Nahostkrise Zwölf Zivilisten bei Luftangriff getötet

Die militärische Auseinandersetzung in Nahost geht mit unverminderter Härte weiter. Bei einem israelischen Luftangriff sind in Beirut zwölf Zivilisten getötet worden. Zuvor hatten Kämpfer der Hisbollah-Miliz Raketen auf die israelische Hafenstadt Haifa abgefeuert.

Haifa - Der Luftangriff galt libanesischen Polizeiangaben zufolge einem Kleinbus. Das Fahrzeug sei in einem Stadtviertel im Süden der libanesischen Hauptstadt unterwegs gewesen, als er von einer Rakete getroffen worden sei.

Kurz zuvor hatte der bewaffnete Arm der Hisbollah, der "Islamische Widerstand", eine Erklärung zum heutigen Raketenangriff auf die israelische Hafenstadt Haifa verbreitet. Dutzende Raketen der Typen Raad 2 und Raad 3 seien abgeschossen worden. Der Angriff sei die Antwort auf die "andauernden Angriffe auf verschiedene libanesische Regionen" durch Israel, hieß es.

Bei dem jüngsten Raketenbeschuss wurden sechs Menschen verletzt, erklärte ein Verantwortlicher von Magen David Adom, dem israelischen Gegenstück zum Roten Kreuz. Ein Mensch sei schwer verletzt worden. Ein AFP-Reporter berichtete, eine der Raketen habe ein dreistöckiges Wohnhaus getroffen. Die oberen beiden Stockwerke stürzten nach dem Raketeneinschlag in sich zusammen. Danach brach ein Feuer aus. Rettungskräfte suchten nach Menschen, die unter den Trümmern liegen. Weitere Geschosse schlugen in den Ortschaften Tiberias und Acre ein. In Folge des Raketenbeschusses schloss die Verwaltung von Haifa den Hafen, einen der wichtigsten Umschlagplätze in der Region.

Das libanesische Fernsehen berichtete am Mittag, ein israelischer F-16-Kampfbomber sei abgeschossen worden. In dem Bericht wurden Trümmer der Maschine gezeigt. Von israelischer Seite gibt es bisher keine Bestätigung für den Bericht.

Der israelische Armeerundfunk berichtete, Israel plane die Einrichtung einer Art Sicherheitszone im Libanon an der Grenze zu Israel. Es solle verhindert werden, dass sich Hisbollah-Kämpfer näher als einen Kilometer der israelischen Grenze näherten. Planierraupen seien in den Süden Libanons vorgedrungen mit dem Ziel, verlassene Hisbollah-Stellungen zu zerstören, berichtete der Rundfunk.

Bei den israelischen Angriffen auf Ziele im Libanon sind nach Angaben der libanesischen Polizei allein heute mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Zwei Menschen starben bei einem Angriff auf den Hafen von Beirut. Bei einem Angriff nahe der Hafenstadt Tripolis im Norden des Landes kamen sieben libanesische Soldaten ums Leben. Der internationale Flughafen von Beirut wurde während der Nacht mehrfach beschossen. Nach Angaben der libanesischen Armee haben israelische Kampfflieger über Nacht mindestens 60 Ziele getroffen. In der Stadt Baalbek im Norden des Landes, die als Hochburg der Hisbollah-Miliz gilt, wurden unter anderem Tankstellen und eine Schule getroffen.

Insgesamt ist die Zahl der Opfer auf libanesischer Seite nach Angaben der Behörden auf mindestens 170 gestiegen. Damit sind in der jüngsten Krise mehr Libanesen ums Leben gekommen als während der israelischen Militäraktion 1996, als etwa 150 Menschen getötet wurden.

Eine israelische Regierungssprecherin dementierte inzwischen Berichte, wonach Israel seine Militäroffensive gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon beenden will. Israel werde weiterhin jedes Hisbollah-Ziel angreifen, insbesondere Stellungen, von denen Raketen auf Israel abgefeuert würden, sagte die Sprecherin. Der israelische Sender Kanal 10 hatte zuvor unter Berufung auf einen Armee-Offizier berichtet, das Militär könnte seine Offensive in einigen Tagen abschließen.

Der TV-Sender hatte zudem den israelischen Offizier mit der Drohung zitiert, das Militär werde nicht zögern, die Offensive auszuweiten und das gesamte Elektrizitätsnetz des Landes auszuschalten, sollte die libanesische Hisbollah-Miliz ihre Angriffe auf Israel fortsetzen.

Das israelische Militär begann Mitte vergangener Woche eine Militäroffensive gegen Hisbollah-Kämpfer im Süd-Libanon, nachdem diese mehrere Soldaten bei Angriffen getötet und zwei entführt hatten.

ler/AFP/AP/Reuters/dpa

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