die dänische Regierung habe erklärt, dass sie den Kongress legal nicht unterbinden könne, sagte Außenminister Per Stig Möller. Grund sei die Rede- und Versammlungsfreiheit. Man habe Russland die Lage dargelegt. Nun soll das Gipfeltreffen am 11. November statt in Kopenhagen in Brüssel stattfinden. Mit dieser Lösung will die Europäische Union vermeiden, dass es zu einer Krise mit Russland kommt.
In Russland wurde für heute landesweite Staatstrauer verhängt. Vor dem am Samstagmorgen von der Polizei mit Hilfe von Betäubungsgas gestürmten Musical-Theater legten Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. In den Schulen soll der Unterricht mit einer Schweigeminute beginnen. Alle Vergnügungsveranstaltungen wurden abgesagt.
In der vergangenen Nacht wurden weiterhin 646 befreite Geiseln in Krankenhäusern der russischen Hauptstadt behandelt. 45 Opfer schweben in Lebensgefahr. Fast alle der 117 getöteten Geiseln waren an den Folgen des Kampfgases gestorben, dessen Zusammensetzung die russische Staatsführung weiterhin geheim hielt. Nach fast drei Tagen ergebnisloser Verhandlungen hatten Spezialeinheiten das Musical-Theater an der Dubrowka gestürmt und mehr als 750 Menschen befreit. Dabei waren 50 der tschetschenischen Terroristen getötet worden.
Die russischen Behörden verweigern weiterhin jede Auskunft über die Zusammensetzung des verwendeten Gases. Es seien besondere Mittel eingesetzt worden, hieß es lediglich. Diese hätten es ermöglicht, auch jene Täter auszuschalten, die Bombenpakete am Körper getragen hätten. Nach Angaben des Krisenstabes erfolgte der Zugriff, weil die Rebellen begonnen hätten, Geiseln zu töten. Die am Sonntag veröffentlichten Zahlen lassen jedoch darauf schließen, dass es keine Erschießung von Geiseln kurz vor dem Zugriff der Sondereinsatzkräfte gegeben hatte.
US-Präsidialamtssprecher Ari Fleischer sagte am Sonntag, US-Präsident George W. Bush verabscheue den
Verlust der vielen Menschenleben. "Dies ist eine Tragödie." Fleischer wollte sich jedoch nicht zu dem Einsatz des Gases äußern. "Wir kennen nicht alle Fakten und Umstände."