Nato-Angriff in Pakistan "Die Entschuldigung der USA ist ein Witz"
Islamabad - Die Entschuldigung der USA reicht der pakistanischen Armee nicht: Nachdem bei einem Nato-Angriff im Stammesgebiet Mohmand 24 pakistanische Soldaten getötet wurden, verschärft Pakistan den Ton. Ein Armeesprecher im nordwestpakistanischen Peschawar wies die Entschuldigung von US-Außenministerin Hillary Clinton deutlich zurück: Die Entschuldigung der US-Amerikaner sei "ein Witz", sagte er SPIEGEL ONLINE. "Sie töten unsere Soldaten, sagen sorry, und alles soll gut sein? Was soll das?"
Auch Generalmajor Athar Abbas, Chefsprecher der Armee, sagte dem pakistanischen Fernsehsender Express 24/7: "Diese Entschuldigung reicht nicht aus." Der Angriff auf pakistanische Truppen sei "willkürlich, brutal und unverantwortlich". Abbas betonte, niemand der eigenen Leute habe in Richtung afghanischer Grenze geschossen. Derartige Berichte seien unwahr. "Es gibt überhaupt keinen Grund, von Pakistan aus in Richtung Afghanistan zu schießen."
Vorsätzlicher Angriff?
Das "Wall Street Journal" hatte zuvor unter Berufung auf drei afghanische und einen westlichen Verantwortlichen berichtet, Soldaten der afghanischen Armee und der Nato seien an der Grenze unter Beschuss des pakistanischen Militärpostens geraten. Zudem seien die pakistanischen Behörden rechtzeitig informiert worden, dass die Nato Luftunterstützung für einen Einsatz gegen die Taliban angefordert habe.

Angriff im Grenzgebiet: China schlägt sich auf die Seite Pakistans
Abbas stellt dies anders dar. Demzufolge hätten die pakistanischen Streitkräfte den Distrikt Mohmand von Extremisten befreit, so dass es keinen Grund gebe, dort Terroristen zu vermuten. "Wir haben in dieser Region im Kampf gegen Militante mehr als 70 Soldaten verloren. Müssen wir nun auch noch von Seiten der Nato mit Gewalt rechnen?"
Die Armee erhebt nun schwere Vorwürfe: Man müsse von einem vorsätzlichen Angriff der Nato ausgehen, heißt es in Islamabad. Die Nato-geführte Afghanistan-Schutztruppe Isaf sei über den Standort eines jeden pakistanischen Armeeposten informiert, sagte Abbas dem Sender Geo TV. Bei dem Angriff habe es sich nicht um ein Missverständnis gehandelt. "Zu sagen, das sei keine vorsätzliche Handlung gewesen, heißt, die Tatsachen zu verdrehen."
China "tief geschockt"
Der Nato-Luftangriff war der blutigste Zwischenfall seit dem Beginn des Isaf-Einsatzes vor zehn Jahren. Er führte zu schweren diplomatischen Verwerfungen. Pakistans Regierung verurteilte die Attacke und kündigte eine Überprüfung ihrer Zusammenarbeit mit der Nato und den USA an. Sie stoppte Nachschublieferungen für die Nato-Truppe Isaf in Afghanistan.
Unterstützung bekommt Islamabad nun von Peking. Die Volksrepublik bringt sich als neue Regionalmacht in Stellung - und zeigte sich am Montag daher "tief geschockt" über den Nato-Angriff. "China glaubt, dass Pakistans Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität respektiert werden müssen", hieß es in einem Statement des Sprechers des Außenministeriums. Peking forderte, der Vorfall müsse "genau untersucht" werden.
In Pakistan hat der Angriff eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Vereinigung der Betreiber von Tanklastwagen teilte am Montag mit, sie werde keinen Nato-Nachschub mehr transportieren.