Gedenken in Nagasaki Papst fordert Aus für Atomwaffen

Zehntausende Menschen kamen 1945 in Nagasaki durch eine Atombombe ums Leben. Nun besuchte Papst Franziskus den Ort und verurteilte das Wettrüsten mit Atomwaffen als "himmelschreienden Anschlag" auf die Menschheit.
Papst Franziskus: Im Streben nach Sicherheit seien Atomwaffen "nicht die Antwort"

Papst Franziskus: Im Streben nach Sicherheit seien Atomwaffen "nicht die Antwort"

Foto: Gregorio Borgia/DPA

Einer seiner Vorgänger bezeichnete die atomare Abschreckung einst als "notwendiges Übel". Papst Franziskus hat sich von dieser Aussage nun distanziert. Beim Gedenken an den Atombombenabwurf über der japanischen Stadt Nagasaki hat er die Doktrin der nuklearen Abschreckung und die umfangreichen weltweiten Rüstungsgeschäfte verurteilt.

Die Welt lebe heute in der "perversen" Annahme, "Stabilität und Frieden auf der Basis einer falschen, von einer Logik der Angst und des Misstrauens gestützten Sicherheit verteidigen und sichern zu wollen", sagte der Papst in seiner Rede. "Am Ende vergiftet sie die Beziehungen zwischen den Völkern und verhindert jeden möglichen Dialog."

Das Wettrüsten mit Atomwaffen bezeichnete er als "himmelschreienden Anschlag" auf die Menschheit und forderte ein weltweites Aus von Massenvernichtungswaffen. Der Atombombenabwurf in Nagasaki im August 1945 habe "unaussprechlichen Schrecken" verursacht, sagte er vor Hunderten Menschen. Im Streben nach Sicherheit seien Atomwaffen "nicht die Antwort", sondern vielmehr ein Hindernis.

"Kein Beitrag zum Frieden"

Durch eine US-Atombombe waren in Nagasaki mindestens 74.000 Menschen getötet worden. Drei Tage zuvor waren durch einen Atombombenabwurf über Hiroshima mindestens 140.000 Menschen gestorben. Bei der Ansprache waren auch Überlebende von Nagasaki dabei. Franziskus hielt an dem Mahnmal für ein Gebet inne und zündete ein Friedensfeuer an.

Atomare Rüstung als Mittel der Abschreckung sei kein Beitrag zum Frieden, warnte der Papst. Schließlich sei Frieden nicht vereinbar mit der "Furcht der gegenseitigen Zerstörung oder der Bedrohung der totalen Auslöschung". Damit distanzierte sich Franziskus von Papst Johannes Paul II., der 1982 in einer Rede vor den Vereinten Nationen atomare Abschreckung als notwendiges Übel bezeichnet hatte.

Franziskus klagte in seiner Ansprache auch über das viele "Geld, das verschwendet wird, und der Reichtum, der angehäuft wird," beim Handel mit Waffen. Dies sei ein "himmelschreiender Affront" in einer Welt, in der "Millionen Kinder unter unmenschlichen Bedingungen leben".

Nach seinem Besuch in Nagasaki reist der 82-Jährige weiter nach Hiroshima. Die beiden Städte sind bis heute die einzigen, die von Atombomben getroffen wurden. Franziskus ist nach Johannes Paul II. der zweite Papst, der Nagasaki und Hiroshima besucht.

asc/dpa/AFP
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