Kommandoübernahme um Mitternacht Nato beginnt Großmanöver "Trident Juncture"

Es ist das größte Nato-Manöver seit Ende des Kalten Krieges: In Norwegen hat "Trident Juncture" begonnen. Rund 50.000 Soldaten werden zwei Wochen lang trainieren - und ein Signal an Russland senden.
US-Flugzeugträger auf dem Weg nach Norwegen

US-Flugzeugträger auf dem Weg nach Norwegen

Foto: Johan Falnes/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Die Nato hat in der Nacht zum Donnerstag ihr größtes Manöver seit Ende des Kalten Krieges gestartet. Nach Angaben einer Bündnissprecherin übernahm der zuständige US-Admiral James G. Foggo um 0.01 Uhr das Kommando über die rund 50.000 beteiligten Soldaten. Sie werden nun zwei Wochen lang in Norwegen sowie in den umliegenden Luft- und Seegebieten gemeinsam trainieren. Neben den Soldaten sind auch rund 10.000 Fahrzeuge sowie mehr als 300 Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Schiffe mit dabei.

Ziel des Manövers ist es, ein Signal der Abschreckung an Russland zu senden und für den sogenannten Bündnisfall zu trainieren. Dieser könnte ausgerufen werden, wenn einer oder mehrere der 29 Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen würden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten Beistand leisten.

"'Trident Juncture' wird die klare Botschaft aussenden, dass wir bereit sind, alle Bündnispartner gegen jegliche Gefahr zu verteidigen", sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Um glaubhaft abschrecken zu können, müsse man die Stärke des Bündnisses zeigen.

Deutschlands Beteiligung

Die Bundeswehr ist mit rund 10.000 Soldaten an "Trident Juncture" beteiligt und damit zweitgrößter Truppensteller nach den USA. Das starke Engagement ist vor allem dadurch begründet, dass Deutschland ab Anfang 2019 die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato übernehmen soll. Die sogenannte VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) wurde im Zuge der Ukrainekrise aufgestellt und ist ebenfalls ein Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland, der seit 2014 wieder starke Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und offensiv damit begonnen, prorussische Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen.

Das Manöver kostet Deutschland rund 90 Millionen Euro. Gut die Hälfte davon fließt ins Gastgeberland Norwegen, wo unter anderem für die Verpflegung und Bereitstellung von Feldlagern bezahlt werden muss. Der Rest ist für den Hin- und Rücktransport von Personal und Material eingeplant, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Soldaten der 24th Marine Expeditionary Unit in Island auf dem Weg zu einem Feldlager für "Trident Juncture"

Soldaten der 24th Marine Expeditionary Unit in Island auf dem Weg zu einem Feldlager für "Trident Juncture"

Foto: Lance Cpl. Menelik Collins/US Marine Corps/DPA

In der ersten Runde des Nato-Manövers werden nach Bündnisangaben von Ländern wie Deutschland, Italien und Großbritannien gebildete "südliche Kräfte" einen Angriff von "nördlichen Kräften" abwehren. Letztere sollen unter anderem aus Truppen der USA, Kanadas und Norwegens bestehen. In der zweiten Runde sieht das Szenario dann einen Gegenangriff der "südlichen Kräfte" auf die "nördlichen Kräfte" vor.

Neben allen 29 Nato-Staaten beteiligen sich auch die Partnerländer Schweden und Finnland an dem Manöver.

Im Video: Wettrüsten der Supermächte - so begann der Kalte Krieg

aar/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten