Naher Osten
Israel plant Abriss illegaler Siedler-Häuser
Die israelische Armee will die Einhaltung des Baustopps für jüdische Siedlungen durchsetzen - und illegal errichtete Häuser abreißen. Zudem könnten bald Spezialeinheiten, unbemannte Spionage-Flugzeuge und Handystörfeuer zum Einsatz kommen. Die Siedler sprechen von einer "Kriegserklärung".
Jerusalem - Die israelische Regierung will den angeordneten Baustopp in den jüdischen Siedlungen möglicherweise schon bald mit Hilfe von Spezialeinheiten, unbemannten Spionage-Flugzeugen und Handystörfeuer durchsetzen. Das geht aus Planungen der Streitkräfte hervor. Demnach sollen die Drohnen illegale Bauten fotografieren. Dann würden Militärzonen eingerichtet, um Demonstranten und Journalisten während der Zerstörung illegaler Siedlungen aus dem Gebiet fernzuhalten. Neben Spezialeinheiten sollten auch technische Experten eingesetzt werden, die den Handyverkehr der Siedler stören, hieß es.
Zudem will die israelische Armee illegal errichtete Häuser abreißen. Wie ein Vertreter der Sicherheitsbehörden am Sonntag sagte, sollen alle Gebäude im
niedergerissen werden, deren Bau ungeachtet des Ende November verhängten Moratoriums begonnen wurde. Die Siedler sprachen von einer "Kriegserklärung".
"Wir bereiten uns auf den Moment vor, an dem den Inspektoren der Zugang zu den Siedlungen verwehrt wird und wir gezwungen sind, die illegalen Bauten niederzureißen", der Sicherheitsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Er bestätigte damit Berichte israelischer Medien, nach denen ein entsprechender Großeinsatz von Hunderten Soldaten, Grenzwachen und Sicherheitsbeamten vorbereitet wird.
Hintergrund ist der auf zehn Monate befristete Baustopp von Siedlungen im Westjordanland, den Ministerpräsident
Ende November auf Druck der USA
angeordnet hatte. Die Behörden erteilten seither zahlreiche Abrissbefehle und zogen damit den Zorn der Siedler auf sich. Es kam bereits mehrfach zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften.
Den Berichten zufolge rechnet das Militär nun mit zunehmender Gewalt. Der Einsatz soll demnach von Hunderten Soldaten abgesichert werden. Zudem seien Straßensperren und Überwachungsflüge geplant. Um die Siedler an Absprachen für Proteste zu hindern, sollen auch Telefonverbindungen gekappt werden.
Das Verteidigungsministerium rief die Siedler auf, den Baustopp zu respektieren und Gewalt zu vermeiden. Der Vorsitzende des wichtigen Siedlerrats Jescha, Danny Dajan, erklärte hingegen, dass die Umsetzung des Abrissplans eine "Kriegserklärung der Regierung an Zivilisten" sei.
Die Siedlungsfrage ist einer der zentralen Streitpunkte in der Nahostpolitik. Netanjahu verweigert sich beharrlich Forderungen der internationalen Gemeinschaft nach einem vollständigen Stopp des Siedlungsbaus im Westjordanland. Die Palästinenser halten das Moratorium hingegen für unzureichend und fordern ein Ende der israelischen Siedlungspolitik.