Münchner Sicherheitskonferenz Drei Tage maximale Verunsicherung

Polens Premier Morawiecki auf der Münchner Sicherheitskonferenz
Foto: Andreas Gebert/ dpa

Polens Premier Morawiecki auf der Münchner Sicherheitskonferenz
Foto: Andreas Gebert/ dpaAls Sigmar Gabriel am Samstag seine Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz begann, schmunzelten viele über seine fast pathetischen Worte. Mit ernster Miene stand der Nochaußenminister am Mikrofon. Sogleich verortete er die Welt im Januar 2018 "kurz vor dem Abgrund", Krisen und Kriege würden sich eher ausweiten als durch Diplomatie entschärft.
Die Rede Gabriels mag eine Art letzter Versuch in eigener Sache gewesen sein. Zwischen den Zeilen schwang stets mit, dass Deutschland in den nächsten Jahren und für die vielen internationalen Krisen einen erfahrenen Außenminister braucht. Gabriel ließ wenig Zweifel daran, dass er sich dafür für absolut geeignet hielte, wenn ihn seine Partei denn ließe.
Tatsächlich aber hat sich in München in krasser Deutlichkeit gezeigt, wie verfahren die derzeitigen Krisen sind. Meist sprachlos saßen sich in München Dutzende Staatschefs, Außen- oder Verteidigungsminister gegenüber. Statt sich an Lösungen zu machen, überhäuften sie sich gegenseitig mit Schuldzuweisungen.
Ein Überblick über die Hauptstreitthemen:
Angesichts der Lage blieb selbst dem Chef der Konferenz, dem früheren Top-Diplomaten Wolfgang Ischinger, nicht viel Raum für Optimismus. Auch wenn es in München viele Gespräche hinter den Kulissen gegeben hat, steht die Welt laut seiner Analyse gefährlich nahe am Startpunkt für neue militärische Auseinandersetzungen.
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Die Mutter aller schiitischen Milizen: Die libanesische Hisbollah ist die älteste, größte und schlagkräftigste Truppe, die von Teheran unterstützt wird.
Der Hauptfeind der Hisbollah war über Jahrzehnte Israel. Die "Partei Gottes", wie sich die Miliz nennt, kämpfte 2006 gegen das Nachbarland.
Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges haben sich die Prioritäten der Hisbollah jedoch verschoben. Ihre Einheiten kämpfen an der Seite des Assad-Regimes im blutigen Bürgerkrieg.
Auch die Badr-Organisation im Irak gehört zu den inoffiziellen Truppen des Regimes in Teheran. Sie kämpfen im Zweistromland gegen die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
Die bewaffneten Kämpfer der einstigen Exil-Truppe kämpfen als Teil der sogenannten "Volksmobilisierungseinheiten". Mittlerweile hat sich die Badr-Organisation aber längst auch zu einer bedeutenden politischen Kraft im Land entwickelt.
Die "Badr"-Kämpfer sind gefürchtet - vor allem bei Sunniten. Der Grund: Sie verüben immer wieder Kriegsverbrechen an der sunnitischen Minderheit im Land, so etwa im März 2015 in der Stadt Tikrit. Dort lynchten sie Hunderte sunnitische Zivilisten.
Jeder gegen jeden - auf dem Rücken des Jemen: Das bitterarme Land versinkt seit Jahren im Krieg. Die Hauptkontrahenten: Saudi-Arabien und Iran.
Die Regierung in Teheran unterstützt die schiitische Huthi-Miliz. Sie herrscht in der Hauptstadt Sanaa und hat die Zentralregierung damit de facto entmachtet.
Im Gegensatz zum sunnitischen Königshaus in Saudi-Arabien, das im Kampf um die sunnitische Vorherrschaft im Jemen viel Geld ausgibt, verfolgt Iran eine kostensparende Strategie der zermürbenden Nadelstiche.
Der militärische Kopf hinter Irans Milizen-Strategie: Kassim Soleiman. Der Chef der Eliteeinheit al-Kuds (auf Deutsch: Jerusalem) leitet alle heiklen Missionen im Ausland.
Zu Strategie Irans gehört es auch, die schiitische Bevölkerungsmehrheit in Bahrain zu unterstützen. Dort regiert eine sunnitische Herrscherfamilie mit Unterstützung Saudi-Arabiens.
In Syrien geht es für Iran jedoch um weitaus mehr. Dort unterstützten die schiitischen Revolutionsgarden nicht nur mit eigenen Milizen, sondern steuern den Krieg als militärische Berater maßgeblich mit.
Türkische Soldaten an der Grenze nach Syrien.
Die "Operation Olivenzweig" zielt auf die mit den USA verbündeten syrischen Volksschutzeinheiten YPG, einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, ab.
Ein Lastwagen mit militärischen Pick-ups: Die Türkei begann am Samstag eine großangelegte Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens.
Rauch steigt auf der syrischen Seite auf. Am Sonntag sind türkische Bodentruppen nach Syrien vorgedrungen.
Türkische Soldaten an der Grenze zu Syrien: Die Streitkräfte werden nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan die kurdische YPG-Miliz in Syrien vernichten.
Doch nach einem raschen Erfolg sieht es derzeit nicht aus. Im Gegenteil, kommen die türkischen Einheiten doch kaum voran - und mussten teils sogar wieder Gebietsverluste hinnehmen.
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