Gipfel in Wales Nato bietet irakischem Militär Hilfe an

Die Nato ist bereit, das irakische Militär beim Kampf gegen den "Islamischen Staat" zu unterstützen. Von einer Kampfmission ist bisher aber keine Rede - es soll um Ausbildung und Waffenlieferungen gehen.
Kämpfer gegen den IS im Irak: Schon bald Unterstützung durch die Nato

Kämpfer gegen den IS im Irak: Schon bald Unterstützung durch die Nato

Foto: STRINGER/IRAQ/ REUTERS

Die Nato hat dem irakischen Militär grundsätzlich Hilfe zugesagt. Zu Beginn des Nato-Gipfels in Wales sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, bisher habe die Allianz aus Bagdad aber noch keine Bitte um Unterstützung erhalten.

Sollte der Irak jedoch um Hilfe bitten, so Rasmussen, "würden wir das ernsthaft diskutieren". Der Generalsekretär schränkte allerdings umgehend ein, eine mögliche Unterstützung würde maximal eine Trainingsmission für die irakischen Streitkräfte bedeuten. Von einem Kampfeinsatz gegen die Einheiten des "Islamischen Staats" (IS) will man in der Allianz bisher noch nicht einmal reden. Die vorsichtigen Äußerungen des sonst recht forschen Generalsekretärs illustrieren, wie schwer sich die Nato-Mitglieder in dieser Krise tun.

Zwar mahnten die USA und Großbritannien vor dem Gipfel bei jeder Gelegenheit, die Staatengemeinschaft müsse den Vormarsch des IS mit allen Mitteln stoppen. Regierungschef David Cameron hatte dies am Donnerstagmorgen erneut im britischen Fernsehen gesagt. Auch Rasmussen nannte die Krise im Irak und in Syrien in einem Atemzug mit dem Thema Ukraine. Gleichwohl gibt es in der Militärallianz "keinerlei Appetit" auf einen Kampfeinsatz, so ein Nato-Diplomat. Ein erster Schritt für ein mögliches Engagement der Nato im Irak ist das Angebot von Rasmussen trotzdem.

Rasmussen lobt "individuelle Schritte"

Britische Kommentatoren werteten die Aussagen ihres Premiers Cameron als Indikator, dass sich London schon bald an den US-Luftschlägen gegen den IS über dem Nordirak beteiligen könnte. Bisher fliegt Großbritannien nur mit Aufklärungsjets, während die USA Tag und Nacht mit mindestens drei Kampfbombern und Drohnen in der Luft sind.

Rasmussen lobte die USA erneut für das Eingreifen im Nordirak und begrüßte die "individuellen Schritte" einzelner Länder, durch Waffenlieferungen die kurdischen Streitkräfte in ihrem Kampf gegen den IS zu unterstützen. Bis Donnerstag haben gut ein Dutzend Länder Waffen- und Materiallieferungen angekündigt. Auch Deutschland hat ein größeres Paket an Waffen bis hin zu panzerbrechenden Raketen zugesagt, die schon bald gen Irak gehen sollen.

Bis 2011 hatte die Allianz eine kleine Trainingsmission für die irakischen Sicherheitskräfte. Selbst wenn der Irak nun um die Wiederaufnahme dieser Mission bitten würde, dürften viele Länder davor zurückschrecken, wieder Trainer in die höchst angespannte Situation im Irak zu entsenden.

Etwas konkreter wird innerhalb der Allianz eine andere Rolle der Nato in Sachen Irak diskutiert. So könnte auf dem Gipfel beschlossen werden, dass die Nato die Koordination der Waffenlieferungen an die Kurden übernimmt und sich auch beim Transport von Waffen und Material in die Region beteiligt. Bisher hatte das Kommando der US-Armee die Zusagen verschiedener Länder organisiert und dafür gesorgt, dass es keine doppelten Lieferungen gibt.

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