Nahost-Krisengespräche "Arafat wollte nicht unterzeichnen"
Paris - Der israelische Rundfunk meldete, Barak werde voraussichtlich auch nicht an dem im ägyptischen Badeort Scharm-el-Scheich geplanten Treffen mit Arafat und Ägyptens Präsident Husni Mubarak teilnehmen.
"Arafat hat sich geweigert zu unterzeichnen", hieß es in israelischen Kreisen zu einem unter US-Vermittlung ausgearbeitetem Abkommen über eine Waffenruhe mit Israel. Bei den Zusammenstößen in den vergangenen Tagen sind bislang mindestens 66 Menschen getötet worden.
Bei den Gesprächen in Paris hatte US-Außenministerin Madeleine Albright vermittelt. Aus Kreisen der US-Delegation verlautete, Albright werde mit nach Ägypten reisen. Es sei nicht unbedingt erforderlich, dass er in Scharm-el-Scheich anwesend sei.
Der palästinensische Unterhändler Jassir Abed Rabbo hatte am Morgen in Paris israelischen Angaben widersprochen, es habe eine Einigung über die Eindämmung der Unruhen gegeben. Die einzige Vereinbarung sei, die Gespräche in Scharm-el-Scheich fortzusetzen, sagte Rabbo. Keinem Punkt des Sicherheitsdokuments, das noch in der Nacht hätte unterzeichnet werden sollen, hätten die Palästinenser zugestimmt. Er bekräftigte die Forderung Arafats nach einer internationalen Untersuchung der Unruhen unter Einschluss der Vereinten Nationen. Israel habe dagegen ein Komitee der USA verlangt.
Zuvor hatte es in israelischen Kreisen geheißen, Arafat und Barak hätten sich geeinigt. Die Übereinkunft sehe den Rückzug der israelischen Truppen in Stellungen vor, die die Soldaten vor dem Ausbruch der Gewalt am Donnerstag vergangener Woche eingenommen hätten. Im Gegenzug hätten die Palästinenser zugestimmt, zwei zentrale Schauplätze der Auseinandersetzungen im Westjordanland und einen im Gaza-Streifen zu meiden.
Die Gespräche in Paris hatten sich hingezogen, und erst am Nachmittag war es Albright gelungen, Barak und Arafat gemeinsam an einen Tisch zu bringen. Arafat hatte einmal ärgerlich das Gespräch abgebrochen, konnte aber zur Rückkehr bewogen werden.
Am Mittwoch kamen bei neuen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen und im Westjordanland fünf Palästinenser ums Leben, darunter auch ein neunjähriger Junge. Der an einer Kreuzung nahe der jüdischen Siedlung Netzarim im Gaza-Streifen getötete Junge ist das jüngste Opfer der Unruhen, die am Donnerstag vergangener Woche nach dem Besuch des rechtsgerichteten israelischen Politikers Ariel Scharon auf dem Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem begonnen hatten.