Nato-Jubiläum Streit überschattet Feierlichkeiten

Zum 70-jährigen Jubiläum der Nato wirkt die Stimmung beim Treffen in Washington nicht gerade feierlich. Zwischen der Türkei und den USA eskaliert ein Streit. US-Vize Pence kritisiert auch Deutschland.
Jens Stoltenberg eröffnet das Nato-Treffen in Washington D.C.

Jens Stoltenberg eröffnet das Nato-Treffen in Washington D.C.

Foto: JIM LO SCALZO/EPA-EFE/REX

In Washington D.C. haben die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der Nato begonnen. Das Jubiläum wird allerdings von einem Streit überschattet, der gerade zwischen den USA und der Türkei eskaliert. Und auch zwischen den USA und Deutschland schwelt weiterhin ein Konflikt.

Beim Streit zwischen Ankara und Washington geht es um den Kauf des umstrittenen russischen S-400-Raketenabwehrsystems. Die Türkei hält an dem Deal mit Moskau fest, die USA kritisieren das scharf.

US-Vizepräsident Mike Pence sagte: "Die Türkei muss wählen: Will sie ein entscheidender Partner des erfolgreichsten Militärbündnisses der Weltgeschichte bleiben, oder will sie die Sicherheit dieser Partnerschaft riskieren, indem sie unverantwortliche Entscheidungen trifft, die dieses Bündnis untergraben?" Der US-Kongress drohte Ankara zudem in einer Erklärung mit Sanktionen.

US-Vizepräsident Mike Pence: "Die Türkei muss wählen."

US-Vizepräsident Mike Pence: "Die Türkei muss wählen."

Foto: Cliff Owen/AP

Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay antwortete Pence mit ähnlicher Wortwahl. "Die Vereinigten Staaten müssen wählen", schrieb er auf Twitter. "Wollen sie ein Verbündeter der Türkei bleiben, oder wollen sie unsere Freundschaft riskieren, indem sie sich mit Terroristen zusammentun, um die Verteidigung ihres Nato-Verbündeten gegen seine Feinde zu untergraben?" Oktay spielte auf die Unterstützung der USA für die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien an. Ankara sieht in der YPG einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Türkei will weiter amerikanische F-35-Kampfjets beziehen

Die US-Regierung will der Türkei statt des Systems aus Moskau ihr Flugabwehrraketensystem Patriot verkaufen. Pence machte zudem klar: Sollte die Türkei das S-400-Raketenabwehrsystem erwerben, riskiere das Land den Ausschluss aus dem Programm des F-35-Kampfjets. Gegen diese kann das russische System theoretisch eingesetzt werden. Zu Beginn der Woche hatten die USA erklärt, kein Material für die Flugzeuge mehr an Ankara zu liefern.

Nato-Außenminister beim Jubiläumstreffen

Nato-Außenminister beim Jubiläumstreffen

Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte vor dem Beginn des Nato-Treffens, er halte es nicht für ausgemacht, dass die Türkei wegen des Deals mit Russland auf amerikanische F-35-Kampfjets verzichten müsse. Das Raketenabwehrsystem S-400 müsse nicht mit Nato-Systemen kompatibel sein, sagte er. Es sei ein Verteidigungssystem für den Eigengebrauch. Zu der Vereinbarung mit Russland sagte Cavusoglu: "Der S-400-Deal ist geschlossen, wir werden davon nicht zurücktreten."

Streit um deutsche Verteidigungsausgaben geht weiter

Aber nicht nur an die Türkei, sondern auch an Deutschland richtete Pence klare Worte - und wiederholte damit die Kritik von Präsident Donald Trump. Denn wieder einmal ging es um die deutschen Verteidigungsausgaben. Pence erklärte bei einer Rede vor Beginn der eigentlichen Feierlichkeiten, Deutschland habe die stärkste Wirtschaft in Europa, weigere sich aber, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung zu investieren. "Deutschland muss mehr tun", mahnte Pence.

Bundesaußenminister Maas wehrte sich gegen die Kritik an den deutschen Ausgaben. "Ich weiß, unser Haushaltsverfahren ist für Außenstehende manchmal schwer zu verstehen", sagte er in einer Rede kurz nach seiner Ankunft in Washington. "Aber wir haben uns klar dazu bekannt, mehr Geld in Verteidigung zu investieren, und wir halten Wort."

Die Staats- und Regierungschefs der Nato hatten 2014 vereinbart, dass sich alle Mitgliedstaaten bei ihren Verteidigungsausgaben bis 2024 einem Wert von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts annähern sollen. Deutschland hat 1,5 Prozent bis 2024 fest zugesagt.

aev/dpa
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